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Roulette des Herzens

Roulette des Herzens

Titel: Roulette des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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bestickt hatte Er überreichte ihr eine hübsche goldene Brosche, in die winzige Vögel graviert waren.
    Vor dem Kaminfeuer sitzend, hielt sie mit Perry Händchen, während man über vergangene Ereignisse sprach, an die man sich gern erinnerte. Mrs. Kingswood wurde nicht erwähnt, und auch Saras Schriftstellerei nicht. Mehr noch, weder Perry noch Sara wagten, überhaupt über die Zukunft zu reden, als sei das ein gefährliches, verbotenes Thema. Erst später gestattete sie sich, daran zu denken, dass bei einem verlobten Paar die Unfähigkeit, über die Pläne für das Leben, das sie erwartete, zu reden, sehr befremdlich war.
    An einem schönen Januartag, als die Luft klar und die Erde hartgefroren waren, fuhren die Eltern mit dem Leiterwagen zum Markt im Dorf. Danach wollten sie Reverend Crawford einen Besuch machen und nett mit ihm plaudern. Sara blieb daheim, um Pflichten zu erledigen. Sie stand am bleigefassten Spülbecken und reinigte einen großen Zinntopf. Energisch schrubbte sie ihn mit einem Musselinbeutel, in dem sich pulverisierte Schlämmkreide befand, bis die matte Zinnoberfläche wieder strahlte. Mitten in der Arbeit hielt sie inne, als sie jemanden an die Haustür klopfen hörte.
    Sie wischte sich die Hände an dem großen, um die Taille gebundenen Tuch ab, und ging, um dem Besucher zu öffnen. Sie riss die Augen auf, nachdem sie die Tür aufgemacht hatte und die draußen stehende Frau sah. »Miss Tabitha!« rief sie aus. Der Kutscher und eine der unauffälligen Kutschen, die von den Angestellten in Mr. Cravens Club benutzt wurden, warteten am Straßenrand. Schmerzlich an den Spielclub erinnert, krampfte, Sara sich das Herz zusammen.
    Es fiel schwer, die Kokotte zu erkennen, die jetzt als einfaches Mädchen vom Lande gekleidet war. Von den mit Flitter besetzten Röcken und tiefen Dekollet6s, die sie im »Craven« stets getragen hatte, war nichts zu sehen.
    Stattdessen trug sie ein sittsames lavendelfarbenes Kleid, das dem Ähnelte, was Sara besaß. Ihre üblicherweise lockig herabhängenden Haare waren zu einem ordentlichen Knoten frisiert und mit einem schlichten Hut bedeckt.
    Die leichte Ähnlichkeit zwischen ihr und Sara war auffälliger als sonst, nur dass man ihrem Gesicht die Spuren ihrer Tätigkeit deutlich ansah. Den Mund hatte sie zu einem gewinnenden Lächeln verzogen, doch ihre Haltung drückte eine gewisse Unschlüssigkeit aus, als befürchte sie, abgewiesen zu werden.
    »Ich wollte Ihnen nur guten Tag sagen, Miss Fielding. Ich bin auf dem Weg zu meiner Familie, wo ich eine Woche oder so bleiben will. Wissen Sie, sie lebt in Hampshire.«
    Sara nahm sich zusammen. »Welch angenehme Überraschung, Sie zu sehen, Miss Tabitha! Bitte, kommen Sie herein. Ich werde frischen Tee machen. Vielleicht möchte der Kutscher in der Küche warten.«
    »Wir haben keine Zeit«, entgegnete Tabitha dankbar und zugleich verlegen, weil Miss Fielding so freundlich war.
    »Ich bin gleich wieder fort. Ich habe hier bloß halten lassen, um einen Moment mit Ihnen zu plaudern. Ich bleibe nur eine Minute.«
    Sara bestand darauf, dass Miss Tabitha ins warme Haus kam, und schloss die Tür vor dem rauen Wind. »Ist im Club alles in Ordnung?«
    »O ja!«
    « Wie geht es Mr. Worthy?«
    »Gut.«
    »Und Mr. Gill?«
    »Auch gut.«
    Der Wunsch, sich nach Mr. Craven zu erkundigen, war überwältigend. Irgendwie gelang es Sara jedoch, ihn zu unterdrücken. Sie bat Miss Tabitha, sich im Wohnzimmer zu ihr auf das Settee zu setzen, und schaute sie eindringlich an. Sie fragte sich, warum die junge Frau sich die Mühe gemacht hatte, sie aufzusuchen.
    Umständlich nahm Tabitha Platz, strich sich den Rock glatt und nahm eine damenhafte Haltung ein. Sie grinste Miss Fielding an, während sie über ihre Röcke strich. »Meine Ma denkt, dass ich bei einem feinen Pinkel in London als Hausmädchen arbeite, Wasser und Kohle schleppe, Silber putze und solches Zeug. Es wäre nicht gut für sie, wenn sie wüsste, dass ich es im Craven mit Männern treibe.«
    Sara nickte ernst. »Das verstehe ich.«
    »Mr. Craven würde mir furchtbar einen aufs Dach geben, wüsste er, dass ich jetzt hier bin.«
    »Ich werde das niemandem sagen«, versprach Sara klopfenden Herzens und starrte Miss Tabitha an, die mit den Schultern zuckte und sich im Cottage umschaue, als warte sie geduldig auf etwas. Sara merkte, dass sie von ihr über Mr. Craven befragt werden wollte. Aufgeregt zerknüllte sie die behelfsmäßige Schürze in den Händen. »Miss Tabitha,

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