Roulette des Herzens
Martha. »Er hat sich sogar neulich selbst die Schuhe angezogen und einen, Spaziergang gemacht.«
»Vorgestern hat seine Nichte Rachel sich mit Johnny Chesterson verlobt«, fügte Perry hinzu.
»Oh, das ist wunderbar.« rief Sara aus. »Die Chestersons können sich glücklich schätzen, sie in der Familie zu haben.«
Martha nickte steif. »Rachel ist die Art von gottesfürchtigem und zurückhaltendem Mädchen, die mein Mann gern als Perrys Frau gesehen hätte. Sie würde nie daran denken, Aufmerksamkeit auf sich lenken zu wollen, wie einige andere junge Frauen das tun.«
»Galt das mir?« fragte Sara ruhig.
»Ich habe über Rachel geredet.«
Langsam stellte Sara die Tasse auf den Tisch und schaute Mr. Kingswood an, der vor Peinlichkeit über die Unhöflichkeit seiner Mutter rot geworden war. »Es ist ein Wunder, dass du nie einem solchen Musterbeispiel an Tugend den Hof gemacht hast«, sagte sie zu ihm und lächelte, obwohl sie verärgert war.
Martha nahm ihm die Antwort ab: »Er hatte nie die Zeit, um Rachel oder ein anderes Mädchen zu werben. Eine andere Frau hat ihn ihr stets mit ihrer besitzergreifenden, selbstsüchtigen Art geraubt.«
Sara lief rot an. »Beziehen Sie sich auf sich selbst oder auf mich?« Abrupt stand sie auf und nahm ihren Mantel an sich. »Entschuldigen Sie mich. Ich glaube, es ist Zeit zu gehen.«
»Was für ein rüdes Benehmen!« rief Martha hinter Miss Fielding aus. »Ich habe doch nur Konversation gemacht.«
Perry beugte sich zur Mutter vor, um sie zu beschwichtigen. Sara verließ das Haus. In Mr. Kingswoods Gegenwart war sie nie wütend geworden. Sie hatte seine Mutter stets mit Geduld und Höflichkeit ertragen. Aus irgendeinem Grund war es ihr jetzt schließlich doch zu viel geworden. Verärgert begann sie den Heimweg. Sie versteifte sich, als sie bemerkte, dass Mr. Kingswood hinter ihr hereilte. Er war ins Freie gelaufen, ohne sich eine Jacke anzuziehen.
»Ich Vermag nicht zu fassen, dass, du in dieser Weise davon gestürmt bist«, rief er aus. »Bleib stehen, Sara, und lass mich einen Moment, mit dir reden.«
Sie ging weiter, ohne die Schritte zu verlangsamen. »Ich bin, nicht zum Reden aufgelegt.«
»Du solltest meiner Mutter nicht böse sein.«
»Ich bin ihr nicht böse. Ich bin dir böse, weil du mich nicht in Schutz genommen hast.«
»Ich kann ihr nicht sagen, sie dürfe in ihrem eigenen Haus nicht ihre Meinungen äußern! Du misst dem zu viel Bedeutung bei, Sara.«
»Deine Mutter war unerträglich!«
Perry seufzte gequält und passte die Schritte Miss Fieldings an. »Meine Mutter war heute sehr aufgebracht. Ich weiß nicht, was sie dazu veranlasst hat.«
»Ich glaube, ich kann sagen, dass ich der Grund bin. Das bin ich immer, Perry. Ist dir nie aufgefallen, wie sehr sie mich verabscheut und jede andere Frau, mit der du Umgang hast?«
»Was hat dich so empfindlich gemacht?« fragte Perry erstaunt. »Es sieht dir nicht ähnlich, so schnell gekränkt zu sein. Ich muss sagen, dass das kein netter, Zug von dir ist. Nein, wirklich nicht!«
Nun, da Sara angefangen hatte, weniger Rücksicht zu nehmen, erleichterte es sie immens, endlich ihre Meinung unumwunden. sagen zu können. »Oh? Nun, ich finde es nicht nett, wenn du zulässt, dass deine Mutter derart gegen mich stichelt. Noch schlimmer ist, dass du von mir erwartest, das lächelnd hinzunehmen.«
Plötzlich machte Perry ein verdrossenes Gesicht. »Ich will mich nicht mit dir zanken, Sara. Früher haben wir uns nie gestritten.«
Tränen brannten ihr in den Augen. »Aber nur, weil ich dachte, dass du, wenn ich mich verständnisvoll und duldsam genug gab, dich endlich überwinden würdest, mir einen Heiratsantrag zu machen. Ich musste vier Jahre warten, Perry, und meine ganze Hoffnung auf die Einwilligung deiner Mutter setzen. Nun, sie wird uns ihren Segen niemals geben.« Ungeduldig wischte Sara sich die Zornestränen ab. »Du hast mich stets zu warten gebeten, als hätten wir Zeit im Überfluss. Aber die Zeit ist kostbar, Perry. Wir haben Jahre vergeudet, in denen wir längst hätten verheiratet sein können. Begreifst du nicht, wie viel schon, ein Tag gegenseitiger Liebe wert ist? Manche Leute sind über Entfernungen hinweg getrennt und können nicht zueinander kommen. Sie können nur ein Leben lang voneinander träumen und werden nie haben, was sie sich am meisten wünschen. Wie dumm, wie sinnlos, die Liebe in Reichweite zu haben und sie nicht zu ergreifen.« Sara biss sich auf die zitternde Unterlippe, um
Weitere Kostenlose Bücher