Rotkäppchens Rache
alle.«
Schnee stieß ihren Federkiel in den Kaffee und brachte ihren Zauber zu Ende. Sie rieb sich die Augen, dann studierte sie die Aufschrift. »Ich denke, ich habe eine Verbindung hergestellt. Wir müssten jetzt eigentlich - oh, oh!«
»Was ist?«, fragte Danielle.
Schnee ließ den Spiegel fallen und sprang weg, als ein Feuerstoß aus dem Glas hochschoss und das Zeltdach versengte. »Ich glaube, sie haben mich bemerkt. Wir sollten wahrscheinlich besser nach draußen gehen.«
Sie gehorchten bereitwillig. Die Flamme zeigte keinerlei Anzeichen, erlöschen zu wollen, und hatte sich inzwischen schon durchs Zeltdach gebrannt. Der größte Teil von Turz’ Schutzzaubern war dazu gedacht, vor Angriffen von außen zu schützen; diese Zauber taten wenig gegen einen Angriff von innen. Schnee ging ein Stück zurück und blickte nach oben, um zu sehen, wie hoch die Flammen stiegen.
Es hätte schlimmer sein können. Die Feuersäule war kaum höher als die Bäume am Weiher. Die Kha’iida kamen auf sie zugerannt, viele mit Eimern und Schüsseln voller Wasser. Nicht, dass Wasser gegen dieses Feuer irgendwie hätte helfen können.
»Du willst also spielen?«, murmelte Schnee, während sie einen zweiten Spiegel aus ihrem Armband nahm. Indem sie das Gesicht von der Hitze wegdrehte, ging sie langsam auf die Flamme zu, wobei sie den Spiegel so hielt, dass die reflektierende Seite nach unten zeigte. »Na schön. Dann lass uns spielen!«
Sie rannte los und ließ den Spiegel auf das Feuer fallen. Er fiel klirrend auf den anderen Spiegel und klemmte die Flamme dazwischen ein. Für einen Moment schoss Feuer zwischen den beiden Spiegeln heraus und breitete sich in alle Richtungen aus; einen Augenblick später erstarb das Feuer, und schwarzer Rauch begann das Zelt zu füllen.
Talia stieß sie auf den Boden. Bevor Schnee protestieren konnte, schnappte Talia sich einen Eimer und schüttete Wasser auf die Flammen, die am Saum von Schnees Gewand flackerten. Andere eilten an ihnen vorbei, um den Rest von Turz’ Zelt zu löschen.
»Die Sache tut mir leid«, sagte Schnee.
Turz ging durch ihr Zelt und begutachtete den Schaden. Den Wänden hatte das Feuer wenig geschadet, aber im Deckenstoff klaffte nun ein Loch von der Größe einer Servierplatte. »Wie hast du den Angriff gestoppt?«
Schnee wischte sich den Schweiß vom Gesicht und vergewisserte sich bei der Gelegenheit, dass sie ihre Augenbrauen noch besaß. »Habe ich gar nicht. Ich habe ihn zurückgeworfen.« Stirnrunzelnd betrachtete sie die beiden Spiegel. »Die Chancen stehen nicht übel, dass wir gerade Rajils Villa in Brand gesteckt haben.«
Kinder rannten auf das Zelt zu, nur um von den älteren Kha’iida wieder zurückgezogen zu werden. Die Hunde waren in heller Aufregung und machten die übrigen Tiere konfus. Danielle eilte fort, um dabei zu helfen, sie wieder unter Kontrolle zu bringen.
Kichernd musterte Roudette das Zelt. »Es dürfte nicht übertrieben sein zu behaupten, dass wir jetzt ihre Aufmerksamkeit haben!«
»Das kann man so stehen lassen. Auf die eine oder andere Weise hören sie jetzt zu.« Schnee griff nach den Spiegeln. »Alle anderen sollten besser zurücktreten.«
»Bist du sicher, dass sie nicht noch mehr Feuer durchschicken werden?«, fragte Roudette.
»Nö. Aber das war ein mächtiger Zauber; ich glaube nicht, dass sie ihn so schnell wiederholen können.«
»Wie beruhigend!« Roudette bedeutete ihr mit einem Nicken weiterzumachen.
Schnee nahm den oberen Spiegel weg. Das Glas fühlte sich kühl an und wies keine Beschädigung auf. Sie fügte ihn wieder in ihr Armband ein und trat zur Seite, sodass Roudette ihren Platz einnehmen konnte.
Roudette nahm den verbliebenen Spiegel auf. »Ich möchte mit der Raikh von Jahrasima sprechen.«
Schnee schloss die Augen und dehnte ihr Sichtfeld zu dem Spiegel in Roudettes Hand aus. Sie konnte sehen, wie Roudette auf sie herabblickte. Die Härchen an Schnees Armen und Hals stellten sich auf, als eine zweite Präsenz im Spiegel sichtbar wurde. Schnee stellte fest, dass sie sowohl Roudette als auch den Schatten der Jinniyah aus dem Palast der Raikh ansah. Die Decke über Rajils Hellsichtbecken war schwarz vom Feuer.
Rajil antwortete Roudette persönlich, doch war sie nicht zu sehen. »Wer immer Ihr seid, Ihr werdet leiden für Eure -«
»Ich habe Prinzessin Talia«, schnitt Roudette ihr das Wort ab.
»Gebt mir einen Beweis!« Rajils Worte troffen vor unverhohlener Begierde.
Roudette griff hinüber und packte
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