Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition)
war es schon.
Und siehe da: Auch Krissi war jetzt in Karls Bordell. Erkundigungen ergaben: Da hatte sie auch schon vorher gearbeitet. Die Hells Angels hatten sie zu mir geschickt, damit sie Elli aus dem Laden poussiert. »Süße, komm doch mit zu den Hells Angels, da gibt’s mehr zu verdienen« – so in etwa.
Nach fünf Tagen war es mir dann zu bunt.
Eine halbe Stunde nach unserem Telefonat taucht Karl endlich an der Tanke auf. Ich bin ehrlich zornig. Trotzdem versuche ich, höflich zu bleiben.
»Was ist mit Elli?«, frage ich ihn.
»Ja, Gianni, das ist so eine Sache«, windet er sich, »die ist jetzt irgendwie mit einem von uns zusammen.«
»Karl, einen Zehner.« Also 10 000 Euro. »Fünf für Elli und fünf für die schwule Scheiße, dass ihr nicht Bescheid gesagt habt.«
»Lass uns da in Ruhe drüber reden.«
»Nee, Kalle, da gibt es kein Sprechen mehr.«
Später einigen wir uns auf 5000 Euro.
Aus der Welt ist die Sache deswegen natürlich trotzdem nicht. Ich kann meinen Partnern nicht mehr vertrauen. Also muss ich sie irgendwie aus dem Laden herauskriegen. Und die Hells Angels wissen das.
Im Milieu spricht sich schnell herum, dass bei Gianni großes Gangster-Casting ist. Jeder Möchtegern-Zuhälter setzt sich bei mir in den Laden und erzählt von Frauen, die er bringen kann. Wie ich diese Angeber hasse. Wenn sich drei Hartz-IV-Empfänger in Wilhelmsburg zusammentun und zwei Frauen auf den Strich schicken, führen sie sich bei mir wie ein Gangster-Syndikat auf. Dass die Einkünfte gerade mal reichen, um die Raten für den gemeinsamen BMW abzubezahlen, wird da gerne verschwiegen. Von solchen Deppen ist natürlich nichts zu erwarten. Schon gar nicht, dass sie gegenüber den Hells Angels Rückgrat zeigen.
Kaum ist man sich handelseinig, zieht ein Zuhälter nach dem anderen sein Angebot wieder zurück. Offenbar hat ihnen jemand Bescheid gesagt, dass es für alle Beteiligten ungemütlich werden kann, wenn Gianni Geld verdient.
Schließlich gerate ich an zwei Zuhälter aus Cuxhaven. Die haben Frauen und Bock auf Hamburg. Was ich nicht weiß: Die beiden sind beim Gremium Motorradclub aktiv. Keine Mitglieder, aber Anwärter für eine Vollmitgliedschaft. Prospects.
Gremium ist von den Hells Angels verboten worden, sich in Hamburg zu engagieren. Das wissen die beiden Zuhälter auch, aber wahrscheinlich wollen sie ihrem Club beweisen, dass sie sich sogar nach Hamburg trauen – um schneller an eine Vollmitgliedschaft zu kommen. Das geht gründlich in die Hose. Natürlich fällt den Hells Angels auf, wer sich da im »Tropicana« breitmacht. Es gibt daraufhin im Hintergrund ein paar Treffen mit dem Ergebnis, dass Gremium keinen Bock hat, wegen dem Alleingang zweier Anwärter gegen die Hells Angels Krieg zu führen.
Von den beiden Zuhältern höre ich nie wieder etwas. Aber ich kann davon ausgehen, dass die Hells Angels das als endgültige Kriegserklärung auslegen, auch wenn ich nichts von der Clubzugehörigkeit der Zuhälter wusste.
Um zu verstehen, was dann passiert ist, muss ich einen Mann vorstellen: Knochenbrecher-Marcel. Ein Söldner im Rotlichtmilieu, der immer für den arbeitet, der am besten bezahlt. Er ist ein Mann, mit dem man eigentlich keine Geschäfte macht. Aber er hat durchaus Kontakte.
Eines Tages kommt er mit einem Typen zu mir, der die Anteile von Hells Angels und Albanern am »Tropicana« übernehmen will. Der Typ heißt Florian, ist ein Versicherungsmakler und hat mit dem Rotlicht also eigentlich gar nichts zu tun. Marcel hat den einmal beim Feiern aufgerissen, gemerkt, dass er Geld hat und sich – wie im Hamburger Milieu üblich – gedacht, dass er ihn ausnehmen kann.
Dabei soll ihm mein Streit mit den Höllenengeln nutzen.
Ich habe von Anfang an ein schlechtes Gefühl bei der Sache, aber ich werfe die Bedenken über Bord: Für mich ist die Hauptsache, dass die Hells Angels aus meinem Club raus sind.
Marcel will die Zahlungen regeln, dafür sorgen, dass die Hells Angels das Geld von Florian bekommen. Ich gehe daher davon aus, dass alles seinen geregelten Gang läuft. Etwas blauäugig, denn ein paar Wochen später ruft Karl an.
»Na, Gianni, wie läuft denn der Club?«
»Ganz gut. Warum interessiert dich das?«, antworte ich.
»Na ja, wir haben lange kein Geld mehr gesehen.«
Ich weiß sofort, was Sache ist. Marcel hat das Geld nicht weitergeleitet.
»Wieso? Ihr seid doch raus bei mir?«, frage ich mehr zum Schein.
»Nee, Gianni, der Marcel hat hier mal eine Anzahlung
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