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Rotkäppchens Rache

Rotkäppchens Rache

Titel: Rotkäppchens Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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einen Segen sang.
    »Hütet ihn und zieht ihn gut auf!«, sagte Uf’uyan lächelnd. Er streckte den Schwanz nach hinten weg und ließ sich herunter, bis er kaum größer als das Kind war. Er legte dem Jungen die Hand auf die Stirn. »Möge Gott dich beschützen und dir helfen, deinen Weg zu finden!«
    Er sprach noch mit mehreren anderen, ehe er sich Talia zuwandte. »Willkommen, Tochter. Wie kann ich dienen?«
    Die traditionelle Begrüßung der Kirche, die alle daran erinnerte, dass die Elfen gekommen waren, um den Menschen zu dienen. Uf’uyan allerdings sprach die Worte, als ob er daran glaubte.
    »Meine Freundin ist krank und hofft auf Euren Segen.« Talia winkte Roudette heran. »Sie hat auch schon anderswo Heilung gesucht, aber nicht einmal die Schwestern der Hecke waren imstande, ihr zu helfen. Ich hatte gehofft, Eure Gebete könnten ihrem Körper Kraft spenden.«
    »Natürlich.« Uf’uyan legte die Hände zusammen und betrachtete Talia dann genauer. Sie zwang sich dazu, sich zu entspannen - falls er sie erkannte, würde es nicht leicht werden, zu entkommen. Wenn nötig, konnte sie beide Priester töten, aber die Kirche war zu voll.
    Uf’uyans Zunge zuckte kurz heraus. »Du hast den Geruch eines Menschen, der die Last der Finsternis trägt.«
    »Das könnte man sagen.« Talia steckte die Hände in die Ärmel und senkte die Stimme. »Vater, ich glaube, ich weiß, wo die wahre Beute der Jagd zu finden ist.«
    Uf’uyan erhob sich höher. Sein Schwanz zuckte klatschend auf den Boden, als er sich schnell umblickte, als wolle er sich vergewissern, dass niemand sonst Talia gehört hatte. »Wer bist du, Kind?«
    Talia machte die Messer in den Scheiden los. »Eine, die Euch helfen kann, die Gesuchte zu finden.«
    Neben ihr griff Schnee an ihr Halsband. Danielle ging zur Seite und legte eine Hand aufs Schwert. Talia beobachtete Uf’uyan. Der Naga trug sein Gewicht anders als Menschen, sodass es schwierig war, irgendwelche Gleichgewichtsverlagerungen einzuschätzen. Talia ignorierte seinen menschlichen Körper und konzentrierte sich stattdessen auf den Schwanz: Jede plötzliche Bewegung würde dort beginnen.
    Uf’uyan wandte sich an den anderen Priester. »Vater Yasar, würdet Ihr Euch bitte um die anderen kümmern, während ich mich mit dieser Frau und ihren Begleiterinnen unterhalte? Bitte sorgt dafür, dass wir nicht gestört werden!«
    Yasar nahm den Helm ab und enthüllte ein kindliches Gesicht mit einer grünen Blässe. Er verbeugte sich vor Uf’uyan, bevor er vom Podium trat.
    Uf’uyan bedeutete ihnen zu folgen, während er auf den vorderen Teil der Kirche zuglitt. Nebel und Illusion verbargen, was tatsächlich hinter der Türöffnung lag; soviel Talia wusste, hätte sie auch Zestan persönlich erwarten können. Sie warf einen schnellen Blick auf Schnee, die die Achseln zuckte.
    »Ich kann nicht hindurchsehen«, sagte Schnee leise. »Nicht, ohne sehr viel mehr Magie zu benutzen, als mir lieb ist.«
    Nun denn. Talia wappnete sich und folgte Vater Uf’uyan in den Nebel.
*
    In dem Moment, als Roudette durch die Türöffnung schritt, merkte sie, wie die Zauber sie umzingelten. Auf der anderen Seite erstreckte sich eine gläserne Brücke vor ihr. Tief unter der Brücke konnte sie Berge aus grünem Kristall sehen, die sagenhafte Heimat der Peri. In allen Regenbogenfarben schillernde Wolken zogen über und unter ihr vorbei. Irrlichter tanzten wie flammende Moskitos durch die Gegend. Roudette kämpfte gegen den Drang an, sie alle totzuschlagen.
    Stattdessen forschte sie unter der Hiqabrobe nach der Kopfbedeckung ihres Umhangs. Als sie die fellbesetzte Kapuze über den Kopf zog, verblichen die Illusionen und an ihrer Stelle sah sie einen breiten Korridor mit Wänden aus quadratisch behauenen Steinen.
    Schweiß tropfte ihr vom Gesicht. Ihr Umhang war schon warm genug, und mit dem zusätzlichen Gewicht des Hiqabs hatte sie das Gefühl zu schmelzen. Sie ertappte sich dabei, beim Gehen leicht zu schnaufen. Wie leicht wäre es, diese lächerliche Robe abzuwerfen und den Naga gleich hier umzubringen! Ihm die Kehle durchzuschneiden und ihm und seinen verdammten Lügen ein Ende zu bereiten.
    Uf’uyan führte sie in einen großen Raum. Fein gewobene Teppiche bedeckten den Boden, tiefblau und golden gefärbt. Bilder der neun Propheten schmückten die hintere Wand. In einer Ecke huschten Mäuse in einem Käfig hin und her. Kleine Zwischenmahlzeiten, vermutete Roudette. Uf’uyans Gesicht mochte menschlich aussehen, aber sein

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