Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition)
Schmauchspuren ab. Und Blut.
Ich fahre weiter. Mein Handy klingelt, ich sehe Pashas Nummer. Die Ratte, was haben sie ihm dafür wohl bezahlt? Ich drücke ihn weg.
Er wird den Hells Angels einiges erklären müssen. Oder den Albanern. Wahrscheinlich lutscht er einem zur Wiedergutmachung gerade den Schwanz. Als Nächstes rufe ich Musa an, erzähle ihm von dem Italiener, von den Wechselklamotten, von den Handys.
»Du kokst zu viel«, meint Musa, »du musst etwas gegen deinen Verfolgungswahn tun.« Und legt auf.
Hat Musa vielleicht recht? Er war beim Sport, hatte Andrew gesagt. Deswegen Handtuch, Shampoo, Wechselklamotten?
Wieder klingelt das Handy. Pasha. Ich bin kurz davor ranzugehen, tue es schließlich aber doch nicht.
Ich fahre die ganze Nacht durch. Es wird Sonntag, ich fahre weiter, gönne mir höchstens mal eine Dreiviertelstunde, in der ich in einer Seitenstraße parke. Das Koks von Pasha ist beinahe wieder verbraucht.
Ich rufe im »Etap«-Hotel an, Andrew hat nicht eingecheckt. Ich fahre weiter, kreuz und quer durch Hamburg. Es wird Abend, Nacht, Morgen. Ich habe keinen Plan.
Am Montagmittag klingelt mein Handy. Unterdrückte Nummer. Reflexartig will ich den Anrufer wegdrücken, dann gehe ich doch ran.
»Bergmann vom LKA. Wir wollen mit Ihnen sprechen. Können Sie vorbeikommen?«
In meinem Metier tut man gut daran, nicht zur Polizei zu gehen, bis einen ein Richter vorlädt.
»Viel zu tun, danke, aber keine Zeit.«
Meistens kommt dann irgendeine Litanei, dass sie auch gerne im Club vorbeikommen könnten, was natürlich für größeres Aufsehen sorgen würde und Kundschaft verschrecken könnte. In irgendeinem Polizeihandbuch steht wohl, dass die Nummer bei Bordellbesitzern zieht.
Aber diesmal sagt der Beamte: »Sie haben eine Bekanntschaft gemacht, über die wir mit Ihnen reden wollen.«
Sie wissen von Andrew. Verdammt, woher?
»Vielleicht wäre es für Sie sicherer, wenn Sie sich mit uns unterhalten würden.«
»Ich überlege es mir«, antworte ich und lege auf.
Ich telefoniere mit einem Journalisten, der etwas für mich tun soll. Kurz umreiße ich meine Situation. Seine Kontakte bei der Polizei sollen mal klären, was genau abläuft.
Am nächsten Tag habe ich dann die Ergebnisse. Die Hells Angels und die Albaner haben zusammengelegt. Zwei Killer aus dem Kosovo, einer für mich, einer für Musa. Damit alles sauberer abläuft als beim letzten Mal.
Aber die Polizei weiß davon, jemand hat geplaudert oder ein Telefon benutzt, das nicht sauber ist. Es hat schon Razzien gegeben, drei Wohnungen, in denen die Killer untergebracht waren. Alle fand die Polizei leer und besenrein vor. Sie haben keinen Namen, keine Beschreibung. Sie wissen nur: Zwei Killer sind in der Stadt, die zu Musa und Gianni wollen. Und wenn sie erfolgreich sind, wird die Presse wieder schreiben, dass die Polizei das Milieu einfach nicht in den Griff bekommt.
Also fahre ich zum LKA.
Ich beginne das Gespräch, wie ich fast jedes Gespräch mit einem Polizisten beginne: »Ich weiß nicht, was Sie von mir wollen.«
Mein Gegenüber ist ein im Dienst ergrauter Beamter. Er schaut mich fast gütig an, als er sagt: »Sie haben sich Feinde gemacht, die Sie tot sehen wollen.«
»Das bleibt nicht aus.«
»Ein Mann, den sie bisher nicht kannten, hat in den letzten Tagen Kontakt mit Ihnen aufgenommen …«
»Er ist geschäftlich in der Stadt. Ein Freund hat uns vorgestellt. Er macht einen vernünftigen Eindruck.«
»Wissen Sie, wo er jetzt ist?«
»Nein.«
»Er stellt eine Gefahr für Sie da.«
In diesem Moment weiß ich, dass der Journalist recht hatte. Ich stehe auf, gehe zur Tür. Dann drehe ich mich noch einmal um.
»Passen Sie gut auf sich auf«, sagt der Polizist zum Abschied.
Ich grinse.
»Das machen Sie doch schon für mich.«
Ich fahre meinen Landrover langsam vom Parkplatz, schaue nicht in den Rückspiegel. Mir ist klar, dass ich verfolgt werde, dieses Mal von einem Zivilpolizisten.
Wieder klingelt das Handy. Ich gehe dran.
»Bist du verrückt geworden, Gianni?«, schreit mich Pasha an.
»Was ist los?«
» Andrew ist auf 180. Warum lässt du den in deinem Club stehen?« Ich höre den Hall, Pasha hat offenbar die Freisprechanlage an. Ich kann mir denken, wer mithört.
»Reg dich ab, ich hatte was Privates zu erledigen.«
»Andrew hockt bei mir, der braucht seine Tasche wieder. Der will weg aus Hamburg.« Ich höre Panik in Pashas Stimme.
Dieses Mal parke ich direkt vor seinem Laden. Ich steige aus, den Stoffbeutel
Weitere Kostenlose Bücher