Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Vielen Dank ... werde das lobend erwähnen ... mmh, ja, Sonderbericht. Vielen Dank!« Er legte auf. »Landskrona-Wichser! Die haben wir am Sonntag noch zwei zu eins plattgemacht, auswärts wohlgemerkt, und jetzt reißt der die Fresse auf. Nur weil Henrik Larsson dort Trainer ist. Aber für den Promibonus können sie sich nichts kaufen. Wir werden ja sehen, wer aufsteigt.«
    »Was?«
    »Fußball.«
    »Ich meine die Unterlagen.«
    »Ja, die schicken sie gleich als E-Mail. Falls die damit schneller sind als mit ihrem Spielaufbau im Mittelfeld.«
    Delgado lachte, als habe er einen Superwitz gemacht.
    Rücken an Rücken, es war wohl wirklich besser so, dachte Hultin.
    »Und die Blomqvist-Sachen aus Borlänge?«, fragte Delgado.
    »Die schicken gleich ein Fax. Hat ewig gedauert, dort den Richtigen ans Telefon zu bekommen.«
    Im selben Augenblick ratterte das Faxgerät los. Hultin stand auf und griff nach dem Ausdruck. Sie las, dann sah sie Delgado an.
    »Das gibt es nicht«, sagte sie.
    »Was?«
    »Das hier ist eine Kopie aus den Gemeindeunterlagen, den echten aus Papier, meine ich, nicht dem digitalen Register, auf das wir Zugriff haben.«
    »Ja, ja, ich weiß. Deshalb haben wir es ja angefordert. Und?«
    »Frederika Hakelius, geborene Blomqvist, ist tot.«
    »Natürlich ist sie tot.«
    »Nein, ich meine nicht erst seit gestern Abend. Frederika Blomqvist, geboren am 11. Januar 1966 in Borlänge, ist seit dem Sommer 1985 tot. Sie ist bei demselben Busunglück bei Trondheim verbrannt, bei dem auch ihre Eltern ums Leben gekommen sind.«
    »Das gibt es doch gar nicht! Das muss eine Verwechslung sein! Hat sie dieselbe Personennummer?«
    »Ja, vollkommen identisch«, sagte Hultin.
    »Das ist doch ...«
    Delgados Computer piepte.
    »Warte, das ist die Mail aus Landskrona.«
    Delgado klickte. Las laut vor.
    »Olof Andersson, geboren am 04.05.1961 in Landskrona, verstarb am 17.12.1987 an einem Hirnaneurysma. Die Personennummer ist mit unserem Andersson identisch.«
    »Was bedeutet das?«, fragte Hultin.
    »Lebende Tote«, sagte Delgado trocken. »Zombies sozusagen. Mit einem deutschen Akzent.«
    Sie hörten dröhnende Schritte im Treppenhaus, dann im Flur vor dem Büro.
    »Zombies?«, fragte Hultin.
    »Nein«, sagte Delgado, »solange es keine untoten Elefanten gibt, dürfte das wohl eher Lasse sein.«
    Die Tür platzte auf. Es war tatsächlich Knutsson, verschwitzt, außer Atem. In seiner Hand ein braunes Kleidungsstück.
    »Was macht ihr denn hier?«
    »Eine Art Internetdate«, sagte Hultin.
    »Wir jagen deutsche Zombies«, sagte Delgado. »Und du?«
    Knutsson hielt ihnen die Trainingsjacke aus Polyester wie eine Trophäe entgegen.
    »Ich habe den Messing-Klink, den Stina gesucht hat.«
    »Was hast du?«, fragte Hultin.
    »Er meint den missing link , glaube ich«, sagte Delgado.
    »Genau!«, posaunte Knutsson. »Der Trainingsanzug, von dem Dahlin die Hose und Andersson die Jacke hatte. Ich habe hier noch so einen, glaube ich. Deshalb bin ich hergekommen. Um die zu vergleichen. Dieses Teil hier kommt nämlich aus einem Second-Hand-Laden in Berlin. Da war meine Nichte gerade mit ihrem Freund und der hat sich die Jacke dort gekauft.«
    »Komm erst einmal zu Atem, Lasse.«
    Knutsson setzte sich, Hultin brachte ihm ein Glas Wasser. Dankbar trank er in großen Zügen. Delgado holte die beiden Trainingsanzugteile aus dem Besprechungszimmer, wo sie noch immer in einem Pappkarton lagen. Zum Glück hatte sie Forss noch nicht in die Asservatenkammer geben lassen. Sie legten die Kleidungsstücke nebeneinander. In der Tat sahen die beiden Jacken beinahe vollkommen gleich aus. Nur, dass Knutssons Exemplar viel neuer wirkte und einen Aufnäher auf der Brust hatte. Auf Anderssons Jacke fehlte der Aufnäher. Aber eine dunklere Stelle in der Form eines Ovals und kleine Löcher im Stoff zeigten, dass sich dort auch einmal ein solcher Sticker befunden haben musste. Der Aufnäher war gelb und zeigte die beiden schwarzen Buchstaben A und S. Darunter war ein größeres, rotes V abgebildet. Es sah wie ein roter Winkel aus.
    »A, S und V«, las Hultin. »ASV.«
    »Irgendein Sportverein, dachte ich«, brummte Knutsson.
    »Das haben wir gleich«, sagte Delgado.
    Er tippte die drei Buchstaben bei Google ein. 35 Millionen Treffer. Das konnte alles sein. Oder nichts. Er schrieb dazu Training suit , dann klickte er auf die Option Bilder . Bingo, da war der Anzug, inklusive des gelben Aufnähers. Er drehte den Monitor so, dass auch Hultin und Knutsson sehen