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Roulette des Herzens

Roulette des Herzens

Titel: Roulette des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Mr. Kingswoods Zuneigung, meine Liebe. Für Martha ist das Grund genug.«
    Seit diesem Tag war Sara mehr und mehr klargeworden, dass die Mutter recht hatte. Die einige Jahre nach der Geburt des Sohnes verwitwete Mrs. Kingswood hatte ihr Leben vollständig auf ihr Kind ausgerichtet. Wann immer sie sich im selben Raum mit ihm aufhielt, war ihre besitzergreifende Eifersucht in einem Maße spürbar, dass Sara stets Unbehagen empfand. Er hatte sich mit ihrer selbstsüchtigen Art abgefunden, da er wusste, dass sie jeden verabscheute, der seine Aufmerksamkeit von ihr ablenkte. Er behauptete jedoch, nach seiner Hochzeit werde sie in ihrer Einstellung nicht mehr so anmaßend sein. »Wir alle werden zu einem guten Einverständnis gelangen«, hatte er unzählige Male zu Sara gesagt. »Denken Sie daran, nichts zu persönlich zu nehmen, was meine Mutter äußert. So würde sie sich bei jeder Frau verhalten, der ich den Hof mache.«
    Mit ihrer spindeldürren Gestalt blockierte Mrs. Kingswood die Haustür, ganz so, als wolle sie Sara am Betreten des Gebäudes hindern. »Wann Sie sind zurückgekommen?«
    »Gestern abend.«
    »Ich nehme an, Sie wollen meinen Sohn sehen.« Die Art, wie Mrs. Kingswood das gesagt hatte, war nicht unfreundlich gewesen. In ihrer Stimme hatte jedoch ein feindseliger Unterton mitgeschwungen, der Sara zusammenzucken ließ.
    »Ja, Mrs. Kingswood.«
    »Vielleicht könnten Sie beim nächsten Mal Ihren Besuch ankündigen, damit Sie meinen Sohn nicht bei seinen vormittäglichen Studien stören.« Mrs. Kingswoods Ton hatte durchklingen lassen, es sei die höchste Rücksichtslosigkeit, zu dieser Stunde vorzusprechen. Ehe Sara etwas erwidern konnte, hatte Mrs. Kingswood die Tür weiter aufgemacht und winkte die Besucherin ins Haus.
    In der Hoffnung, sie möge nicht hinterherkommen, ging Sara raschen Schritts durch den Korridor. Es wäre schön, wenn sie Mr. Kingswood allein wiedersah, zumindest einige Minuten lang. Zum Glück hörte sie die Schritte seiner Mutter nicht hinter sich. Sie erreichte die Bibliothek, einen bequemen, mit Bücherregalen aus Mahagoni ausgestatteten Raum, dessen, Tapeten rosa, rote und braune Vögel zeigten.
    Der junge Mann, der an dem vor einem Fenster stehenden Rosenholzschreibtisch saß, stand auf und lächelte.
    »Perry!« rief sie und lief zu ihm.
    Über ihre Impulsivität schmunzelnd, fing er sie in seinen Armen auf. Er war schlank und mittelgroß und hatte die schönsten Hände, die sie je bei einem Mann gesehen hatte. Alle seine Gesten waren graziös. Sie hatte stets Gefallen daran gefunden, ihn schreiben, das Piano spielen oder nur die Seiten eines Buches umblättern zu sehen.
    Sie schloss die Augen, atmete den Geruch seines Eau de Cologne ein und lächelte zufrieden. »O Perry!« Das Gefühl seines Körpers war ihr so vertraut und tröstlich und vermittelte ihr den Eindruck, die in London verbrachten Tage habe es nie gegeben.
    Jäh kam ihr jedoch etwas in den Sinn. Sie erinnerte sich an Mr. Cravens starke, sie an ihn drückende Arme und seine ihr leise ins Ohr geraunten Worte: »Ich möchte Sie so halten, bis wir eins sind. Ich will Sie in meinem Bett haben. Ich will Ihren den Laken entströmenden Geruch wahrnehmen.«
    Erschrocken zog sie den Kopf zurück.
    »Liebling?«, murmelte Perry. »Was ist los?«
    Sie zwinkerte, und ein Schauer rann ihr über den Rücken. »Ach, ich fröstele nur, weil es draußen so kalt ist.« Sie starrte Mr. Kingswood an und versuchte, durch den Anblick seines Gesichts die Erinnerung an Mr. Craven zu verdrängen. »Du bi so stattlich«, antwortete sie ehrlich, und er lachte erfreut. Jeder war der Ansicht, er sei der bestaussehende Mann in Greenwood Corners. Sein Haar, das im Augenblick etwas zu lang war, hatte eine rotgoldene Farbe. Das Blau seiner Augen war viel beeindruckender als Saras. Seine Nase war schmal und gerade, der Mund gut geformt, die Stirn hoch und bleich. Äußerlich entsprach er ganz dem Bild eines romantischen Helden aus Byrons Feder.
    Nachdem er sich umgeschaut hatte, um sicher zu sein, dass er nicht beobachtet wurde, neigte er sich vor, um Miss Fielding zu küssen. Bereitwillig bot sie ihm die Lippen dar Plötzlich konnte sie jedoch nur an das dunkle Gesicht mit der Narbe denken, grüne, funkelnde Augen, einen harten Mund, der so anders war als Mr. Kingswoods. Sie schloss fest die Augen und zwang sich, auf Mr. Kingswoods Kuss einzugehen.
    Abrupt beendete er ihn, hob den Kopf und lächelte sie an. »Wo ist deine Haube?«

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