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Rotkäppchens Rache

Rotkäppchens Rache

Titel: Rotkäppchens Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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sagt sie?«
    »Hast du kein Aratheanisch gelernt?«, flüsterte Schnee zurück.
    »Welchen Dialekt?« Danielle machte ein saures Gesicht. »Ich tue ja, was ich kann, aber bei Aratheanisch und Morovanisch und Sylanisch und Hilad … Ich kann mich vorstellen und um einen Dolmetscher bitten, viel mehr aber nicht.«
    Khardija führte sie bereits einen breiten Gang ohne Decke entlang. Katzen spazierten auf den Mauerkronen. Ein schlaksiger Kater mit geflecktem Fell und langen Ohren sprang herunter, um sich an Danielles Beinen zu reiben.
    »Siehst du?«, meinte Schnee. »Wenigstens etwas hier versteht dich.«
    Danielle nahm die Katze hoch in die Arme. »Was sagen sie?«
    »Khardija bringt uns in den hinteren Teil des Tempels«, übersetzte Schnee. »Sie will, dass wir vor einer Entdeckung durch zufällige Besucher sicher sind.«
    Khardija führte sie durch eine Türöffnung in der inneren Mauer. Dahinter beleuchteten Öllampen einen weitläufigen, kreisrunden Garten. Sprossendes Gemüse stieß durch frisch bestelltes Erdreich. Obstbäume säumten mehrere Wege, die alle zu einem kleinen Teich in der Mitte führten. Ein Paar weißer Enten schwamm auf dem Wasser, anscheinend schlafend.
    Khardija führte sie eilig den Weg entlang, aber Talia verließ ihn und ging auf einen kleinen Weingarten in der Nähe der hinteren Mauer zu. Als sie herumwirbelte, zitterten ihre Hände. »Ich hatte dir gesagt, du sollst sie verbrennen!«
    »Ich weiß«, sagte Khardija freundlich. »Wenn du Königin bist, werde ich deinen Befehlen gehorchen. Bis dahin leite ich diesen Tempel.«
    Schnee betrachtete die Reben genauer. Sie waren tiefgrün mit braunen Sprenkeln; die Dornen, die ins Violette spielten, trugen einen feuchten Glanz. Sie erinnerten sie an die Hecke um Elfstadt.
    »Warum?«, wollte Talia wissen.
    »Du weißt warum.« Khardija legte Talia die Hand auf die Schulter. »Jeder Tempel hat so einen Weingarten, der uns an unsere Anfänge gemahnt. Ich weiß, dass der Anblick schmerzlich für dich ist, meine liebe Talia, genau wie du weißt, dass mancher Schmerz natürlich ist. Schmerz bringt uns Verletzungen zu Bewusstsein und erinnert uns daran, uns die Zeit zu nehmen, sie heilen zu lassen. Ignoriert man den Schmerz, eitern die Wunden.«
    »Deine Vorträge sind immer noch dieselben«, bemerkte Talia.
    Khardija lächelte. »Genau wie deine Halsstarrigkeit.«
    Schnee kniete sich hin, um die Weinstöcke zu untersuchen. Die Pflanzen summten vor Elfenmagie. »Die stammen von der Hecke, die Talias Schloss umgab! Ich dachte, sie wären eingegangen, als der Fluch gebrochen wurde!«
    »Das Land um Prinzessin Talias Schloss herum konnte sie nicht länger erhalten«, erklärte Khardija. »Wir retteten Ableger aus der sterbenden Hecke. Hierher verpflanzt, würden sie den Tempel überwuchern, wenn wir sie nicht sorgfältig pflegten.« Lachfältchen vertieften sich in ihren Wangen. »Wenn sie im Zaum gehalten werden, bringen diese Rebstöcke eine kleine, potente Frucht hervor; winzige gelbe Trauben. Der Verkauf von Elfenwein hilft uns, unsere Arbeit hier zu finanzieren, und er ermöglicht uns, denjenigen zu helfen, die sich die Dienste der größeren Tempel nicht leisten können.«
    »Weißt du, wie viele Menschen durch diese Dornen den Tod gefunden haben?«, fragte Talia erzürnt.
    Khardija straffte sich und ihre Miene wurde hart. »Vergiss nicht, an wen du das Wort richtest, Talia! Ich habe sechzehn Jahre lang im ersten Tempel gedient, bevor ich hierherkam. Ich kenne ihre Namen. Während du schliefst, hörte ich ihre Schreie mit an. Sie sind es, deretwegen derer ich mich um diese Pflanzen kümmere. Sie und du selbst. Um dafür zu sorgen, dass niemand je vergisst.«
    Während Khardijas Aufmerksamkeit abgelenkt war, zog Schnee verstohlen ihr Messer und schnitt ein kleines Stück Rebe ab. Sie wickelte es in den Falten ihres Kleids ein und achtete dabei geflissentlich darauf, nicht mit den Dornen in Berührung zu kommen. Die Hecke in Elfstadt war bloß eine Nachahmung von Talias Hecke; das hier war die Chance, die echte zu studieren.
    »Ich bitte um Entschuldigung.«
    Schnee wirbelte herum und versuchte, sich an das letzte Mal zu erinnern, als sie diese Worte aus Talias Mund gehört hatte. Danielles Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war sie genauso überrascht wie Schnee.
    Mutter Khardija umarmte Talia noch einmal. »Deine Wut ist gesund. Ich ziehe sie dem schweigsamen Stein vor, der du warst, als ich dir zum ersten Mal begegnete.« Sie zeigte auf die andere

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