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Rott sieht Rot

Rott sieht Rot

Titel: Rott sieht Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Lust, mit der Baronin zu reden. Es hatte keinen Sinn. »Könnten Sie mir bitte wieder meine Tante geben?«
    »Soll das heißen, Sie haben eine Spur?«
    »So kann man es nennen.«
    »Was für eine?«
    »Jetzt nicht. Ich darf keine Zeit verlieren. Bitte geben Sie mir Jutta.«
    »Hallo, hier bin ich wieder.«
    »Gut. Pass auf, Jutta. Du erinnerst dich doch an Anja.«
    »Anja?«
    »Ja, die Prostituierte aus Wuppertal.«
    »Die vom Island-Ufer?«
    »Ja, genau die.«
    »Die habe ich seit bestimmt einem Jahr nicht mehr gesehen. Ich dachte, du hättest mit ihr Kontakt gehalten. Was willst du denn von ihr?«
    »Ich kann dir das jetzt nicht erklären. Die Spur führt ins Rotlichtmilieu, und ich brauche eine Informantin mit Durchblick.«
    »Soweit ich weiß, hat sich Anja aus der Szene zurückgezogen.«
    »Trotzdem. Bitte schau mal in deinen Adressbüchern nach. Vielleicht hast du ja eine Telefonnummer auf geschrieben. Ich habe sie immer nur am Island-Ufer getroffen, ich weiß noch nicht mal ihren Nachnamen.«
    »Glaubst du, Tristan hat etwas mit Zuhälterei zu tun?«
    »Ich glaube gar nichts. Ich weiß nur, dass ich Anja finden muss, damit sie mir eine Auskunft gibt.«
    »Da fällt mir was ein. Soviel ich weiß, hat sie vor einiger Zeit geheiratet…«
    »Das macht die Sache auch nicht gerade einfacher. Bitte krieg es raus. Wie sie heißt, wo sie wohnt und ihre Telefonnummer natürlich. Ruf mich wieder an.«
    Ich drückte den roten Knopf und atmete tief durch. Wir düsten gerade an der Ausfahrt Köln-Königsforst vorbei. Ich lieferte mir ein Wettrennen mit einem Lieferwagen. Nachdem der Fahrer mitgekriegt hatte, dass ich ihn überholen wollte, war er plötzlich schneller geworden, und nun hing ich neben ihm auf der linken Spur. Hinter mir rückte ein Wagen immer näher. Ich versuchte vergeblich, das Überholmanöver fortzusetzen, da war mein Verfolger heran und blendete auf. Es war ein Porsche. Ein schwarzer.
    Der Schreck fuhr mir in die Glieder. Ich drückte auf die Tube, doch nichts veränderte sich. Der eine Wagen blieb neben mir, der andere hinter mir. Alle paar Sekunden bekam ich die Lichthupe in den Rückspiegel.
    »War das die Tante, von der du mir erzählt hast? Bei der du aufgewachsen bist?«, fragte Svetlana, die nichts von dem Kampf merkte, der sich gerade abspielte. Ich versuchte ruhig zu bleiben.
    »Woher weißt du das ? Ich meine, wie kommst du darauf?«, fragte ich unkonzentriert.
    »Du hast zu der Rosen-Winkler gesagt »Könnten Sie mir bitte meine Tante geben‹.«
    Verdammt, ich war unvorsichtig gewesen!
    »Du hast Recht. Das war sie.«
    »Kannst du mir dann vielleicht mal erklären, was sie mit der Baronin zu tun hat? Gehört die etwa auch zu deiner Familie?«
    Ich ging vom Gas. Hinter dem Lieferwagen entstand eine Lücke, und ich setzte mich hinter ihn. Der Porsche-Fahrer überholte mich, zeigte mir einen Vogel und verschwand.
    Ich seufzte und spürte, wie sich mein Pulsschlag wieder beruhigte. Ich sagte mir innerlich, dass es sicher Hunderttausende von schwarzen Porsches gab. Und einige ihrer Fahrer waren eben Straßenrowdys.
    Dann erzählte ich Svetlana, wie alles zusammenhing. Dass meine reiche Tante Jutta sich irgendwann mit dieser Baronin angefreundet hatte, dass sie neuerdings einen Adels-Spleen pflegte und sich deswegen von der Kumpanin, mit der man Pferde stehlen konnte, zur Society-Schnepfe entwickelt hatte. Ich redete, bis wir am Hildener Kreuz waren, und es tat mir gut, den ganzen Frust mal loszuwerden.
    »Ich kann das Getue um diese Adelsfamilien nicht begreifen«, sagte Svetlana. »Dass die immer noch denken, sie seien was Besonderes. Jahrhundertelang haben sie unseren Vorfahren das Geld abgepresst und sind jetzt stinkreich.«
    »Es gibt auch arme Adlige«, wandte ich ein.
    »Kann ja sein. Du sagst das aber so, als müsse man es eigens erwähnen. Ich finde, es dürfte überhaupt keine Adligen geben. Dass die sich überhaupt noch mit ihren Titeln anreden lassen, ist doch in einem demokratischen Staat ein Witz.«
    »Du kannst dich ja richtig darüber aufregen.«
    »Natürlich. Neulich habe ich im Fernsehen eine Sendung über die letzten Hohenzollern-Nachkommen gesehen. Urenkel des letzten deutschen Kaisers. Die leben irgendwo in einer noblen Stadtwohnung, beteuern, sie seien wie jeder andere auch, lassen sich aber mit Prinz und Prinzessin anreden und wundern sich, wenn die Leute komisch reagieren.«
    »Kann es sein, dass du deinen Hass auf diese Baronin Rosen-Winkler vielleicht auf die ganze

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