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Rubinrot

Rubinrot

Titel: Rubinrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Wunder.«
    »Madame meinte außerdem, Ihr hättet sie beinahe erwürgt, nur weil sie das Geburtsdatum und den Mädchennamen ihrer Urgroßmutter nicht kannte.«
    Erwürgt? Wie krass war das denn!
    »Ja, richtig. Derartige Wissenslücken haben mich unendlich viel Zeit gekostet, die ich in alten Kirchenbüchern wälzend verbrachte, anstatt mich wichtigeren Dingen zuzuwenden. Jeanne ist eine ausgesprochen nachtragende Person. Umso bewundernswerter, dass es Euch gelungen ist, sie zur Kooperation zu bewegen.«
    Gideon lächelte. »Leicht war es nicht. Aber offensichtlich habe ich einen vertrauenerweckenden Eindruck gemacht. Ich habe außerdem die Gavotte mit ihr getanzt. Und ich habe geduldig zugehört, wie sie sich über Euch beschwert hat.«
    »Wie ungerecht. Ich habe ihr immerhin eine aufregende Liebelei mit Casanova verschafft, und auch wenn der es nur auf ihr Geld abgesehen hatte, wurde sie doch von vielen Frauen darum beneidet. Und ich habe meinen Chronografen brüderlich mit ihr geteilt. Wenn sie mich nicht gehabt hätte . . .« Der Graf drehte sich, offensichtlich erheitert, wieder zu mir herum. »Ein undankbares Weibsstück, deine Urahnin. Leider nicht mit großer Intelligenz gesegnet. Ich glaube, sie hat nie richtig begriffen, was eigentlich mit ihr geschieht, das arme, alte Ding. Sie war außerdem beleidigt, dass ihr im Kreis der Zwölf nur der Citrin zugewiesen war.
Warum dürft Ihr ein Smaragd sein und ich nur ein jämmerlicher Citrin,
hat sie gesagt.
Niemand, der etwas auf sich hält, trägt heutzutage Citrin.«
Er kicherte vor sich hin. »Sie war wirklich von einer Einfältigkeit, die ihresgleichen sucht. Möchte ja gern mal wissen, wie oft sie auf ihre alten Tage noch in der Zeit gesprungen ist. Vielleicht gar nicht mehr. Sie war ohnehin nie eine große Springerin. Manchmal verging ein ganzer Monat, ohne dass sie verschwand. Ich würde sagen, das weibliche Blut ist bedeutend träger als das unsrige. Ebenso wie der weibliche Geist dem männlichen an Schnelligkeit unterlegen ist. Würdest du mir da zustimmen, Mädchen?«
    Alter Chauvinist,
dachte ich, während ich die Augen niederschlug,
dummschwätzender, wichtigtuerischer Langweiler.
Himmel! War ich denn verrückt? Ich sollte doch nichts denken!
    Aber offenbar war es um die Gedankenlesekünste des Grafen nicht so gut bestellt, denn er kicherte nur wieder vergnügt. »Besonders gesprächig ist sie ja nicht, oder?«
    »Sie ist nur schüchtern«, sagte Gideon.
    Eingeschüchtert wäre wohl das passendere Wort gewesen.
    »Es gibt keine schüchternen Weiber«, widersprach der Graf.
    »Hinter einem scheinbar schüchternen Niederschlagen der Augen verbergen sie nur ihre Einfältigkeit.«
    Ich kam mehr und mehr zu dem Schluss, dass man keine Angst vor ihm zu haben brauchte. Er war nur ein selbstverliebter frauenfeindlicher Opi, der sich gerne reden hörte.
    »Ihr habt offenbar keine besonders hohe Meinung vom weiblichen Geschlecht«, sagte Lord Brompton.
    »Aber nicht doch!«, erwiderte der Graf. »Ich liebe die Frauen. Wirklich! Ich glaube nur nicht, dass sie über die Art von Verstand verfügen, die die Menschheit weiterbringt. In meiner Loge haben Frauen deshalb nichts zu suchen.« Er schenkte dem Lord ein strahlendes Lächeln. »Für viele Männer ist das übrigens nicht selten das ausschlaggebende Argument, um die Mitgliedschaft zu ersuchen, Lord Brompton.«
    »Und doch lieben Euch die Frauen! Mein Vater wurde nicht müde, mir von Euren Erfolgen bei den Damen vorzuschwärmen. Sowohl hier in London als auch in Paris sollen sie euch zu allen Zeiten zu Füßen gelegen haben.«
    Der Graf schwelgte sogleich in Erinnerungen an seine Zeit als Frauenschwarm. »Es ist nicht besonders schwierig, Frauen zu betören und dem eigenen Willen zu unterwerfen, mein lieber Lord. Sie sind alle gleich. Würde ich mich nicht mit Höherem beschäftigen, hätte ich längst ein Handbuch für Männer verfasst, mit Ratschlägen zum richtigen Umgang mit den Weibern.«
    Ja klar. Ich hatte da auch gleich einen passenden Titel zur Hand.
Mit Würgen zum Erfolg.
Oder:
So quatschen Sie jede Frau mürbe.
Beinahe hätte ich gekichert. Aber dann merkte ich, dass Rakoczy mich ganz genau beobachtete, und meine alberne Stimmung verging so plötzlich, wie sie gekommen war.
    Ich war wohl wahnsinnig! Die schwarzen Augen fixierten meine für eine Sekunde, dann senkte ich den Blick auf den Mosaikfußboden vor mir und versuchte, das Gefühl von Panik zu bekämpfen, das mich zu überwältigen drohte. Nicht

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