Roulette des Herzens
Gucklöcher gibt, durch die man den Betrieb im Spielsaal beobachten kann.«
Sara warf Mr. Craven einen fragenden Blick zu. Mühelos erriet er ihre Gedanken.
»Hier geschieht nichts, von dem ich nicht wüsste«, sagte er. »So ist es sicherer, für die Mitglieder des Clubs wie für mich.«
»Ach, wirklich?« murmelte Sara leicht skeptisch.
Der zweifelnde Unterton war Derek nicht entgangen. »Da Ihnen nicht gestattet sein wird, sich den Gästen zu nähern, könnten einige der Geheimgänge nützlich für Sie sein«, antwortete er leichthin.
»Aber, Mr. Craven …«
»Wenn Sie hier bleiben wollen, haben Sie sich an meine Regeln zu halten. Sie werden nicht mit den Gästen reden.
Und keine Einmischung an den Spieltischen!« Derek sah Miss Fieldings Ridikül an, das sich verdächtig ausbeulte.
»Haben Sie die Pistole immer noch bei sich?« fragte er leicht amüsiert.
»Ich versuche, auf jede Situation vorbereitet zu sein.«
»Nun, dann weiß ich, an wen ich mich beim nächsten Mal, wenn es hier Stunk gibt, zu halten habe«, erwiderte er spöttisch.
Sara schwieg und wandte das Gesicht ab. Unbewusst hatte sie die Finger um die Stelle gelegt, wo sie von Mr. Craven am Arm ergriffen worden war. Sacht strich sie darüber, als wolle sie die Erinnerung vertreiben.
Derek merkte, dass die Berührung durch ihn sie offensichtlich abstieß. Er lächelte grimmig. Wenn sie wüsste, welche Sünden er mit seinen Händen begangen hatte, würde sie sich nie mehr sauber fühlen.
Barry räusperte sich und sagte in sachlichem Ton: »Also gut, Miss Fielding. Sollen wir den Rundgang fortsetzen?«
Sie nickte und schaute in den dunklen Korridor. »Ich wüsste gern, wohin dieser Gang führt.«
Widerwillig lächelnd sah Derek sie und Worthy in den Gang gehen. »Halten Sie ein Auge auf sie, Worthy«, rief er ihm nach. Passen Sie auf, dass sie niemanden erschießt.«
»Ja, Mr. Craven.«
Kapitel 3
Derek machte die holzvertäfelte Tür zu, die sich fugenlos in die Wand fügte. Er blieb stehen und kämpfte gegen das Schwindelgefühl an. Die geprellten Rippen taten ihm weh. Langsam begab er sich zu seinen Räumen und suchte sein kostbar ausgestattetes Schlafzimmer auf. Auf dem Bettoberteil, dessen Mittelfeld Delphine in schäumenden Wellen zeigte, sowie den Pfosten standen geschnitzte Cherubine mit Trompeten. Die vergoldeten Figuren schimmerten glänzend vor Bettvorhängen aus besticktem Samt. Derek wusste zwar, dass das Bett geschmacklos war, doch das störte ihn nicht.
»Ein Bett, eines Königs würdig«, hatte er zum Schreiner gesagt. Das kostspielige Möbelstück gefiel ihm. Als Junge hatte er zu viele Nächte zusammengekrümmt in Hauseingängen und unter wackligen Holztreppen geschlafen und davon geträumt, eines Tages in seinem eigenen Bett zu liegen. Jetzt hatte er sich einen Palast erbauen lassen, nur um feststellen zu müssen, dass Tausende von Nächten, die er, von Gold und Samt umgeben, in diesem Bett verbrachte, ihm nie das Gefühl der Entbehrung nehmen konnten. Noch immer hungerte er nach einem namenlosen Etwas, das nichts mit feinem Linnen und Luxus zu tun hatte.
Er schloss die Augen, schlummerte ein und hatte einen beunruhigenden Traum, in dem er Joyce Ashby mit ihrem glänzenden blonden Haar sah, während ihre weißen Füße durch Ströme von Blut wateten.
Plötzlich wusste er, dass er nicht mehr allein war. Alarmiert riss er die Augen auf. Neben dem Bett stand eine Frau.
Aufmerksam schaute er sie an und ließ dann den Kopf auf das Kissen zurücksinken. »Gott, du bist es.«
Lady Lily Raiford, Countess of Wolverton, beugte sich über ihn. Aus ihren dunklen Augen sprach Sorge. »Warum hast du mir nicht erzählt, dass du verletzt bist?«
»So schlimm ist es nicht.« Wenngleich er eine verärgerte Miene aufsetzte, akzeptierte er die kleinen Aufmerksamkeiten, mit denen sie ihn bedachte – ihre leisen Bekundungen von Besorgnis, die Berührung ihrer Fingerspitzen auf der Wunde. Ihrer beider Beziehung war die sich mögender und streitender Freunde, die sich selten allein sahen, da Lilys Gatte, der Earl of Wolverton, sehr eifersüchtig war. »Du gehst besser, ehe Alex uns zusammen sieht«, murmelte Derek. »Ich bin heute nicht in der Stimmung, mich zu duellieren.«
Lily grinste und lehnte sich im Sessel zurück. »Alex vertraut mir«, erwiderte sie in züchtigem Ton. »Außerdem weiß er, dass ich mit den Kindern viel zu beschäftigt bin, um eine, Affäre haben zu können.« Ihr Lächeln schwand.
»Worthy hat mir
Weitere Kostenlose Bücher