Roulette des Herzens
Gefängnis. Was mich beunruhigt, Sara, ist der Umstand, dass er, statt aus dem Gefängnis auszubrechen, vielleicht will, dass du ihm dort Gesellschaft leistet.«
»O nein!« Saras Lippen bebten. »Ich könnte es nicht er tragen, ein Leben lang unter Mrs. Kingswoods Fuchtel zu stehen.
»Du solltest darüber nachdenken«, riet Katie sanft der Tochter. »Gott stehe euch beiden bei. Vielleicht ist das der einzige Weg, wie du Mr. Kingswood bekommen kannst.« Sie drückte Saras Arm und lächelte warmherzig.
»Trockne dir das Gesicht, Liebes, und komm zu unseren Gästen. Mrs. Browne hat sich wieder nach Mathilda erkundigt. Ich weiß nie, was ich ihr sagen soll.«
Sara warf der Mutter einen düsteren Blick zu und folgte ihr aus dem Zimmer.
Kapitel 10
Sara hatte sich früh zurückgezogen, lag still im Bett und wartete darauf, dass ihre eiskalten Zehen warm wurden.
Den ganzen Tag war Mr. Kingswood ihr nicht aus dem Kopf gegangen. Fieberhaft hatte sie gehofft, sie möge ihn nicht für immer vertrieben haben. Sie hatte ihn so viele Jahre geliebt. Er war immer Teil ihres Lebens gewesen.
War er ausgelassener Stimmung gewesen, hatte gescherzt und ihr flüchtige Küsse auf den Mund gedrückt, dann hatte sie gewähnt, vor Glück zu vergehen. Die nachmittäglichen Ausflüge mit ihm, die langen Spaziergänge auf dem Land, die Picknicks, bei denen sie sich an seine Schulter gekuschelt hatte, während er ihr vorlas – die Erinnerungen an diese herrlichen Augenblicke hatte ihr Stunden voller Wonnen beschert. Falls sie durch ein Wunder seine Gattin werden sollte, würde sie jeden Morgen aufwachen und ihn an ihrer Seite sehen, das blonde Haar leicht zerzaust, sie mit schläfrigem Blick. anlächelnd.
Voll Angst und Hoffnung schlang sie die Arme um das Kopfkissen und murmelte: »Perry, Perry! Ich kann dich nicht verlieren. Nein, das kann ich nicht.«
Sie schlief ein, träumte jedoch von Mr. Craven, der sich wie ein ruheloser Geist in ihr Unterbewusstsein eingeschlichen hatte.
Sie spielte Verstecken mit ihm, rannte durch den leeren Club und kicherte albern, als sie merkte, dass er sich ihr näherte. Er folgte ihr unaufhörlich und kam immer mehr auf sie zu, bis sie wusste, dass sie nur noch eine Fluchtmöglichkeit hatte. Nachdem sie eine Geheimtür gefunden hatte, verschwand sie in einem finsteren Tunnel und versteckte sich. Plötzlich hörte sie jedoch Mr. Craven atmen. Er befand sich ebenso in der Dunkelheit wie sie.
Mühelos erwischte er sie und drückte sie an die Wand, über ihr Erschrecken lachend. »Du entkommst mir nie«, flüsterte er und ließ die Hände über sie gleiten. »Du gehörst für immer mir, nur mir.«
Plötzlich wurde sie durch ein Klopfen an der Tür geweckt. »Sara? Sara, wir haben Besuch. Zieh dich an, Tochter, und komm ins Wohnzimmer.« Die Stimme des Vaters hatte müde und verärgert geklungen.
Sara regte sich schlaftrunken und wünschte sich, wieder in den Traum versinken zu können. »Ja, Papa«, antwortete sie und verließ die gemütliche Wärme des Betts. Sie zog einen wollenen Morgenmantel über das hochgeschlossene Nachthemd und band die Kordel zu. »Wer in aller Welt ist da, Papa?«
Es verschlug ihr die Sprache, als sie den Besucher sah. Automatisch griff sie sich an das unordentliche Haar und strich es zurück. »Mr. Kingswood!«
Er stand beim Hauseingang, den Hut in der Hand, und sah abgespannt und unbehaglich aus. Er hielt die Augen auf Sara gerichtet, sagte jedoch zu ihrem Vater: »Sir, ich weiß, mein Erscheinen zu dieser Zeit ist unschicklich, aber wenn ich einen Moment ungestört mit Ihrer Tochter sprechen könnte …«
»Eine Minute, nicht länger«, unterbrach Isaac widerwillig. Er warf der Tochter einen bedeutungsvollen Blick zu und verließ dann das Wohnzimmer. Sie nickte als Antwort auf die stumme Warnung, die Begegnung mit Mr. Kingswood kurz zu halten.
Das Herz schlug ihr schneller. Sie räusperte sich, ging zu einem Sessel und setzte sich auf die Armlehne. »Warum bist du zu solch später Stunde hergekommen, Perry? Du weißt doch, wie unziemlich das ist.«
»In den vergangenen zwei Tagen war ich halb von Sinnen. Seine Stimme hatte angestrengt geklungen. »Gestern Nacht habe ich überhaupt nicht geschlafen und über alles nachgedacht, was du gesagt hast. Bei deinem Besuch schienst du jemand ganz anderer zu sein, so wie du mich angesehen und mit mir gesprochen hast. Du hättest mir schon lange mitteilen müssen, Sara, was du wirklich fühlst. Du hast mir keinen guten
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