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Roulette des Herzens

Roulette des Herzens

Titel: Roulette des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Vorhang. Seine Stickereien passten zu dem Blumenmuster der Tapeten.
    Lily machte einen Schrank auf, in dem Miss Fieldings Sachen waren. In bemerkenswert kurzer Zeit hatten die Hausmädchen Saras magere Habseligkeiten ausgepackt und tadellos eingeräumt. »Ich hoffe, der Raum gefällt Ihnen«, sagte Lily und furchte leicht die Stirn, als sie Miss Fieldings Miene sah. »Falls Sie lieber einen anderen hätten…«
    »Er ist hübsch«, versicherte Sara und verzog die Lippen. »Es ist nur, dass … vielleicht sollte ich abreisen. Ich möchte keinen Ärger verursachen. Mr. Craven fühlt sich durch meine Anwesenheit gestört. Und er ist Ihnen böse, weil Sie mich eingeladen haben. Die Art, wie er Sie angesehen hat …«
    »Er würde mich gern und sehr langsam erwürgen«, unterbrach Lily fröhlich. »Aber die Art, wie er Sie angesehen hat! Du lieber Gott, das war zum Schreien!« Sie lachte hell auf. »Wie ist es, wenn einem der unerreichbarste Mann des Landes zu Füßen liegt?«
    Sara riss die Augen auf. »Oh, er liegt mir nicht zu Füßen.«
    »Doch, das tut er«, erwiderte Lily. »Glauben Sie mir, seit Jahren stand ihm das bevor. Ich darf gar nicht an all die unzähligen Male denken, bei denen er mich durch sein überhebliches und kaltherziges Benehmen, seine grenzenlose Selbstbeherrschung und seine Dominanz über seine Umgebung wütend gemacht hat!« Kichernd schüttelte Lily den Kopf. »Missverstehen Sie mich nicht! Ich verehre den sorge aufgeblasenen, dickköpfigen Cockney! Aber für ihn ist es wirklich das beste, wenn man ihm einen Dämpfer aufsetzt.«
    »Wenn man jemandem einen Dämpfer aufsetzt, dann mir«, murmelte Sara halblaut. Die Countess schien sie nicht gehört zu haben.
    Nachdem Lady Wolverton gegangen war, um sich wieder um ihre Gäste zu kümmern, läutete Sara, damit jemand ihr bei der Toilette half. Eine französische Zofe, die einige Jahre älter war als sie, kam ins Zimmer. Die Frau war klein, blond und pausbäckig. Sie hatte ein munteres Lächeln. »Je m’appelle Lisette«, stellte sie sich vor und legte eine Brennschere in die Nähe der Kohlen jenseits des Feuerrostes. Emsig machte sie sich dann im Zimmer zu schaffen, holte ein Kleid aus dem Schrank und hielt es vor Miss Fielding zur Begutachtung hoch.
    »Ja, das ist in Ordnung«, sagte Sara, nahm den Hut ab, zog den Spenzer aus und knöpfte das Vorderteil des zerknautschten Reisekleids auf. Dann setzte sie sich an den kleinen Frisiertisch aus Sandelholz und zog die Haarnadeln aus der in Unordnung geratenen Frisur.
    Die rotbraunen Locken fielen ihr auf den Rücken. Hinter sich vernahm sie einen erfreuten Ausruf. »Comme vos cheveux sont beaux, Mademoiselle!« Hingerissen bürstete Lisette die glänzenden Strähnen.
    »Sprechen Sie Englisch, Miss Lisette?« erkundigte Sara sich in zweifelndem Ton. Lisette schaute sie im Spiegel an und schüttelte lächelnd den Kopf. »Ich wünschte, Sie sprächen es. Französinnen wissen angeblich alles über Herzensdinge. Ich brauche einen Rat.«
    Lisette hatte den deprimierten Unterton in Miss Fieldings Stimme gehört und äußerte etwas, das mitfühlend und aufmunternd klang.
    »Ich hätte nicht herkommen sollen«, fuhr Sara fort. »Durch meine Trennung von Mr. Kingswood habe ich alles weggeworfen, von dem ich dachte, es immer haben zu wollen. Ich erkenne mich kaum wieder, Miss Lisette. Die Gefühle, die ich für einen anderen Mann habe, sind so bezwingend. Ich befürchte, ich könnte nehmen, was immer ich von ihm haben kann, ganz gleich, wie wenig das sein mag. Wenn ich eine andere Frau solche Gedanken äußern hörte, würde ich sie eine Närrin und schlimmeres nennen. Ich habe mich stets für vernünftig gehalten, mehr vom Verstand her geprägt als vom Gefühl. Ich kann nicht erklären, was über mich gekommen ist. Ich weiß nur, dass ich von dem Augenblick an, da ich diesen Mann kennengelernt habe…« Sie hielt inne, nicht fähig, den Satz zu beenden. Seufzend rieb sie sich die schmerzende Stirn. »Ich glaube nicht, dass die Zeit für mich arbeiten wird.
    Bisher war das nicht der Fall.«
    Lange herrschte Stille, während die Zofe beruhigend das Haar bürstete. Sie hatte eine nachdenkliche Miene aufgesetzt, als dächte sie über die Situation nach. Es spielte keine Rolle, dass sie und Sara sich nicht mit Worten verständigen konnten. Jede Frau, die je an gebrochenem Herzen gelitten hatte, konnte diesen Zustand leicht bei einer anderen erkennen. Schließlich hielt die Zofe inne und wies auf Miss Fieldings

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