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Roulette des Herzens

Roulette des Herzens

Titel: Roulette des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Herz.« Faisez ce que le coeur vous dit, Mademoiselle.«
    »Ich soll meinem Herzen folgen?« fragte Sara verwirrt. »Haben Sie mir das geraten?«
    »Oui, Mademoiselle.« Gelassen griff die Zofe nach einem schmalen blauen Seidenband, und begann, es durch Miss Fieldings Locken zu winden.
    »Das könnte sehr gefährlich sein«, flüsterte Sara.
    Einige Minuten später machte sie die letzten Knöpfe am Stehkragen des taubengrauen Kleides zu und überprüfte ihr Aussehen im Spiegel. Die Ergebnisse der von der Zofe geleisteten Arbeit stimmten sie zufrieden. Ihr Haar war schlicht, aber kleidsam frisiert, und nur an den Schläfen hingen einige Löckchen herab. Sie bedankte sich bei Lisette, verließ den Raum und ging zur Prunktreppe. Nervös zog sie in Betracht, sich unten einer Gruppe von Damen anzuschließen, um Tee zu trinken und sich mit ihnen zu unterhalten. Sie hoffte, sie würden freundlich zu ihr sein, oder ihre Anwesenheit zumindest tolerieren.
    Im Korridor blieb sie stehen, betrachtete eine in einer Nische stehende Skulptur und versuchte, Mut zu fassen. Die Gäste unten flößten ihr großen Respekt ein, und sie ängstigte sich etwas vor ihnen. Lady Wolverton hatte gesagt, unter ihnen seien Botschafter, Politiker, Künstler und selbst ein auf Heimatbesuch weilender Gouverneur mitsamt seiner Familie. Sie war sich sehr bewusst, dass sie mit diesen Leuten nichts gemein hatte. Zweifellos würde sie in deren Augen unbeholfen und linkisch wirken. Vielleicht fühlte sich so auch Mr. Craven, der mit Aristokraten, die seine Herkunft sehr wohl kannten, auf du und du war. Der arme Mr. Craven! Plötzlich prickelte es in ihrem Nacken, und langsam drehte sie sich um.
    Mr. Craven stand hinter ihr und sah nicht so aus, als habe er ihr Mitleid nötig. Er starrte sie wie ein gelangweilter Sultan an, der seine letzte weibliche Neuerwerbung begutachtete. Seine Selbstsicherheit stand seinem guten Aussehen in nichts nach. »Wo ist Ihr Verlobter?« fragte er in unüberhörbar unfreundlichem Ton.
    Seine kühle Unnahbarkeit enervierte Sara. »Ich habe keinen … das heißt, er … ich werde ihn nicht heiraten.«
    »Hat er nicht um Ihre Hand angehalten?«
    »Nein. Nun … ja, aber…« Instinktiv wich Sara einen Schritt zurück. Derek näherte sich ihr und hielt vor ihr an.
    Derweil er mit ihr sprach, rückte sie noch weiter von ihm ab, doch er folgte ihr unerbittlich. »Einige Abende nach meiner Heimkehr hat Mr. Kingswood mir einen Heiratsantrag gemacht«, sagte sie atemlos. »Ich habe ihn erhört.
    Zuerst war ich sehr glücklich, nun … glücklich ist das falsche Wort, aber…«
    »Was ist geschehen?«
    »Es gab Probleme. Er meinte, ich hätte mich verändert. Ich nehme an, er hat recht, wenngleich.«
    »Er hat die Verlobung gelöst?«
    »Ich … ich denke, man könnte es eher so nennen, dass wir beide sie in gegenseitigem Einvernehmen gelöst haben.«
    Mr. Craven kam weiter auf Sara zu, und sie wich vor ihm in den nächsten Raum zurück. Beinahe wäre sie über einen vergoldeten Sessel gestolpert. »Mir wäre es lieb, Mr. Craven, wenn Sie aufhörten, mich derart zu belästigen.«
    Unbeeindruckt sah er sie an. »Sie wussten, dass ich an diesem Wochenende hier sein würde.«
    »Das wusste ich nicht!«
    »Sie haben das mit Lady Wolverton geplant.«
    »Das habe ich ganz und gar nicht getan.« Erschreckt schrie Sara auf, als er nach ihr griff und ihr die Hände auf die Schultern legte.
    »Noch weiß ich nicht, wem ich zuerst den Hals umdrehen soll … Ihnen oder Lady Wolverton.«
    »Es passt Ihnen nicht, dass ich hier bin«, sagte Sara kleinlaut.
    »Ich ginge lieber in den Knast, als auch nur eine Nacht unter demselben Dach mit Ihnen zu verbringen!«
    »So sehr verabscheuen Sie mich?«
    Derek atmete tief durch, während er Miss Fieldings kleines, hübsches Gesicht betrachtete. Die überwältigende Freude, ihr nah zu sein, brachte ihm das Blut zum Kochen. Wieder holt drückte er ihre Schultern, als genösse er es, sie berühren zu können. »Nein, ich verabscheue Sie nicht«, sagte er fast unhörbar.
    »Sie tun mir weh, Mr. Craven!«
    Er lockerte den Griff nicht. »Sie haben nichts von dem kapiert, was ich Ihnen am Abend nach dem Ball erzählt habe, nicht wahr?«
    »Doch.«
    »Und trotzdem sind Sie hergekommen.«
    Sara ließ sich nicht einschüchtern, obwohl es all ihrer Willenskraft bedurfte, sich unter Mr. Cravens brennendem Blick nicht zu ducken. »Ich hatte jedes Recht, Lady Wolvertons Einladung anzunehmen«, erwiderte sie

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