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Roulette der Liebe

Titel: Roulette der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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wir uns früher als Kinder verständigt haben.
    Ich hoffe auch, Wolfe erfährt, daß ich hier draußen in der Wildnis mit einer Frau auf Goldsuche bin. Er kennt das Land. Er wird wissen, daß ich einen guten Mann zur Verstärkung brauche, falls ich die Mine finde.
    Dieser verfluchte Slater und sein adleräugiger Fährtensucher! Jeder andere hätte schon vor Wochen aufgegeben.
    Gegen Ende des folgenden Tages schlugen Reno und Eve ihr Lager am Fuß eines roten Sandsteins auf, der wie ein Segelmast aus einem einzelnen Felsblock in den Himmel hinaufragte. Hoch oben war der Stein auf einer Seite schneller verwittert als an anderen Stellen. Das Ergebnis war ein Fenster, das wie ein Juwel in die massive Steinwand eingelassen war. Ein Lichtstrahl der untergehenden Sonne fiel durch die Öffnung, überzog alles, was er berührte, mit leuchtendem Gold.
    Aber noch erstaunlicher als ein Fenster im Gestein war das gedämpfte Murmeln von Wasser in ihrer Nähe. Nachdem Eve und Reno das Felslabyrinth verlassen hatten, ritten sie wieder einmal durch eine Landschaft, wo die Berge so nahe waren, daß man einzelne Gipfel ausmachen konnte. Sie hatten ihr Lager zwischen einer Reihe sonniger Flußbiegungen aufgeschlagen.
    Reno hatte recht gehabt, was Eves Reaktion betraf, nachdem sie lange durch Felswüste geritten waren. Als sie das Rinnsal von Wasser sah, das sich durch das dürre Tal wand, sprach sie aufgeregt davon, wie schön es sei, wieder an einem »Fluß« entlangzureiten. Reno hatte sie mit ihrer Begeisterung geneckt, hatte aber keine Einwände gehabt, als Eve ihn bat, an dem Punkt ihr Lager aufzuschlagen, an dem der kleine Bach sich zu einer Reihe von sonnendurchwärmten Teichen verbreiterte, die von flüsternden Pyramidenpappeln umstanden waren.
    Bei Sonnenuntergang und hereinbrechender Dämmerung sah das Land aus wie die Illustration zu einer mythischen Erzählung in einem Buch, das die Menschheit zu lesen verlernt hatte. Eve fragte sich bei diesem Anblick, ob sie in ein verzaubertes Land geraten sei, wo die Zeit stillstand.
    »Es sieht aus, als wäre es schon ewig hier«, meinte sie.
    Reno folgte ihrem Blick zu dem goldenen Fenster, das die Zeit aus dem Felsen ausgehöhlt hatte.
    »Nichts überdauert ewig«, erwiderte er. »Noch nicht einmal Felsen.«
    Eve schaute Reno an, dann wieder hinauf zu dem Segel aus Stein, das sich steil in den endlosen Himmel wölbte.
    »Es sieht aber so aus«, sagte sie leise.
    »Der äußere Eindruck täuscht. Dieses Fenster wird jeden Tag ein bißchen größer, während der Wind den Sandstein Korn für Korn abträgt und davonweht«, erklärte Reno.
    Eve hörte ihm zu und ahnte die Bedeutung, die unterschwellig in seinen Worten mitklang, begriff, daß Veränderungen kamen, ob sie erwünscht waren oder nicht.
    »Eines Tages könnte das kleine Fenster ein großer Bogen sein«, fuhr Reno fort. »Mit der Zeit wird der Bogen immer schmaler und immer stärker ausgewaschen, bis er zusammenbricht und eine Einbuchtung in der Felswand hinterläßt. Dann werden Wind und Regen die Einbuchtung vertiefen und verbreitern, bis schließlich nichts mehr übrig bleibt außer rotem Geröll und blauem Himmel.«
    Eve schauderte. »Ich kann mir nicht vorstellen, wie dieses Land nach und nach abgetragen wird.«
    »So ist der Sandstein ursprünglich entstanden«, erklärte er und schaute an der hoch aufragenden roten Wand hinauf. »Berge, die Sandkorn für Sandkorn abgetragen und vom Wind zu Dünen zusammengeweht oder hinabgespült wurden in Meere, die so alt sind, daß selbst Gott sie vergessen hat.«
    Der Klang seiner Stimme lenkte Eves Blick von den phantastischen Felsformationen ab. Unbeweglich stand sie da und beobachtete Reno, während er die Landschaft betrachtete und mit ruhiger Stimme von unvorstellbar langen Zeiträumen erzählte, die zu Ewigkeiten wurden.
    »Dann wurde der Sand wieder zu Stein«, fuhr er fort, »und die Erde bewegte sich, und neue Gebirge türmten sich zum Himmel auf, um von neuen Winden abgetragen zu werden, neuen Stürmen, bis neue Flüsse zu neuen Meeren hinabflossen.«
    »Asche zu Asche, Staub zu Staub...« flüsterte Eve.
    »Das ist der Lauf der Welt, Süße. Anfang und Ende sind untrennbar miteinander verbunden wie die Piktogramme auf einer Canyonwand, von den Indianern und den Spaniern und von uns. Unterschiedliche Menschen, unterschiedliche Zeiten und Symbole.«
    Langsam drehte Eve sich wieder zu dem roten Felsen, der so massiv und beständig wirkte. Dann blickte sie den Mann an, der sich

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