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Roulette des Herzens

Roulette des Herzens

Titel: Roulette des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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überhebliche Vorstellungen von Sittsamkeit, sehr bewusst. Sie roch nach Wäschestärke und Seife, wie all die anderen ledigen Frauen, die zu treffen er das Pech gehabt hatte – die Gouvernanten der Söhne seiner aristokratischen Kunden, die unverheirateten Tanten, die über unberührbare junge Damen wachten, und die Blaustrümpfe, denen ein Buch in der Hand lieber war als ein Mann in ihrem Bett. Solche Frauen nannte man sitzengebliebene Mädchen, Wesen, die ihre Frische verloren hatten und vergessen wurden, bis sie irgendeinem geeigneten Zweck dienen konnten.
    Aber zwischen Miss Fielding und ihnen bestand ein Unterschied. In der verflossenen Nacht hatte sie ihm zuliebe einen Mann erschossen. Er zog die Brauen zusammen, bis die Wunde schmerzte.
    »Ich möchte jetzt gehen«, verkündete Sara.
    »Noch nicht.«
    »Mr. Worthy wird mich suchen.«
    »Mein Gespräch mit Ihnen ist noch nicht beendet.«
    »Muss es hier fortgesetzt werden?«
    »Überall dort, wo ich es für richtig befinde. Ich habe etwas, was Sie wollen, Miss Fielding. Ich kann Ihnen die Erlaubnis geben, meinen, Club zu besuchen. Was bieten Sie mir zum Ausgleich?«
    »Mir fällt nichts ein.«
    »Ich gebe nie etwas unentgeltlich her.«
    »Was soll ich Ihnen anbieten?«
    »Sie sind Schriftstellerin, Miss Fielding«, antwortete Derek verächtlich. »Lassen Sie Ihre Fantasie spielen.«
    Sara biss sich auf die Unterlippe und dachte gründlich über die Situation nach. Falls Sie wirklich hinter der Behauptung stehen«, sagte sie bedächtig, »die Veröffentlichung meines Romans würde nur dazu dienen, Ihre Profite zu steigern, dann wäre es in Ihrem Interesse, mir zu erlauben, hier zu recherchieren. Sollte Ihre Theorie sich bewahrheiten, könnten Sie durch mein Buch Geld verdienen.«
    Derek grinste breit. »Das gefällt mir.«
    »Dann habe ich Ihre Erlaubnis, den Club zu besuchen?«
    Derek schwieg eine Weile, ehe er nachgab und sagte: »Also gut.«
    Sara war erleichtert. »Vielen Dank. Sie und Ihr Club sind für mich als Informationsquelle unbezahlbar. Ich verspreche Ihnen, dass ich versuchen werde, Ihnen nicht zur Last zu fallen.«
    »Das rate ich Ihnen, denn sonst lasse ich Sie hinauswerfen.«
    Sara erschrak, als die Geheimtür weit aufgestoßen wurde. Mr. Worthy war zu sehen. Er starrte in den Korridor.
    »Mr. Craven? Ich habe nicht damit gerechnet, dass Sie so früh auf den Beinen sind.«
    »Offensichtlich haben Sie das nicht getan«, erwiderte Derek unwirsch und ließ Miss Fielding los. »Sie zeigen jemandem den Club ohne meine, Erlaubnis? Neuerdings sind Sie verdammt eigenmächtig, Worthy.«
    »Ich bin schuld«, warf Sara in der Absicht ein, den Angestellten in Schutz zu nehmen. »Ich habe darauf bestanden, den Club sehen zu dürfen.«
    Derek verzog den Mund. »Niemand kann Worthy dazu bringen, etwas zu tun, das er nicht will, Mäuschen.
    Niemand außer mir.«
    Nachdem Barry Miss Fieldings Stimme gehört hatte, schaute er ängstlich in die Richtung, aus der sie zu ihm gedrungen war. »Miss Fielding? Ist alles in Ordnung?«
    Derek zerrte sie aus dem Korridor und stieß sie ins Licht. Es blendete sie, und sie musste zwinkern. »Hier ist Ihre kleine Griffelspitzerin. Wir hatten eine Diskussion.«
    Durch die Brille starrte Sara Mr. Craven an, der jetzt noch größer und einschüchternder auf sie wirkte als in der vergangenen Nacht. Er war in elegante dunkelgraue Hosen und ein schneeweißes Hemd gekleidet, das seine dunkle Gesichtsfärbe betonte. Seine lohfarbene Weste hatte keine Taschen und lag glatt um seinen Brustkorb. Nie hatte Sara jemanden im Dorf solch elegante Sachen tragen gesehen, nicht einmal Perry Kingswood, den Stolz von Greenwood Corners.
    Trotz der kostspieligen Garderobe konnte niemand Mr. Craven für einen Gentleman halten. Die gezackte, vernähte Wunde ließ ihn arg mitgenommen und wild aussehen. Seine grünen Augen hatten einen harten Ausdruck, und sein Blick schien durch Sara hindurchzugehen. Er war ein mächtiger, restlos von sich selbst überzeugter Mann von großspurigem Auftreten, der seine Gelüste nach den schöneren Dingen im Leben ebenso wenig zu verbergen vermochte, wie er die Sonne davon abhalten konnte, sich über den Horizont zu erheben.
    »Ich hatte nicht vor, Miss Fielding die Geheimgänge zu zeigen«, sagte Barry und zog die Augenbrauen hoch. Dann wandte er sich an Miss Fielding: »Da Sie sie jetzt kennen, kann ich Ihnen mitteilen, dass der Club wie ein Maulwurfshügel von Geheimgängen durchzogen ist, und es viele

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