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Rousseau's Bekenntnisse

Rousseau's Bekenntnisse

Titel: Rousseau's Bekenntnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Jacques Rousseau
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Ueberzeugung bis dahin noch immer gezweifelt hatte. Ich begriff den ganzen Vortheil, den ich für den Entschluß, zu dessen Ausführung ich bereit war, daraus ziehen könnte, und war der Ansicht, daß es einem Copisten von einiger Berühmtheit in der literarischen Welt wahrscheinlich nicht an Arbeit fehlen würde.
    Sobald mein Entschluß vollkommen gefaßt und unerschütterlich war, schrieb ich ein Billet an Herrn von Francueil, um ihn davon in Kenntnis zu setzen, ihm wie der Frau Dupin für alle ihre Güte zu danken und sie um ihre Kundschaft zu bitten. Da sich Francueil dieses Billet nicht zu erklären vermochte und wähnte, ich läge noch immer in Fieberhitze, kam er zu mir geeilt; aber er fand meinen Entschluß so unerschütterlich, daß es ihm nicht gelang, mich schwankend zu machen. Er machte sich auf, der Frau Dupin und aller Welt zu sagen, ich wäre verrückt geworden. Ich ließ ihn reden und verfolgte meinen Weg. Ich begann die Aenderung meiner Lebensweise mit meinem Aeußern; ich legte alle goldenen Stoffe, weiße Strümpfe und den Degen ab, trug fortan eine runde Perrücke und verkaufte meine Uhr, indem ich mir mit unglaublicher Freude sagte: »Dem Himmel sei Dank, ich brauche nicht mehr zu wissen, welche Stunde es ist!« Herr von Francueil war so artig, noch lange zu warten, ehe er über seine Kasse anderweitig verfügte. Als er sich endlich von der Festigkeit meines Entschlusses überzeugte, übergab er sie Herrn von Alibard, dem früheren Erzieher des jungen Chenonceaux. Er hat sich auf dem Gebiete der Botanik durch seine flora parisiensis bekannt gemacht. [Fußnote: Ich zweifle nicht daran, daß dies alles von Francueil und seinen Genossen jetzt ganz anders erzählt wird; aber ich beziehe mich auf das, was er damals und noch lange nachher aller Welt bis zu dem Augenblicke gesagt hat, wo jene Verschwörung geschlossen wurde, deren sich alle vernünftige und aufrichtige Leute noch immer erinnern müssen.]
    So streng ich auch bei der Beschränkung von jeglichem Luxus zu Werke ging, so dehnte ich sie doch anfangs nicht auf meine Wäsche aus, die schön und reichlich vorhanden war, ein Rest meiner venetianischen Ausstattung, die mir ganz besonders lieb war. Aus einem Gegenstande der Reinlichkeit hatte ich sie zu einem Gegenstande des Luxus gemacht, der für mich allerdings mit Kosten verbunden war. Aber schon hatte es jemand übernommen, mich auch von diesem Zwange zu befreien. Während sich den Abend vor Weihnachten meine gebietende Frauenwelt in der Vesper befand und ich im Oratorium war, erbrach man die Thüre eines Bodenraumes, in dem nach eben erst beendeter Wäsche unser sämmtliches Leinenzeug aufgehängt war. Man stahl alles und unter andern zweiundvierzig mir gehörende Hemden von sehr schöner Leinewand, die den besten Theil meiner Wäsche bildeten. Nach den Schilderungen der Nachbarn, die gesehen hatten, wie ein Mann mit Packeten um dieselbe Stunde das Hôtel verlassen, hatten Therese und ich ihren Bruder, der in üblem Rufe stand, in Verdacht. Die Mutter wies einen solchen Argwohn lebhaft zurück, allein so viele Anzeichen bestätigten ihn, daß wir ihn trotz ihrer Einwendungen nicht los wurden. Ich wagte nicht, genau Nachforschungen anzustellen, um nicht mehr zu entdecken, als ich gewollt hatte. Dieser Bruder ließ sich bei uns nicht wieder sehen und verschwand endlich ganz. Ich beklagte Theresens und mein eigenes Loos, einer so gemischten Familie anzugehören und ermahnte sie dringender als je, ein so gefährliches Joch abzuschütteln. Dieser Vorfall heilte mich von der Leidenschaft für schöne Wäsche, und ich habe von da an nur sehr gewöhnliche besessen, die mit meiner sonstigen Ausstattung besser übereinstimmte.
    Nachdem meine Umwandlung auf diese Weise vervollständigt war, sann ich nur noch darauf, sie durchgreifend und dauerhaft zu machen, indem ich mich bemühte, alles aus meinem Herzen zu reißen, was noch von dem Urtheil der Menschen abhing, alles, was mich aus Furcht vor dem Tadel von dem abwendig machen konnte, was an sich gut und vernünftig war. Bei dem Aufsehen, das mein Werk erregte, blieb auch mein Entschluß nicht ohne Aufsehen und lockte Kunden herbei, so daß ich mein Geschäft mit ziemlichem Erfolge begann. Mehrere Ursachen verhinderten mich indeß, solchen Gewinn zu erzielen, wie ich unter andern Umständen hätte erlangen können. Zunächst mein schlimmer Gesundheitszustand. Der Anfall, den ich durchgemacht, hatte Folgen, die mich nie wieder so wohl werden ließen, als

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