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Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition)

Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition)

Titel: Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gianni Sander , Marc-André Rüssau
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vorbeigebracht, 10 000, da fehlen aber immer noch 40 000.«
    »Kann nicht sein. Florian ist jetzt voll drin bei mir im Laden.«
    »Klär das doch mal.«
    Ich rufe also Florian an, der gerade auf Malle Urlaub macht. Der sagt, dass er alles Geld an Marcel gegeben hat.
    Ich lege auf. Eigentlich müsste ich mir keine großen Sorgen machen. Da Marcel den Deal vermittelt hat, müssen sich die Betroffenen im Grunde an ihn halten, wenn er sich etwas von dem Geld als Provision eingesteckt hat. Aber so dumm kann Marcel eigentlich nicht sein. Ich gehe also davon aus, dass die Hells Angels von Anfang an genau wussten, dass Marcel ihnen kein Geld zukommen lassen würde. Sie hatten nie vor, aus dem Club rauszugehen, schon gar nicht für den lächerlichen Betrag, den sie investiert hatten. Die wollen, dass ich rausgehe, dafür brauchen sie nur einen Grund, um loszuschlagen. Die Kohle, die Marcel eingesteckt hat, ist wohl der Lohn für das, was dann kommt.

    Melanie ist eine Blondine mit strengem Kurzhaarschnitt, super Figur, Typ Chefsekretärin. Sie arbeitet bei mir, leider nur als Empfangsdame, anschaffen geht sie nicht. Aber die Freier mögen es, von ihr begrüßt zu werden und ein paar Worte zu wechseln.
    Es ist früher Mittwochabend. Als es klingelt, geht Melanie die Tür aufmachen. Ich sitze zusammen mit meiner Freundin in meinem Büro. Plötzlich fliegt meine Bürotür auf, meine Freundin schreit. Vier Männer stehen vor mir, einen kenne ich: Knochenbrecher-Marcel, mit dem ich vor einer Woche im Restaurant noch ein Steak gegessen habe. Der sich als Retter meines Clubs aufgespielt hat, weil er mir einen neuen Investor gebracht hat. Jetzt fuchtelt er mit seiner Pistole vor mir herum.
    »Was soll der Scheiß?«, frage ich.
    Nach einer Diskussion ist meinem Besuch wohl nicht zumute, denn ich bekomme gleich einen Schlag ins Gesicht, sodass meine Brille zerbricht. Dann schießt Marcel auf mich. Ich kann ihn aus der Tür drücken. Er schießt noch einmal durch die geschlossene Tür. Offenbar wird ihnen die Situation nun zu heiß, denn sie ziehen ab. Kurz danach ist schon die Polizei im Laden. Ein Rechtsanwalt, ein früher Kunde, hat sie aus der Umkleidekabine mit dem Handy gerufen.
    Meine Freundin krümmt sich mit einem Streifschuss am Bein auf dem Sofa. Ich blute aus einer Wunde am Kopf. Ein Rettungssanitäter führt mich aus dem Club, meiner Freundin legen sie eine Decke über den Kopf, sie will nicht erkannt werden. Denn außer der Polizei sind auch schon ein paar Fotografen der Boulevardzeitungen da, von denen ich einige kenne. Einer kommt sogar zum Ficken in den Saunaclub, für lau, damit er ein bisschen Werbung macht.
    »Gianni, wer war das?«, ruft jemand.
    »Nicht weiter wichtig, war nur ’ne Reklamation«, antworte ich.
    Ich werde in den Krankenwagen gesetzt, ein Sanitäter sieht sich die Wunde an meinem Kopf an.
    »Herr Sander, ist Ihnen übel?«
    Ich antworte nicht.
    »Herr Sander, können Sie mich hören?«
    Ich nicke.
    »Scheint nicht tief zu sein. Da haben Sie Glück gehabt. Nächste Woche stehen Sie schon wieder in aller Ruhe in Ihrem Laden«, schwatzt er, als wäre ich eine alte Frau, die sich die Hüfte geprellt hat.
    Währenddessen starre ich auf die Einfahrt, schaue mir die Blitzlichter der Kameras an, das Blaulicht der Einsatzwagen und sehe meine Mädels verängstigt an der Tür des Clubs stehen.
    Der Krieg hat begonnen.

Auf der Todesliste der Hells Angels
    Ich bin verabredet, für mich der einzige Grund, in die Schanze zu gehen. Das Hamburger Viertel, direkt neben dem Kiez gelegen, ist die Heimat für Werbeagenturen, Yuppies, Studenten. Ich schlendere die »Piazza«, die Hauptstraße des Viertels, entlang. Es ist ein Sommerabend, die Cafés und Bars haben Stühle und Tische rausgestellt.
    Es ist viel los, die Macchiatos und Chai-Tees werden im Dutzend an die Tische getragen. Die Mädels sind alle eher alternativ gekleidet, ein paar schöne Frauen sind dabei, die ihre Körper aber unter viel zu weiten Shirts verstecken. Nicht unbedingt meine Zielgruppe. Aber ich erwidere die Blicke von ein paar Studentinnen. Die meisten gucken schnell in ihren Latte macchiato. Doch ich weiß: Die behaupten zwar, dass sie auf Typen stehen, mit denen sie über Philosophie und Politik diskutieren können. Beim Sex hätten sie trotzdem gerne mal einen mit Muskeln und Tattoos, der zupacken kann.
    Ich biege in eine Seitenstraße ein, hier ist gleich deutlich weniger los. Mein Ziel ist die »Mokka-Bar«, da soll ich einen Zuhälter

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