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Roulette der Liebe

Titel: Roulette der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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in der Lage gewesen wären, den Schlag abzufangen.
    Reno war einer von ihnen, aber es war ziemlich knapp. Er packte ihr Handgelenk nur den Bruchteil einer Sekunde, bevor ihre Handfläche seine Wange berührt hätte, und warf Eve mit einer ebenso heftigen Bewegung auf die Bettrolle zurück.
    »Versuch das nicht noch einmal«, knurrte er. »Ich weiß bestens Bescheid über großäugige, kleine Flittchen, die einen Mann schlagen, sobald er es wagt zu behaupten, sie seien alles andere als eine Lady. Wenn du noch einmal deine Hand gegen mich erhebst, werde ich nicht mehr wie ein Gentleman reagieren.«
    Eve gab ein Geräusch von sich, das ein Lachen oder auch ein Schluchzen hätte sein können. »Gentleman? Du? Kein Gentleman würde bei einer Lady Gewalt anwenden!«
    »Schön, aber du bist ja auch keine Lady«, gab er zurück. »Du bist etwas, das man aus einem Waisenhaus gekauft und an jeden x-beliebigen Mann verscherbelt hat, der genügend Interesse hatte, um einen Dollar herauszurücken.«
    »Kein Mann hat jemals für irgend etwas von mir bezahlt!«
    »Du hast deine... Gunst einfach umsonst vergeben?« meinte Reno sarkastisch. »Und die Männer waren so dankbar, daß sie nachher ein kleines Geschenk auf deinem Nachttisch zurückließen, war es so?«
    »Kein Mann ist mir jemals unter den Rock gekommen, mit oder ohne Bezahlung«, erwiderte Eve eisig.
    Reno wandte sich ab und gab Eve frei. Bevor sie jedoch entwischen konnte, legte er seine Hand zwischen ihre Schenkel auf die Stelle, wo ein bronzefarbenes Haardickicht ihr heißblütiges Inneres verhüllte.
    »Stimmt nicht, gata. Ich bin unter deinem Rock gewesen, und ich bin ein Mann.«
    »Fahr zur Hölle, Revolverheld«, preßte Eve zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Ihre Stimme klang gefaßt, trotz der Tränen des Zorns und der Scham in ihren Augen.
    Reno sah nur den Zorn. Besser, er behielt sein kleines Saloongirl noch eine Weile im Auge, bis sie sich abgekühlt hatte. Eve war schnell, verdammt schnell, und im Moment sah es ganz so aus, als hätte sie nicht übel Lust, ihre Pistole zu ziehen und beide Magazine in ihn, Reno, zu entleeren.
    »Du bist so wütend, daß du mich umlegen könntest, stimmt’s?« fragte er ironisch. »Na, mach dir keine Sorgen. Das gibt sich wieder. An einem Wutanfall ist noch keiner gestorben. Und jetzt berichte weiter.«
    Eve starrte Reno aus schmalen, goldenen Schlitzen an. Er hob nur spöttisch eine schwarze Augenbraue.
    »Aber wenn dir nicht nach Erzählen zumute ist«, sagte er leichthin, »fällt mir sicher noch eine andere Beschäftigung für deine schnelle, kleine Zunge ein.«

4. Kapitel
    »Sosa fand Gold«, berichtete Eve mit vor Wut zitternder Stimme. »Er bezahlte die Abgaben an den König und bestach die übrigen Beamten, behielt aber die Wahrheit über die Minen für sich.«
    Reno wandte den Blick ab von Eves geröteten Wangen und blassen, zitternden Lippen, weil er plötzlich so etwas wie Scham darüber empfand, daß er ihr so hart zusetzte. Und er verfluchte sich dafür, daß er überhaupt etwas für dieses Saloongirl fühlte, das sein Bestes getan hatte, um ihn in eine tödliche Falle tappen zu lassen, während es alles in Sichtweite gestohlen hatte und geflüchtet war.
    »Was war denn die Wahrheit über die Minen?« fragte er rauh.
    »Sie waren nicht alle für die Steuereintreiber registriert«, fuhr Eve fort. »Die Silberminen, ja, auch die Türkisminen und zwei der Goldminen. Aber nicht die dritte. Die behielt Sosa für sich selbst.«
    »Weiter.«
    Obwohl Reno Eve nicht mehr anschaute, hatte sie das Gefühl, daß er zum ersten Mal aufrichtig interessiert klang. Sie stieß einen heimlichen Seufzer der Erleichterung aus und fuhr in ihrem Bericht fort.
    »Nur Leons ältester Sohn wußte von der geheimen Goldmine, und danach dessen ältester Sohn und so fort, bis das Tagebuch um die Jahrhundertwende in Don Lyons Besitz kam. Zu dem Zeitpunkt hatten sich die Spanier schon lange aus dem Westen zurückgezogen, der Name Leon war zu Lyon geworden, und sie sprachen häufiger Englisch als Spanisch.«
    Reno drehte sich wieder zu Eve um, angelockt von dem veränderten Ton ihrer Stimme.
    »Wenn der Familie eine Goldmine gehörte«, fragte er, »warum verdiente Don Lyon dann seinen Lebensunterhalt mit Kartenbetrügereien?«
    »Sie hatten die Mine vor ungefähr hundert Jahren verloren«, erklärte Eve schlicht.
    »Vor hundert Jahren. War das damals, als die Jesuiten des Landes verwiesen wurden?«
    Sie nickte.
    »Die Familie hatte

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