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Rotkäppchen und der böse Wolf

Rotkäppchen und der böse Wolf

Titel: Rotkäppchen und der böse Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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ereigneten sich einige Zwischenfälle.
    Der erste war der unerklärliche Geruch in Mr Meadowes’ Zimmer.
    Mr Meadowes war ja wirklich nicht anspruchsvoll und keineswegs ein unbequemer Gast. Zuerst erwähnte er den Geruch ganz nebenbei, dann aber mit wachsendem Nachdruck und einer gewissen Gereiztheit.
    Mrs Perenna wurde als höchste Instanz zugezogen. Sosehr es ihr gegen den Strich ging, sie konnte nicht ableugnen, dass es nach irgendetwas roch. Und zwar ziemlich unangenehm. Vielleicht, so meinte sie, war der Gashahn am Kamin undicht.
    Tommy bückte sich und schnupperte. Nein, vom Gashahn kam der Geruch nicht. Auch nicht vom Boden. Er war überzeugt, dass irgendwo eine tote Ratte lag.
    Nun, so etwas mochte woanders vielleicht vorkommen, meinte Mrs Perenna, aber in ihrer Pension gab es keine Ratten – höchstens eine kleine Maus. Aber sie hatte auch noch nie eine Maus hier gesehen.
    Mr Meadowes sagte energisch, dass dieser Geruch allermindestens von einer Ratte kommen müsse, und noch energischer setzte er hinzu, er würde auf keinen Fall mehr in diesem Zimmer schlafen. Mrs Perenna solle ihm gefälligst ein andres Zimmer geben.
    »Aber natürlich«, sagte Mrs Perenna, »das wollte ich Ihnen selbst gerade vorschlagen. Allerdings ist leider nur noch ein Zimmer frei, und dazu ein ziemlich kleines ohne Aussicht aufs Meer. Aber wenn Sie damit einstweilen vorlieb nehmen wollen…«
    Mr Meadowes war einverstanden. Nur weg von diesem grässlichen Geruch. Mrs Perenna führte ihn daraufhin in ein kleines Zimmer, das zufälligerweise gerade dem von Mrs Blenkensop gegenüberlag, und wies Beatrice an, Mr Meadowes’ Sachen in dieses Zimmer zu bringen. So war alles zufrieden stellend geordnet.
    Der zweite Zwischenfall war Mr Meadowes’ Heuschnupfen. Jedenfalls sprach er zuerst von Heuschnupfen. Später gab er zögernd zu, vielleicht habe er sich doch erkältet. Er nieste dauernd, und seine Augen tränten. Niemand bemerkte die leise Andeutung von Zwiebelgeruch in Mr Meadowes’ großem seidenem Taschentuch; er übertönte ihn auch völlig mit einer dichten Wolke von Eau de Cologne.
    Nach unendlichem Niesen und Schnauben entschloss sich Mr Meadowes erschöpft, einen Tag im Bett zu bleiben.
    Gerade an diesem Morgen bekam Mrs Blenkensop zufällig einen Brief von ihrem Sohn »Douglas«. Sie war so aufgeregt und verwirrt, dass sie jedem Gast von diesem Brief erzählen musste.
    »Denken Sie nur, der Brief ist überhaupt nicht durch die Zensur gegangen. Douglas konnte ihn einem Freund mitgeben, der auf Urlaub fuhr, und nun hat er mir endlich einmal ganz offen schreiben können. Jetzt sehe ich erst«, fügte sie mit weisem Kopfnicken hinzu, »wie wenig wir hier wissen, was vorgeht.«
    Nach dem Frühstück ging sie in ihr Zimmer, öffnete das japanische Kästchen und legte den Brief hinein. Zwischen die zusammengefalteten Blätter streute sie vorsichtig etwas Reispuder, ganz unauffällig, nur einen Hauch. Sie schloss das Kästchen und drückte ihre Finger fest auf die Oberfläche.
    Als sie ihr Zimmer verließ, hustete sie, und aus dem gegenüberliegenden Raum kam ein geschickt nachgeahmtes Niesen. Tuppence lächelte und ging die Treppe hinab.
    Sie hatte schon beim Frühstück verkündet, dass sie nach London fahren wolle – sie müsse mit ihrem Anwalt sprechen und einige Besorgungen machen. Die Pensionsgäste umringten sie und überhäuften sie mit verschiedenen Aufträgen – »Aber natürlich nur, wenn Sie wirklich Zeit haben.«
    Major Bletchley hielt sich abseits von dem Weibergeschnatter. Er las die Zeitung und begleitete seine Lektüre mit laut geäußerten Kommentaren. Vor der Haustür traf Tuppence Klein-Betty und fragte sie, was sie ihr aus London mitbringen solle. Betty hatte eine Schnecke gefunden, die sie mit ihren heißen Händchen umklammerte, und plapperte entzückt vor sich hin. Tuppence machte Vorschläge: »Ein Miezekätzchen? Ein Bilderbuch? Buntstifte zum Malen?« Betty entschied: »Betty Siffe malen.« Und Tuppence schrieb »Buntstifte« auf ihre Einkaufsliste.
    Sie ging durch den Garten, um über einen kleinen Pfad durch das Hinterpförtchen auf die Straße zu gelangen, als sie unerwartet auf Carl von Deinim stieß. Er lehnte an der Gartenmauer, seine Hände waren zu Fäusten geballt; als Tuppence sich ihm näherte, sah sie, dass sein gewöhnlich so unbewegtes Gesicht völlig verzerrt war vor Erregung.
    Tuppence blieb unwillkürlich stehen und fragte: »Ist etwas los?«
    »Ja, es ist etwas los«, antwortete er mit

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