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Rott sieht Rot

Rott sieht Rot

Titel: Rott sieht Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Zeilen überflog, runzelte er die Stirn. »Das ist ein gemmologisches Gutachten«, stellte er fest. »Ich kann Ihre Frage allerdings nicht exakt beantworten. Es geht hier jedoch um Rubine, und vom Wert her könnten es die Steine in der Schachtel sein.«
    »Das reicht mir schon. Vielen Dank.«
    Er hob die Hände. »Wenn es weiter nichts ist.«
    »Entschuldigen Sie, dass ich Sie aufgehalten habe.«
    »Aber ich bitte Sie - wenn ich Frau Ahrens einen Gefallen tun kann …«
    Ich packte das Kästchen und wog es in der Hand. »Tolles Gefühl, vierhunderttausend Mark in den Händen zu halten«, sagte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »So einfach ist das nicht. Es ist unwahrscheinlich, dass Sie jemanden finden, der Ihnen so viel für die Steine gibt. Mal abgesehen davon, dass wir jetzt den Euro haben.«
    »Was? Das verstehe ich nicht. Es steht doch auf dem Blatt.«
    Er zuckte mit den Achseln. »Der begutachtete Wert mag bei vierhunderttausend Mark, also gut zweihunderttausend Euro, liegen. Aber Sie müssen bei diesen Dingen den Marktwert berücksichtigen. Und der kann sehr viel niedriger sein.«
    »Na ja - vielleicht ein paar Prozent Schwankungen …«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, nein, der Wert ist wirklich viel geringer als in dem Gutachten. In diesem Fall …« Er blickte das Kästchen an, als entströme ihm ein unangenehmer Geruch. »Höchstens ein Zehntel. Aber wirklich allerhöchstens.«
    »Vierzigtausend Mark«, sagte ich. »Und das, wo vierhunderttausend in dem Gutachten steht…«
    Er hob die Hände. »Es ist wie bei Antiquitäten, Bildern oder anderen Wertgegenständen. Die Preise schwanken.«
    »Aber was ist, wenn ich zum Beispiel einen Kredit aufnehme? Oder wenn ich etwas kaufen will? Und ich zeige die Steine inklusive Gutachten vor?«
    »Wenn Sie einen Dummen finden, der Ihnen das abnimmt, haben Sie Glück gehabt. Eine seriöse Bank wird sich darauf nicht einlassen, das kann ich Ihnen sagen.«
    »Das heißt«, sagte ich, »mit ein bisschen Geschick kann man damit prima jemanden hinters Licht führen.«
    »Exakt.«
    *
    Ich verließ den Laden, und während ich die Straße zum Wagen zurücklief, rief ich Svetlana an. Sie hatte lange Listen von Krankenhäusern abtelefoniert. Ein Tristan Sülzbach war nirgendwo zu finden.
    »Remi, ich mache mir wirklich Sorgen«, sagte sie. Ihre Stimme brachte irgendwo in mir eine Saite zum Schwingen. Ich blieb stehen und blickte in ein Schaufenster mit Brillengestellen.
    »Bist du noch dran?«, fragte sie.
    Ich riss mich zusammen. »Ja.«
    »Was willst du jetzt machen?«
    »Morgen früh fahre ich in seine Firma«, sagte ich.
    »Hat die Leverkusener Adresse nichts gebracht?«
    Ich erzählte, was ich in Manfort erlebt hatte.
    »Das muss ein Irrtum sein«, stellte Svetlana fest. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Tristan irgendetwas mit diesen Russen zu tun hat. Unmöglich.«
    »Diese ›Kaisermühle‹ steht morgen auch noch auf dem Programm. Alles der Reihe nach.«
    Ich drückte den roten Knopf und beschloss, es für heute gut sein zu lassen. Ich rief die Baronin an und erstattete ihr Bericht. Sie war viel unzugänglicher als Svetlana; zwischendurch hatte ich das Gefühl, sie ginge das Ganze überhaupt nichts an.
    »Was sagen Sie denn zu dieser Sache mit der Autonummer? Diese Hanna Schneider. Hat er sie wirklich nie erwähnt?«
    »Wie ich ihn kenne, war das sicher eine Freundin aus früheren Tagen.«
    *
    Ich hatte zu Hause gerade die leeren Flaschen zusammengeräumt und beschlossen, die Baronin doch noch nach den Telefonnummern von Freunden und Bekannten zu fragen, da hörte ich im Büro ein elektronisches Piepsen. Ich stellte den leeren Bierkasten, den ich eigentlich in die Küche hatte bringen wollen, auf den Boden und ging hinüber. Mein Handy lag auf dem Schreibtisch. Es war noch eingeschaltet, und ich erkannte das Briefumschlagsymbol auf dem Display.
    SMS-Nachrichten bekam ich nur alle paar Wochen; normalerweise steckte Werbung dahinter. Mal erzählte man mir, ich könne einen Hotelgutschein anfordern, mal behauptete jemand, der mich frech duzte, sich darüber zu freuen, wenn ich anriefe. Meistens waren es 0190-Nummern, die ich wählen sollte, und ich entschied mich dann lieber für die Löschtaste.
    Ich klickte mich zur Nachricht durch, wieder auf irgendeinen Reklameblödsinn gefasst. Doch diesmal war es etwas anderes. Ich musste zweimal hinsehen, bevor ich es glaubte. Aber es stand fest: Die Nachricht war von Tristan Sülzbach.
    Ich suchte seine Visitenkarte und verglich

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