Rotkäppchens Rache
Tändeleien der Elfenrasse waren menschliche Verbindungen relativ langweilig.
»Sie mag mich nicht, stimmt’s?« Faziya beobachtete Schnee und Danielle. »Danielle ist zu allen nett und eurer Wolfsfreundin scheint alles egal zu sein, aber Schnee -«
»Sie hat Schmerzen.« Schnee wäre wütend, wenn sie wüsste, dass Talia mit Faziya über sie sprach, aber Faziya war eine ausgebildete Heilerin. Vielleicht gab es ja etwas, was sie tun konnte. »Sie hat sich in einem Kampf den Schädel gebrochen. Seitdem verursacht ihr der Gebrauch von zu viel Magie enorme Schmerzen. Diese letzten Tage waren schwierig für sie.«
»Das ist gefährlich«, sagte Faziya. »Kopfverletzungen sind unberechenbar; der Schaden kann jahrelang verborgen bleiben. Es gibt Arzneien, die die Schmerzen lindern könnten, aber ich würde ihren Einsatz nicht empfehlen. Wenn sie in dieser Beziehung auch nur entfernt so ist wie du, dann wird der Versuch, die Schmerzen zu verdecken, nur dazu führen, dass sie sich noch mehr anstrengt und sich damit auf lange Sicht noch mehr Schaden zufügt.«
»Das würde sie«, bestätigte Talia. »Aber zu versuchen, Schnee vom Zaubern abzuhalten, ist wie zu versuchen, dich dazu zu bringen, die Wüste zu verlassen.«
Jetzt war es an Faziya, zu erröten. »Was hast du jetzt eigentlich vor? Selbst wenn Muhazil zu dem Schluss kommt, dass mein Fluch von einer Deev verhängt wurde, so haben sie doch offensichtlich nicht mehr Ahnung als wir, wo Zestan zu finden ist.«
Im Lauf der vergangenen paar Stunden waren Danielle, Schnee und sogar Roudette vorbeigekommen, um dieselbe Frage zu stellen. Talia gab Faziya dieselbe Antwort, die sie ihnen auch gegeben hatte. »Ich bin mir nicht sicher.«
»Lügnerin!« Sie lächelte, doch ihre Augen waren traurig. »Du wärst niemals so ruhig, wenn du nicht wüsstest, was du als Nächstes machen sollst. Du gehst fort, nicht wahr?«
Es hatte keinen Zweck, Faziya anzulügen. »Du hast gehört, was die Wilde Jagd deinem Volk angetan hat. Wenn Rajil als Beispiel genommen werden kann, dann schwingen die Elfen bereits das Zepter in den Städten. Ich darf nicht zulassen, dass Zestan Arathea übernimmt.«
»Ich könnte mit dir kommen.«
»Du kannst ja kaum gehen!«
Faziya ergriff Talias Arm und ließ die Finger unter ihrem Ärmel hochwandern, bis sie die Narbe an ihrem Unterarm berührten. »Du machst es dir zur Gewohnheit, Narben und gebrochene Knochen zu sammeln. Du könntest eine zusätzliche Heilerin gebrauchen. Ich könnte deiner Freundin Schnee ein wenig Last von den Schultern nehmen.«
»Jede Heilerin würde dir sagen, du sollst hierbleiben, bis du geheilt bist.«
»Willst du Schnee auch hierbleiben lassen? Du hast immer versucht, mich zu beschützen, als ob ich ein zarter Schmetterling wäre, den die geringste Last erdrücken würde.« Sie stand auf und griff nach den Schnüren, die die Zeltklappen offen hielten. Sie warf einen Blick über die Schulter, und ihr Lächeln nahm ihren Worten die Schärfe. »Vielleicht sollte ich dich dein eigenes Urteil bilden lassen, wie weit ich wieder genesen bin.«
Die Vorderklappe fiel zu, und Talias Atem ging schneller. »Das ist Muhazils Zelt! Selbst wenn du gesund wärst, sollten wir -«
»Wir sind Gäste des Stammes«, schnitt Faziya ihre Einwände ab. »Sein Zuhause ist dein Zuhause. Es anders zu behandeln würde ihn beleidigen.« Langsam streckte sie die Hand aus und löste Talias Haar. Ihre Finger krochen an den Seiten von Talias Hals hinunter. Trotz der Hitze zitterte Talia.
Mit einem schelmischen Ausdruck im Gesicht wich Faziya zurück. »Ich könnte allerdings Hilfe brauchen, um aus diesen Gewändern zu kommen.«
»Du bist verletzt.« Talia schluckte und zwang sich dazu, die Hände bei sich zu behalten. »Ich sollte das nicht tun.«
»Ich bin die Heilerin. Ich werde beurteilen, was meiner Genesung am förderlichsten ist!« Faziya lachte. »Ich liebe es, wie deine Stimme dunkler wird, wenn deine Leidenschaft entfacht wird!«
Talia stand auf verlorenem Posten, und sie wusste es. Nicht dass sie besonderen Wert darauf gelegt hätte, zu gewinnen. »Und du bist sicher, dass du stark genug bist?«
Faziya beugte sich dicht an sie heran, und ihre Lippen streiften ihre Wangen, als sie flüsterte: »Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden.«
*
Roudette durchquerte das Lager, ohne die Hunde zu beachten, die bellten und ihr in einiger Entfernung folgten. Nur als einer zu nahe herankam, drehte sie sich um und sah ihn an. Sie sagte nichts,
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