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Rotkäppchens Rache

Rotkäppchens Rache

Titel: Rotkäppchens Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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würde, wenn sie hineinsähe. Eine der Tempelkatzen hatte es sich in Danielles Schoß gemütlich gemacht. Talia erinnerte sich an sie: Haut el’Faum, der Fischdieb. Haut hatte als junge Katze einen Teil des Schwanzes verloren, wodurch er leicht zu erkennen war.
    »Hallo, Talia«, sagte Danielle leise. »Ich habe versucht zu schlafen, aber -«
    »Du bist nicht sie.« Talia warf einen flüchtigen Blick auf Schnee. »Durch Hexenringe zu stürzen oder einen Ozean zu überqueren stört sie nicht im Geringsten. Du bist anders. Du machst dir Sorgen.«
    Danielle drückte die Lippen auf den Spiegel und legte anschließend das Armband wieder an. »Ich habe nie begriffen, wie hart es für dich gewesen sein muss, als du zum ersten Mal nach Lorindar kamst. Alles ist so anders. Die Sprache, die Kleider, die Gerüche -«
    »Alles war besser, als hierzubleiben und wegen Mordes enthauptet zu werden.« Talia setzte sich neben sie. »Als ich damals wach wurde, war Arathea mir beinah so fremd wie jetzt dir. Du würdest nicht glauben, was sich in hundert Jahren alles verändern kann. Ich hab mir fast in die Hosen gemacht, als ich zum ersten Mal hörte, wie eine Kanone abgefeuert wurde. Alles war fremd und hatte gerade noch so viel Ähnlichkeit mit dem Vertrauten, dass ich daran erinnert wurde, was ich verloren hatte.«
    Danielle lächelte. »Es ist dennoch dein Zuhause. Du bist entspannter hier, obwohl Elfen und Edelleute hinter dir her sind. Besonders hier im Tempel … Du vertraust diesen Leuten.«
    »Sie haben mir das Leben gerettet.«
    Danielles Lächeln wurde breiter. »Eine der ersten Sachen, dir du mir gesagt hast, war, dass ich zu vertrauensvoll bin.«
    »Bist du ja auch.« Talia lehnte den Kopf an die vertrauten Ziegelsteine der Wand. »Khardija hat das Leben von allen hier riskiert, um mich zu beschützen.«
    Danielle kraulte Haut den Hals. »Schnee hat mir einiges von dem erzählt, was Khardija im Garten gesagt hat. Über die Rebstöcke aus deiner Hecke.«
    Talia rieb sich die rechte Hand, als sie sich an den Tag erinnerte, an dem ein Attentäter ihr die tropfenförmige Narbe auf ihrem Handteller verpasst hatte. Er war am Nachmittag über sie hergefallen. Gekleidet in Schwarz mit einem schlichten roten Band um die Stirn, hatte er im selben Moment angegriffen, als er sie erspähte.
    Talia entsann sich noch gut der Zaraqpeitsche, die wie eine Schlange zugeschlagen hatte. Dem ersten Angriff war sie ohne nachzudenken ausgewichen. Das beschwerte Ende der Peitsche zertrümmerte das Fenster hinter ihrem Kopf. Talia versuchte zu fliehen. Er folgte ihr in den Korridor und griff erneut an.
    Von Elfen gesegnete Reflexe erlaubten ihr, den zweiten Schlag mit der Handfläche abzublocken - im Rückblick ein dämlicher Zug: Ein direkter Treffer hätte ihr die Hand zerschmettert. Schon das Gewicht abzulenken hatte einen der Knochen gebrochen.
    Die Widerhaken am Gewicht rissen ihr das Fleisch auf. Blut quoll aus der Wunde. Talia fiel, und mit ihr fielen dreihundert Jahre Herrschaft ihrer Familie.
    Sie warf einen schnellen Blick auf Roudette, um sich zu vergewissern, dass sie schlief, bevor sie sagte: »Sobald meine Familie unter meinen Fluch gefallen war, verbreiteten sich die Gerüchte schnell. Nur ein echter Prinz, der rechtmäßige Herrscher von Arathea, könne Prinzessin Talia aus ihrem Schlummer erwecken. Bald machten sich jeder Mann und jedes Kind mit nur einem Tropfen königlichen Bluts in den Adern auf den Weg zum Schloss, um ihr Glück zu versuchen.«
    »Die Hecke tötete sie?«, riet Danielle.
    Talia gestattete sich ein kurzes, bitteres Lachen. »Nicht direkt. Das wäre eine Verletzung sowohl von Siqlah als auch Siqjab gewesen. Die Elfenkirche lehrt, dass ihre Rasse geschickt wurde, um uns zu beschützen, sogar vor uns selbst. Die Hecke war einfach dazu gedacht, mich vor den Unwürdigen zu beschützen. Also blieben meine Möchtegernretter am Leben. Aufgespießt von Dornen, gefangen in der Hecke, überlebten sie wochen- oder monatelang. Manchmal sogar länger. Es wurden alle Anstrengungen unternommen, um sie zu retten - nichts hatte Erfolg. Keine Klinge konnte die Ranken durchtrennen, keine Schaufel die Erde durchdringen. Nicht einmal Feuer konnte der Hecke etwas anhaben. Diejenigen, die versuchten, die Hecke zu bekämpfen, wurden oft schließlich selbst aufgespießt.
    Der erste Tempel entstand, um sich um diese gefangenen Prinzen zu kümmern. Die Schwestern benutzten Schüsseln, die an langen Stangen befestigt waren, um sie mit Essen

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