Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition)

Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition)

Titel: Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gianni Sander , Marc-André Rüssau
Vom Netzwerk:
Ein solches Bordell wird Albanern und Hells Angels ein regelmäßiges gutes Einkommen garantieren. Und ihre Macht im Milieu zementieren.
    Ich will, ich muss also nachziehen. Mein Plan: eines der größten Bordelle in Deutschland. 300 Frauen sollen hier arbeiten können. Ich will in einem Haus einen VIP-Club, eine Tabledance-Bar, ein Laufhaus und viele Apartments anbieten. Als Highlight soll rund um das Gelände ein künstlicher Strand mit Plastikpalmen entstehen, unter dem die Frauen flanieren. Der Name meines Traum-Bordells: »Tropicana Islands«.
    Ich will das Projekt aber nicht in einem der Rotlichtviertel hochziehen. Das Ziel ist, dass die Menschen nicht mehr nach Hamburg reisen, um die Reeperbahn zu besuchen, sondern weil sie ins »Tropicana Islands« wollen.
    Limousinenservice vom Flughafen, Deals mit den umliegenden Hotels und ein sauberes Image – das soll die Reichen in den Club locken. Im »Tropicana Island« soll keiner Angst haben, abgezockt zu werden. Die Zeit ist reif für ein solches Projekt. Denn die Umsätze auf der Reeperbahn sind seit Jahren im freien Fall. Wer nackte Frauen sehen will, geht ins Internet. Wer ficken will, geht in eines der Wohnungsbordelle.
    Aber was ist mit den Menschen, die ein Bordell mit Stil suchen? Die eine gute Zeit verbringen wollen, mit schönen Frauen, in gutem Ambiente?
    Wer früher ins Bordell ging, kaufte einen Traum ein. Er ging zu einer Party, bei der jede Frau im Raum mit ihm ins Bett wollte. Es gibt, da gehe ich jede Wette ein, keinen Mann auf der Welt, den das nicht reizt.
    Es spricht nichts dagegen, in ein Bordell zu gehen. Wenn man es mit Stil macht. Wenn dir der Sex nur 30 Euro wert ist, bist du ein Frauenverachter. Da bin ich ganz auf der Seite von Alice Schwarzer. Im Übrigen: sich zu einem Internetporno hastig einen herunterholen, während die Ehefrau einkaufen ist – das ist das Erbärmlichste.
    So viele Künstler fanden ihre Musen im Bordell. Ich habe aber noch nie von einem Künstler gehört, der seine Inspiration aus dem Wichsen zu Internetpornos gezogen hat.
    Meine Wahl für den Standort des »Tropicana Islands« fällt auf Wandsbek, in der Nähe meines Saunaclubs. Am Friedrich-Ebert-Damm ist ein ausreichend großes Areal verfügbar.
    Ich übertrage meinen Saunaclub an Türken-Musa, denn ich will meine ganze Energie auf das neue Projekt verwenden.
    Die letzten Wochen habe ich nach Investoren gesucht, die in das »Tropicana Islands« investieren wollen. Für einen Puff geht man natürlich nicht zu einer Bank und fragt nach einem Kredit. Investitionen ins Rotlicht sind risikoreich: Es winken riesige Renditen. Aber die Risiken haben wenig mit einem scheiternden Businessplan zu tun, sondern mit Schutzgelderpressung und Gewalt. Dem Bankberater fehlen da einfach die Instrumente der Risikobewertung.
    Ich muss knapp 12 Millionen Euro auftreiben. Von Leuten, die gerne im Rotlicht investieren, vielleicht auch, weil das Geld nicht zwangsläufig durch die Bücher gehen muss.
    Den größten Batzen soll ein Gastronom beisteuern. Er hat in der ganzen Welt Steak-Häuser aufgebaut. Ich erreiche ihn in Dubai, beschreibe ihm, was wir vorhaben. Er ist sofort begeistert.
    Der Rotlichtkrieg, der bisher noch mit Waffen ausgefochten wurde, soll jetzt mit Beton entschieden werden.
    Nachdem ich die Investoren im Boot habe, mache ich den Plan öffentlich. SAT.1 zeigt in einem Beitrag die Baupläne. Ein Vergnügungsbetrieb, bei dem Las Vegas neidisch werden könnte.
    Nur leider plane ich das Ganze nicht in Las Vegas, sondern in Hamburg-Wandsbek.
    Was dann passiert, habe ich nicht vorausgesehen. Die Lokalpolitiker drehen durch. Plötzlich ist der Friedrich-Ebert-Damm in Wandsbek, wohlgemerkt ein Industriegebiet, offenbar eine Perle, die durch ein Bordell verschandelt werden würde.
    Die SPD beginnt mit einer regelrechten Kampagne gegen mich. Sie rücken das geplante Bordell in die Nähe der Gewaltkriminalität.
    Noch heute kann man im Internet eine Rede eine SPD-Mannes nachlesen, in der er richtig mit den Emotionen der Anwohner spielt: »Wir wollen, dass Eltern im Nordstrandweg auch weiter ohne Sorgen ihre Tochter oder ihren Sohn über den Friedrich-Ebert-Damm in die Schule an der Gartenstadt in der Stephanstraße schicken können.«
    Für so etwas wird man als Politiker offenbar nicht einmal ausgelacht. Welche Gefahr stellt denn bitte ein Puff für Kinder da, die auf dem Schulweg sind? Welche Nutte kommt denn auf die Idee, Minderjährige anzukobern?
    Das Einzige, was passieren

Weitere Kostenlose Bücher