Roulette des Herzens
war.
Da Sara Lady Ashby nicht mehr stützte, klammerte diese sich an den Arm des Butlers. Sie wurde bleich und schwankte, als man das Ziel erreichte. »Holen Sie einen Arzt befahl sie schwach und griff sich, während sie sich in einen Sessel setzte, an die Schulter. »Man soll sich sofort um mich kümmern.
Der Butler verließ den Raum. Von der anderen Seite des Salons sagte ein Mann: »Ich habe auf dich gewartet, Joyce. Mir scheint, du hast heute abend schon wieder Unheil angestellt.«
Schweigend schaute sie den Gatten an. Vorsichtig näherte Sara sich Lord Ashby. Er saß in einem Sessel in der Nähe des Kamins, die Beine bequem ausgestreckt. Er war ein untersetzter, stiernackiger alter Mann mit Hängebacken und feuchten, vorstehenden Augen, der wie ein herrischer Frosch aussah. Sara kam sich wie eine unglückliche Fliege vor, die in sein Reich eingedrungen war. Trotz seiner eleganten Kleidung und seiner aristokratischen Herkunft strahlte er etwas Gemeines und alles Verschlingendes aus, das Sara aus der Fassung brachte.
»Erklären Sie sich!« sagte er, starrte sie an und machte eine ungeduldige Geste.
Sie hielt seinem Blick stand und erwiderte so kühl wie möglich: »Ich würde das Verhalten Ihrer Frau nicht nur mit dem Wort ›Unheil‹ belegen, Mylord. Heute abend hat sie den Club meines Mannes in Brand gesteckt, mein Leben bedroht, mich entführt und versucht, mich in Ihrer verlassenen Burg einzusperren, um mich, wie sie es formulierte, zu ihrem persönlichen Spielzeug zu machen. Ich bin geneigt, Sie unter dem Vorwurf versuchten Mordes festnehmen zu lassen.«
Aufgeregt warf Joyce ein: »Sie lügt, Jacob. Diese … diese Bauerntrine hat mich grundlos angegriffen.«
»Sei still!« donnerte Jacob. Sein reptilienhafter Blick richtete sich wieder auf Mrs. Craven. »Sie haben nicht vor, sich an die Polizei zu wenden, Mrs. Craven, denn sonst hätten Sie meine Frau nicht hergebracht. Sie und ich möchten gewiss darauf verzichten, die unappetitlichen Einzelheiten dieser Situation vor Gericht vorzutragen. Schließlich ist Ihr Mann ebenso schuldig wie meine Gattin.«
»Ich bin anderer Ansicht.«
»Oh? Was tun Sie denn jetzt anderes, als ihn vor den Konsequenzen vergangener Fehler schützen zu wollen?
Wenngleich Sie gern über diesen Punkt streiten möchten, Mrs. Craven, sind Sie sich sehr wohl bewusst, dass Ihr Mann aus Respekt für mich, wenn schon nicht aus anderen Gründen, meine Frau nie zu sich in Bett hätte holen dürfen. Obwohl ich einräumen muss, dass sie für ihn eine große Versuchung gewesen ist.«
Verächtlich blickte Sara die wütende, blutbefleckte Lady Ashby an. »Mein Mann interessiert sich jetzt nur für mich, welcher Art sein Geschmack in der Vergangenheit auch gewesen sein mag.«
Ein leichtes Lächeln erschien auf Lord Ashbys Lippen. Seine Hängebäckchen wackelten. »Das bezweifele ich nicht im mindesten, Mrs. Craven. Und ich betrachte mich als in Ihrer Schuld stehend, nur in Ihrer, nicht der Ihres Mannes, falls Sie mir gestatten, so mit meiner Gattin zu verfahren, wie es mich gutdünkt.«
Sara und Lady Ashby redeten beinahe gleichzeitig: »Jacob?« fragte Joyce scharf.
»Was wollen Sie mit ihr machen?« wollte Sara wissen.
»Ich werde sie an einen entfernten Ort in Schottland verbannen«, antwortete Lord Ashby, »wo sie weit weg von jeder Gesellschaft ist. Sie stellt eindeutig eine Gefahr für jeden dar, mit dem sie Umgang hat. Daher möchte ich sie in relativer Bequemlichkeit unterbringen, statt sie in eine Irrenanstalt zu stecken, wo sie vielleicht grausamer Behandlung ausgesetzt und ein Schandfleck für die Familie wäre.«
»Nein!« kreischte Joyce. »Ich lasse mich nicht wegschicken. Ich will nicht wie ein Tier eingesperrt werden.«
Saras Aufmerksamkeit galt weiterhin Lord Ashby. »Ich frage mich nur, warum Sie das nicht schon früher gemacht haben, Mylord.«
»Meine Frau war immer eine Quelle der Belustigung für mich, Mrs. Craven. Bis jetzt hat sie nie jemandem echten Schaden zugefügt.«
»Das Gesicht meines Mannes…« begann Sara hitzig und dachte an die beiden Schlitzer.
»Das war eine Bestrafung, die er verdient hat«, unterbrach Jacob sie. In der Vergangenheit hat er zu vielen einflussreichen Männern Hörner aufgesetzt. Er kann von Glück reden, dass keiner von ihnen beschlossen hat, ihn zur Rechenschaft zu ziehen.«
Sosehr es Sara auch widerstrebte, sich das eingestehen zu müssen, musste sie doch zustimmen, dass Lord Ashby in diesem Punkt recht hatte. »Ihre
Weitere Kostenlose Bücher