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Rotkäppchens Rache

Rotkäppchens Rache

Titel: Rotkäppchens Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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in der Hitze, aber die Verzauberung blieb, sichtbar in Form dünner Striche aus Gold.
    »Du hast vorhin gesagt, dass jedes Hellsichtbecken mit Königin Lakhims Palast verbunden ist.« Schnee runzelte die Stirn. »Welche Farbe hat der Rand von Lakhims Becken?«
    »Was spielt das für eine Rolle?« Talia stand mit Faziya in der offenen Vorderseite des Zelts. Faziya hatte noch kein Wort gesagt, seit sie von ihren Plänen erfahren hatte.
    »Willst du wirklich einen Vortrag über den Einfluss unterschiedlicher Materialien auf Binde- und Schutzzauber oder über die magischen Gesetze, die von solchen verknüpften Verzauberungen verlangen, dass sie aus ähnlichen Substanzen konstruiert werden?« Schnee schenkte ihr ein schalkhaftes Lächeln. »Die Prinzipien der Ähnlichkeit sind seit wenigstens sechshundert Jahren bekannt. Ein Menschenzauberer namens Adgis von Millgason war der Erste, der sie in schriftlicher Form niederlegte. Er verbrachte sein Leben mit dem Versuch einer exakten Quantifizierung des Grades der -«
    »Gold, glaube ich«, sagte Talia. »Aber sicher bin ich mir nicht. Ich habe mich nicht besonders lang in seiner Nähe aufgehalten und hatte überdies andere Sorgen als die Palastausstattung.«
    Schnee brummte und fügte ihrem Spiegel ein neues Symbol hinzu. »Aufgemaltes, Blatt- oder massives Gold?«
    »Woher soll ich das wissen?« Talia seufzte. »Lakhim ist zu sehr von sich eingenommen, um sich mit bloßer Farbe zufriedenzugeben.«
    Schnee kehrte wieder zu ihren Vorbereitungen zurück. Magische Kommunikation war mit viel größeren Risiken verbunden, als Talia oder Danielle klar war. Ein ungeschützter Kanal konnte es allen Arten von Widerlichkeiten ermöglichen, auf beiden Seiten anzugreifen. Sie hatten ja keine Ahnung, wie viel Magie Schnee in die Spiegel gewirkt hatte, die sie beide trugen, um sie vor solchen Angriffen zu schützen.
    »Tu das nicht!«, brach Faziya ihr Schweigen. Sie hatte sich an eine der Zeltstangen gelehnt, um sich abzustützen, und hielt sich mit einer Hand daran fest; in der anderen hielt sie Talias Hand. »Ich habe die Hecke einmal gesehen, bevor du aufgewacht bist. Es war damals Brauch, dass man eine Pilgerfahrt zur Hecke machte, bevor man sein Gelübde ablegte. Zestan würde dich wieder in dieses Gefängnis stecken, und ich könnte nie -«
    »Ich habe nicht vor, Zestan diese Chance zu geben«, sagte Talia. »Sie wird glauben, dass ich hilflos bin, eine Gefangene Roudettes. Es sollte mir möglich sein, nahe genug heranzukommen, um zuzuschlagen.«
    »Und was dann?«, wollte Faziya wissen. »Selbst wenn es dir irgendwie gelingen sollte, eine Deev umzubringen, denkst du, Zestans Lakaien werden sich dir einfach ergeben, wenn sie fällt?«
    »Uns ergeben«, korrigierte Talia. »Roudette hat schon erfolgreich gegen etliche Elfen gekämpft.«
    »Oh, verzeih mir! Ich vergaß, dass ihr der Wilden Jagd zu zweit entgegentreten wollt!« Faziya unternahm keinen Versuch, ihre Wut zu verbergen. »Euer Plan ist narrensicher, o du Weise!«
    Schnee räusperte sich. »Könntet ihr euch bitte leise streiten? Rajils Becken ist gut geschützt, und ich versuche gerade durchzubrechen, ohne jeden im Zelt dabei umzubringen!«
    »‘tschuldige!«, sagte Talia unwirsch.
    Schnee versuchte, sich auf ihren Spiegel zu konzentrieren. Das Gezänk störte sie nicht wirklich; sie und Talia hatten sich seit ihrer ersten Begegnung fast jeden Tag gestritten, wenigstens bis vor Kurzem. Bis sie Faziya gerettet hatte. Jetzt hatte diese Schnees Platz eingenommen, ob es bei dem neckischen Geplänkel um Mahlzeiten ging oder darum, ob oder ob nicht Faziya sie begleiten konnte, um Zestan die Stirn zu bieten.
    Schnee berührte ein flaches Päckchen an ihrem Gürtel. Die Ledertasche enthielt vier angespitzte Schneeflocken aus Stahl, die Talia vor einigen Jahren für sie in Auftrag gegeben hatte.
    Sie hätte sich für Talia freuen sollen, so wie es Danielle offensichtlich tat. Noch vor dem Ende der Nacht könnten sie sich einer Deev gegenübersehen - was kümmerte es sie da, ob Talia sich vor dem Kampf schnell noch einmal austobte? Insbesondere wenn man sich vor Augen hielt, wie gering die Chancen waren, dass eine von ihnen diesen Kampf überlebte. Hatte Schnee nicht selbst nur Stunden zuvor mit diesem Schäfer - wie hatte er noch geheißen - geflirtet?
    »Vertraust du Roudette?«, fragte Danielle leise.
    »Nein.« Talia lächelte. »Aber sie ist mindestens genauso versessen darauf, Zestan und die Wilde Jagd zu vernichten, wie wir

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