Roulette des Herzens
er, wohin er auch ging, von Frauen angestarrt. Sara verspürte dann einen Anflug von Eifersucht. Sie beruhigt sich jedoch mit dem Gedanken, dass Derek ihr treu waa. Frauen mochten mit den Wimpern klimpern und affektiert lächeln, wenn er in der Nähe war, doch er behandelte sie mi höflicher Gleichgültigkeit.
Allein Sara galt seine Zuneigung und nur sie wusste von seinen Geheimnissen und Bedürfnis sen. Keiner anderen Frau war es je gelungen, eine solche Stellung in seinem Leben zu haben.
Der Ruf, ein zurückgezogenes Leben zu führen, war wohlverdient, wenngleich nicht beabsichtigt. Im ersten stürmischen Monat der Ehe war einfach keine Zeit gewesen, an vielen gesellschaftlichen Anlässen teilzunehmen.
Sara war in jedem wachen Augenblick sehr beschäftigt gewesen. Vormittags stahl sie sich einige Stunden zum Schreiben, und den Rest des Tages verbrachte sie damit, zahlreiche Entscheidungen bezüglich des Hauses zu treffen, in dem sie mit Derek wohnen sollte. Man hatte sich auf eines geeinigt, das ihm bereits gehörte, und zwar eine hübsche dreistöckige Stadtresidenz, die von einem mit einer hohen Mauer versehenen Garten umgeben war.
Das Haus war bestens geeignet, viele Gäste zu haben. Die Räume im Parterre lagen um eine weitläufige Säulenhalle, von der man in einen riesigen Salon und: ins Esszimmer kam. Das Haus war hell und luftig, enthielt viel zartes, Girlanden und Bänder zeigendes Stuckwerk, und die Wände waren in eisgrauen, malvenfarbenen und blauen Tönen gestrichen.
Derek hatte das Vorhaben, das Haus zu dekorieren, vollkommen Sara überlassen und fröhlich behauptet, er habe keinen Geschmack. Dieser Standpunkt war nicht zu widerlegen. Dereks Vorstellungen von Eleganz bestanden darin, jeden freien Fleck mit Unmengen von Vergoldungen und Schnitzereien zu überladen. Sara befürchtete jedoch, dass ihr Geschmack nicht besser war. Sie versicherte sich der beratenden Hilfe der Countess of Wolverton und einiger anderer vornehmer Damen, mit denen sie sich angefreundet hatte. Bedächtig wählte sie Mobiliar in schlichtem Stil. Die Sitzmöbel waren mit blassem, reich gemustertem Brokat bezogen. Die Vorhänge an den Betten und Fenstern waren aus hellgetöntem Damast und Chintz gemacht. Für mehrere Räume hatte sie gerahmte Pfeilerspiegel bestellt, und auf Lady Wolvertons Vorschlag kleine Schreibtische, auf denen Bücher, Drucke und Zeitungen zum Durchblättern für Gäste ausgelegt werden konnten. Ihr Schreibtisch war aus schimmerndem Rosenholz gemacht und hatte eine Reihe von Fächern und Schubladen.
Gelegentlich wurde sie bei ihren Bemühungen unterbrochen, weil sie mit ihrem Mann einen Abend außer Haus zu verbringen hatte. Man besuchte ein Theaterstück, einen von Lord und Lady Wolverton veranstalteten Musikabend und einen Empfang für ein zu Besuch weilendes Mitglied eines ausländischen Königshauses. Da Sara bei solchen gesellschaftlichen Anlässen intensiv beobachtet wurde, war sie sich der Notwendigkeit bewusst geworden, geeignete Garderobe haben zu müssen. Es widerstrebte ihr jedoch, eine Schneiderin aufzusuchen, da sie wusste, wie teuer Kleider waren. Nachdem sie jahrelang jeden Penny hatte umdrehen müssen, fühlte sie sich bei der Ausgabe großer Summen stets ein bisschen unbehaglich. Der Kauf von Mobiliar für das Haus war notwendig. Nur für sie bestimmte Einkäufe waren schwieriger zu rechtfertigen. Zu ihrer Überraschung bestand Derek darauf, sie zu Madame Lafleurs Geschäft zu begleiten.
Madame Lafleur begrüßte die Herrschaften überschwänglich, und ihre dunklen Augen strahlten. »Oh, das Paar, über das in London am meisten geredet wird!« rief sie aus und hieß die beiden persönlich am Eingang des Ladens willkommen, statt ihre Assistentinnen zu schicken. »Wie gut Sie beide aussehen! Jeder wundert sich, warum man Sie so gut wie nie zu Gesicht bekommt, aber ich sage meinen Kundinnen, dass Sie natürlich zunächst zurückgezogen leben wollen. Das ist das Vorrecht von Frischvermählten, nicht wahr?« Abwägend musterte Monique Mr. Craven.« Sie haben Ihre Gattin herbe gleitet, Monsieur Craven. Wie großzügig von Ihnen, solches Interesse zu zeigen!«
Derek schenkte der Schneiderin ein charmantes Lächeln. »Ich bin hier, weil meine Frau ein kleines Problem hat, das sie Ihnen gegenüber nicht eingestehen will.«
»Oh?« Monique schaute sofort auf Mrs. Cravens Bauch.
Derek grinste und zuckte zusammen, als Sara ihm den Ellbogen in die Rippen stieß. Er beugte sich zur Schneiderin
Weitere Kostenlose Bücher