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Rubinroter Schatten - Frost, J: Rubinroter Schatten - Eternal Kiss of Darkness (Night Huntress World/ Cat & Bones Welt 2)

Rubinroter Schatten - Frost, J: Rubinroter Schatten - Eternal Kiss of Darkness (Night Huntress World/ Cat & Bones Welt 2)

Titel: Rubinroter Schatten - Frost, J: Rubinroter Schatten - Eternal Kiss of Darkness (Night Huntress World/ Cat & Bones Welt 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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Ausbrüchen hinreißen lassen. Was für ein Mensch war sie, dass sie unter so düsteren Umständen solche Stärke an den Tag legen konnte?
    Hätte er noch das zweite Gesicht gehabt, hätte er einen Blick in die Zukunft gewagt, um herauszufinden, was aus Kira werden würde. Nichts sagte mehr über den Charakter einer Person aus als die Summe seiner Lebensentscheidungen. Aber Mencheres konnte nicht mehr in die Zukunft sehen. Er unterdrückte seine spontane Verärgerung darüber. Es nützte nichts, mit den Göttern zu hadern, weil sie einem etwas weggenommen hatten.
    » Okay«, sagte Kira noch einmal, sodass er sich wieder auf sie konzentrierte. » Ich kann mir zwar nicht vorstellen, womöglich eine ganze Woche unter Vampiren zu verbringen, aber… okay.«
    Mencheres verkniff sich ein Lächeln und war gleich besserer Dinge, als er Kiras süffisantes Kopfschütteln sah. Sie war nicht die Einzige, die über diese Wendung der Ereignisse erstaunt war. Irgendwie konnte er selbst kaum glauben, dass er in einer vorübergehenden Zwangs-WG mit genau der Sterblichen leben sollte, die am Morgen erst all seine Pläne zunichtegemacht hatte.
    » Bist du jetzt bereit, wieder nach drinnen zu kommen?«, erkundigte sich Mencheres und bot ihr den Arm.
    Kiras Lippen kräuselten sich, als sie sich nach kurzem Zögern unterhakte. » Ich denke schon. Dann erzähl mal, Vampir, wie heißt du?«
    Was war schon eine weitere Erinnerung, die er aus ihrem Gedächtnis löschen musste? » Mencheres.«
    » Klingt spanisch«, murmelte sie und musterte ihn so gut sie es im Dunkeln eben konnte.
    » Ägyptisch.« Noch ein Detail, das er später ausradieren musste. Was hatte Kira bloß an sich, dass er in ihrer Gegenwart so ungewöhnlich gesprächig wurde?
    » Ah.« Sie lächelte; es war das erste Mal, dass es nicht gezwungen wirkte. » Also Mencheres, du ägyptischer Vampir, bist du richtig alt oder so jung, wie du aussiehst?«
    Er warf ihr einen Seitenblick zu, während er sich in Richtung Haus in Bewegung setzte und einen ganz seltsamen Stich in seinem Inneren verspürte, als er an den Altersunterschied zwischen Kira und sich dachte. » Ich bin älter als Methusalem«, antwortete er trocken.
    » Ein Vampir mit Sinn für Humor. Ich wusste wirklich nicht, dass es so etwas gibt«, gab sie genauso trocken zurück.
    Mencheres erwiderte nichts darauf. Erst erzählte er ihr Dinge, die er nicht hätte erzählen müssen, jetzt machte er Witze über sein Alter. Wie sonderbar. Er war der Meinung gewesen, er hätte seinen Sinn für Humor schon vor langer Zeit verloren.
    » Wenn ich mein Zimmer wieder in Ordnung bringen will, habe ich wohl zumindest für die nächsten paar Stunden was zu tun«, stellte Kira seufzend fest.
    » Das ist nicht nötig, du kannst… ein anderes Zimmer nehmen.«
    Mencheres wäre fast ins Stolpern geraten, als er die Worte verschluckte, die ihm fast herausgerutscht wären: Du kannst bei mir wohnen. Was war nur in ihn gefahren, an so etwas überhaupt zu denken? Er hatte nicht seinen Sinn für Humor wiedergefunden– er hatte den Verstand verloren.
    Untote Senilität. Viele Vampire gab es nicht, die älter waren als er. Vielleicht existierte ein solches Leiden ja wirklich.

4
    Kira erwachte mit jagendem Herzen und wild um sich schlagend in dem Versuch, einen nicht vorhandenen Angreifer abzuwehren. Einige panische Augenblicke lang fand sie nicht in die Realität zurück, sah immer nur dieses Wesen vor sich, wie es ihr den Bauch aufschlitzte. Dann ließ sie sich keuchend in die Kissen zurücksinken. Bloß ein Albtraum, ein Albtraum, sonst nichts.
    Nur war es eben doch mehr. Kira bemühte sich, ruhiger zu atmen, indem sie von dreißig rückwärts zählte. Als sie bei eins angekommen war, schlug ihr Herz schon nicht mehr so wild, und sie musste auch nicht länger nach Luft schnappen. Sie wiederholte die Prozedur, bis auch ihre Hände aufhörten zu zittern. Nach der dritten Runde Rückwärtszählen schaffte Kira es aufzustehen, ohne ständig das Gesicht des Ghuls vor sich zu sehen. Er ist tot, er kann dir nichts mehr anhaben, sagte sie sich vor.
    Außerdem hatte sie nicht zum ersten Mal einen Angriff überlebt, auch wenn die Begleitumstände diesmal andere waren. Die schrecklichen Erinnerungen würden vielleicht in ihren Träumen wieder auftauchen, aber im Wachen würde sie nicht zulassen, dass die Geister ihrer Angreifer– egal welcher– Macht über sie hatten.
    Und bald würde die Erinnerung an diesen jüngsten Übergriff ja auch getilgt sein,

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