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Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Titel: Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Signe Danielsson , Roman Voosen
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es mehrfach durchgearbeitet worden, kleine Post-it-Zettel in Gelb und Rosa lugten aus den Seiten, einzelne Textstellen waren markiert und unterstrichen, vereinzelt waren mit Bleistift Kommentare an den Rand gekritzelt worden. Forss erkannte die Handschrift wieder, die auch unter den Klassenarbeiten auf dem Schreibtisch gestanden hatte. Sie legte den schweren Band auf den Boden. In dem Regal daneben standen Schulbücher. Geschichte, Gesellschaft, Politik, Englisch und Deutsch. Ordner mit Unterrichtsmaterial und Vorlagen für Klassenarbeiten. Versicherungsunterlagen. Kontoauszüge. Rechnungen.
    12
    »Janus Dahlin ist ein Frühaufsteher. Das sind wir auch. Wenn auch nicht so früh wie er.«
    Klas Edvardsson lächelte, seine Frau Mona ebenso. Das ältere Paar saß nebeneinander auf einer Küchenbank, Lars Knutsson hockte ihnen auf einem bedrohlich quietschenden Schemel gegenüber.
    »Noch einen Kaffee?«
    Mona Edvardsson schwenkte die Kanne vor Knutssons Gesicht hin und her.
    »Jo. Gerne«, brummte Knutsson mit vollem Mund. Der Kaffee, den die Edvardssons brühten, war genauso gut wie ihr selbst gebackener Schokoladenkuchen.
    »Wenn wir um sechs Uhr aufstehen, kommen Janus und Strax meistens gerade von ihrem Morgenspaziergang wieder. Nicht, dass wir neugierig wären, aber als Nachbarn bekommt man so etwas natürlich mit.«
    »Wo wir doch quasi Haustür an Haustür wohnen.«
    »Strax?«
    »Janus’ Golden Retriever, ein wundervoller Hund. Erstklassig abgerichtet. Er folgt Janus auf Schritt und Tritt.«
    »Ein edles Tier«, stimmte Mona ihrem Mann zu. Sie schenkte Knutsson Kaffee nach. »Aber ist denn etwas passiert mit Janus, oder warum willst du das alles so genau wissen?«
    Sie lächelte jetzt noch breiter und Klas tat es ihr nach. Knutsson fiel auf, dass beide die gleichen fliederfarbenen Trainingsjacken aus Ballonseide trugen. Hinter ihnen zwitscherte ein Kanarienvogel in seinem Käfig.
    »Also, ich fürchte ... dazu kann ich nicht ... eine laufende Ermittlung, wenn ihr versteht, was ich meine.« Er rieb seine Hände auf seinen Oberschenkeln.
    »So, so«, sagte Klas.
    »Aha«, sagte Mona.
    Knutsson fand, dass es schmallippig klang. Er räusperte sich. Eingeschnappte Zeugen waren keine guten Zeugen. Anderseits durfte man sich auch nicht das Zepter aus der Hand nehmen lassen.
    »Also seine Spaziergänge. Mit Strax, dem Hund. Folgten die einem bestimmten Muster?«
    »Einem Muster?«
    »Einem Schema.«
    »Er ist jeden Morgen dieselbe Strecke gegangen, wenn du das meinst. Zum See, und dann hinauf bis nach Kronoberg und auf die Inseln, Hissö und Musön.«
    »Jeden Morgen, wie ein Uhrwerk«, fügte Mona an.
    »Und wie würdet ihr Janus Dahlin beschreiben? So als Mensch, meine ich.«
    Die Edvardssons sahen sich an.
    »Nett. Höflich und bescheiden.«
    »Ein Einzelgänger, irgendwie.«
    »Obwohl es bisweilen Damenbesuch gibt«, kicherte Mona.
    »Dann hat er dieses laute Gedudel aufgelegt, Jazz. Da wackelten die Wände«, sagte Klas.
    Beide schmunzelten.
    »Er steckt doch nicht in Schwierigkeiten?«, fragte Mona.
    »Davon kann keine Rede sein«, antwortete Knutsson und trank schnell von seinem Kaffee.
    13
    Verner Fehrm bat Ingrid Nyström Platz zu nehmen. Der Direktor des Gymnasiums war ein hemdsärmeliger Machertyp, Mitte fünfzig. Obwohl im Büro eine Klimaanlage lief, stand Fehrm der Schweiß auf der Stirn. Auf seinem Schreibtisch stapelten sich Unterlagen, drei Computermonitore liefen und summten vor sich hin.
    »Ich hatte nicht damit gerechnet, dass Schuldirektoren sonntags arbeiten«, sagte Nyström, »noch dazu in der Schule.«
    Fehrm schnaubte auf.
    »Die Zeiten, in denen Lehrer ein Wochenende hatten, sind lange vorbei. Das gilt besonders für uns in der Verwaltungsebene. In Schweden tobt ein Bildungskrieg, ob man es wahrhaben will oder nicht.«
    »Ein Krieg?«
    »Na ja. Ein Stellungskampf. Oder eine gesellschaftliche Auseinandersetzung, wenn man es weniger martialisch formulieren will.«
    Fehrm goss Nyström und sich Wasser aus einer Karaffe ein.
    »Danke. Und wer kämpft?«
    »Such es dir aus. Privatisierte Freischulen gegen kommunale Träger. Von sozialen Abstiegsängsten getriebene Mittelstandseltern gegen die Schulen. Tigermütter gegen ihre Kinder. Schulleitungen gewinnorientierter Privatschulen gegen die Kollegen, denen sie die Löhne drücken. Gestresste, unterbezahlte Lehrer gegen Schüler. Frustrierte Schüler gegen die Schule. Hast du eine Ahnung, wie viele Schulen allein in Südschweden in den letzten

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