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Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition)

Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition)

Titel: Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gianni Sander , Marc-André Rüssau
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treffen. Angeblich hat er drei oder vier Mädels, gute Frauen, die er bei mir im Club unterstellen will.
    Die »Mokka-Bar« ist leer, nicht ein einziger Gast, nur der Typ hinter der Theke ist im Raum, ein schmächtiger Araber. Er poliert Gläser. In Filmen polieren die Barmänner auch die ganze Zeit Gläser. Es passt nicht recht in den abgeranzten Laden, in dem die Gläser noch am saubersten aussehen.
    Ich setze mich an die Bar, der Araber nickt. Die Musik ist mir etwas zu laut, Studenten-Pop.
    »Gib mir eine Cola«, sage ich. Er stellt das frisch polierte Glas vor mich, schenkt mir ein. Seine Hände zittern. Er hat sich gut im Griff, das Zittern ist fast nicht zu sehen.
    Wieso ist er nervös?
    »Soll ich Jackie reintun?«, fragt er mich.
    Eigentlich will ich nüchtern bleiben, aber er greift schon zur Flasche und schüttet den Alkohol in meine Cola.
    Da kommen zwei Typen mit langen Haaren und Pali-Tuch um den Hals durch die Tür. Der Araber springt flink hinter dem Tresen hervor und läuft zu den beiden, bevor sie sich setzen können. Ich höre nicht, was sie reden, denn die Musik ist zu laut. Aus dem Augenwinkel sehe ich sie aber gestikulieren, einer der beiden zeigt sogar auf mich. Dann gehen sie wieder aus der Bar.
    »Die machen immer Ärger«, meint der Araber zu mir, als er hinter seinen Tresen zurückkehrt. Ich zucke mit den Schultern. Wenn meine Bar so leer wäre, würde ich jeden Kunden nehmen.
    Ich schaue auf die Uhr. In fünf Minuten ist das Treffen. Ich habe ein ungutes Gefühl. Irgendetwas ist nicht koscher.
    Eine Nase Koks wird mich klarer werden lassen. Also stehe ich auf und gehe die Treppe zu den Toiletten hinunter.
    Ein dunkler Flur, schummriges Licht aus einer nackten 40-Watt Birne. An den Wänden ein paar abgerissene Plakate, ein Ständer mit Karten und Flyern. Zwei Türen gehen nach links weg, die erste zur Damentoilette, die zweite zur Herrentoilette.
    Ich gehe durch die erste Tür – in die Damentoilette. Ich weiß nicht, warum. Vielleicht weil mir die paar Schritte mehr zur Herrentoilette zu weit sind. Da sowieso keine Gäste da sind, interessiert es auch niemanden, wo ich pinkle. Vielleicht habe ich auch eine Vorahnung.
    Ich schaue in den Spiegel, im Neonlicht sehe ich bleich aus. Während ich noch meinen Gedanken nachhänge, höre ich schwere Schritte. Es sind mindestens fünf Männer, die da die Treppe herunterkommen. Ich springe hinter die Tür, drücke mich gegen die Wand. Ich habe die Tür zum Flur offen gelassen, durch den Spalt sehe ich Männer in Lederjacken durch den Flur drängeln. Ich umklammere meine Pistole, 9 Millimeter, und atme flach.
    Die Männer poltern an meiner Tür vorbei, laufen zur Herrentoilette. Sie treten gegen die Tür, dass sie aufspringt, ich höre ein splitterndes Geräusch, als die Klinke gegen die gekachelte Wand prallt.
    » O nerede ?«, höre ich aus der Herrentoilette. Türkisch. »Wo ist er?«
    Die Toiletten haben kleine Fensterluken zur Straße hin und die Männer rechnen sich wohl gerade aus, ob ich da durchgekommen sein kann.
    Mein Zeigefinger streicht über den Abzug meiner Waffe. Ein bis zwei nehme ich mit. Mehr wird schwierig. Ich male mir die Schlagzeilen aus: »Schießerei im Schanzenviertel. Giannis Leiche auf der Damentoilette gefunden.« Auf der Damentoilette erschossen zu werden – ein Heldentod ist das nicht.
    Zum Glück nehmen es die Moslems mit der Geschlechtertrennung ernst. Die Gruppe rennt zurück durch den Flur, ohne einen Blick in die Damentoilette zu werfen, hoch in die Bar. Oben gibt es Geschrei, sie verdächtigen offenbar den Barkeeper, sie verarscht zu haben. Wieder ein Klirren, ein paar der polierten Gläser gehen wohl kaputt.
    Ich bewege mich nicht, meine Knie schmerzen vom Stillstehen hinter der Tür. Der Stahl des Revolvers liegt kalt in meiner Hand. Immer noch traue ich mich kaum zu atmen. Die Minuten vergehen. Es scheint keiner mehr herunterzukommen. Sie glauben wohl, ich sei durchs Fenster abgehauen. Jetzt suchen sie wahrscheinlich rund um den Laden.
    Fieberhaft überlege ich, wie ich aus der Bar kommen kann. Bis zu meinem Auto ist es ein ziemliches Stück, jetzt ärgere ich mich, nicht direkt vor dem Laden geparkt, sondern den Spaziergang durch die Schanze vorgezogen zu haben. Ich könnte ein paar Jungs holen, meinem Geschäftsführer eine SMS schicken, dass ich Ärger habe, dass er ein paar Leute zusammentrommeln soll. Wie lange würde das dauern, eine halbe Stunde? Und wie viele bräuchte ich? Fünf Mann waren unten, aber

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