Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Titel: Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Signe Danielsson , Roman Voosen
Vom Netzwerk:
kleinen, jungen Frau mit dem schiefen Mund und dem hängenden Augenlid, die trotzdem auf eine unkonventionelle Weise attraktiv war, aber ganz offensichtlich ein Problem mit Autoritäten hatte, ihr ein Gefühl von Sicherheit, das bedenklich war, wenn sie genauer darüber nachdachte. Doch zum Glück war dafür keine Zeit. Borg drosselte den Motor und legte in einer eleganten Kurve am Anleger von Musön an.
    Sie hatten höchstwahrscheinlich den Tatort. Und sie hatten einen Namen.
    »Janus Dahlin«, sagte Delgado.
    Falls er sich über die Anwesenheit von Forss wunderte, so ließ er sich davon nichts anmerken.
    »Nach dem Foto auf seinem Führerschein ist er es. Ein Lehrer. Jedenfalls ist in seinem Portemonnaie ein entsprechender Gewerkschaftsausweis. Und ein Impfpass für einen Retriever. Das arme Tier liegt da vorne im Gras. Dieselben Aluminiumpfeile wie drüben.«
    »Es war eine Falle«, knurrte Knutsson. Er schwitzte, obwohl er sich sein Hemd bis weit über seine massive Brust aufgeknöpft hatte. »Eine gottverdammte Falle. Der Killer muss gewusst haben, dass sie hierherkommen, Mann und Hund. Er hat auf sie gewartet. Wahrscheinlich bis sie auf der anderen Seite der Insel waren. Dann hat er die Stahlseile der Treidelbrücke durchtrennt und ihnen so den Rückweg abgeschnitten. Als sie wieder hier am Anleger waren, hat er zugeschlagen. Das Ergebnis kennen wir ja.«
    »Die Kiefer dort vorne«, fuhr Delgado fort. »Wir glauben, dass es dort passiert ist. Der Stamm ist voller Blut, der Boden davor auch. Und es gibt Einschlagstellen im Stamm. Genaueres muss natürlich Örkenrud feststellen.«
    Nyström nickte nachdenklich.
    »Das klingt nachvollziehbar. Das mit dem Hinterhalt und alles. Nur eins verstehe ich nicht: Warum hat sich der Täter die Mühe gemacht, den Leichnam über den See nach Humlehöjden zu schaffen? Auf das Kostümfest dieser Sportschützen? Warum sollte er so ein Risiko eingehen? Auch früh am Morgen ist der See belebt. Ich denke da an die Fischer und Angler.«
    »Wir müssen nach Zeugen suchen«, sagte Knutsson. »Aber das wird hier draußen beileibe nicht einfach.«
    »Ich bin überzeugt, dass der Mord mit einem der Teilnehmer an diesem Turnier zu tun hat. Alles andere ergibt doch keinen Sinn.« Delgado rieb seinen Oberlippenbart. »Aber anderseits: Was ergibt schon Sinn, wenn man sich diese Sauerei hier ansieht? Wer macht so was?«
    »Jugendliche«, schlug Borg mit leiser Stimme vor, aber niemand reagierte darauf.
    »Seht mal«, sagte Forss, die ein wenig abseits unter den Bäumen stand. Sie hielt einen Zweig in der Hand, an dessen Ende etwas Rotes, Unförmiges baumelte. »Das ist rohes Fleisch, und es ist voller Angelhaken.«
    »Der Hund«, sagte Nyström tonlos, »damit sollte der Hund außer Gefecht gesetzt werden.«
    In ihren Ohren war wieder dieses unbestimmte Rauschen. Und dann spürte sie ein Ziehen in ihrer linken Brust.
    Ein Spannungsgefühl, ein innerer Druck.
    Sie ahnte, was das bedeutete.
    11
    Jedes Haus, jede Wohnung, jedes noch so kleine Apartment, selbst ein Zimmer in einem anonymen Hotel, in dem ein Täter oder Opfer, ein Vermisster oder ein Mörder nur eine Nacht, vielleicht auch nur eine einzige Stunde verbracht hat, hat seine eigene DNA, seine spezifische Zellstruktur, seine ganz bestimmte Charakteristik. Zehn Jahre beim LKA Berlin, davon mehrere Jahre bei der Mordkommission unter der strengen Ägide ihres Ausbilders Lehmann, hatten Stina Forss zu einer guten Beobachterin und Spurenleserin gemacht. »Großstadtindianer«, hatte Lehmann immer gesagt. »Wir Berliner Bullen sind die reinsten Großstadtindianer.«
    Der gelb verklinkerte Bungalow im Skogstorpsvägen, in dem Janus Dahlin bis vor wenigen Stunden gelebt hatte, löste von dem Moment an, in dem sie über die Schwelle in den Flur trat, ein starkes Gefühl aus, das sie zunächst nicht benennen konnte. An der Garderobe neben der Tür hingen Wind- und Freizeitjacken, ein Cordjackett, ein gefütterter Parka und ein speckiger Ledermantel mit einem auffälligen Loch im Ärmel. Ein orangefarbenes Regencape. Eine zerbeulte braune Trainingshose mit gelben und orangen Streifen. Ein schwerer Wollpullover auf einem Bügel. Eine Hundeleine. Darunter standen Sport- und Wildlederschuhe, die meisten Paare wirkten ausgetreten und machten wie die Mäntel und Jacken einen abgenutzten Eindruck. Auf der Hutablage lag eine sehr verschmutzte Schirmmütze mit einem Werbeaufdruck, ein verbeulter Panamahut und ein mattschwarzer Motorradhelm, auf dem sich

Weitere Kostenlose Bücher