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Rubinsteins Versteigerung

Rubinsteins Versteigerung

Titel: Rubinsteins Versteigerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rafael Seligmann
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sich ihre Stimme.
    »Auch das wird dir nichts helfen, Esel. Ich werde trotzdem fahren.«
    »Ich werde dir kein Geld für die Fahrt geben.«
    »Keine Sorge, das werden die Burschen aus Israel schon schicken.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich wusste auch, dass sie den Musterungsbescheid schicken würden.«
    Esel wird bleich. Sie hat begriffen. »Du hast also hingeschrieben – ohne mir ein Wort zu sagen.«
    »Was hätte das genützt?«
    »Ich hätte es dir verboten, du Idiot.«
    »Und du meinst, das hätte was bewirkt?«
    »Natürlich. Ich hätte es nicht erlaubt.«
    »Soll sein.«
    Sie schluchzt. »Was wirst du jetzt tun?«
    »Ganz einfach. Erst das Abi machen und dann den Burschen schreiben, dass sie mir eine Flugkarte schicken sollen, damit ich zur Musterung nach Israel fahren kann.«
    »Das werde ich nie im Leben zulassen.« Sie hat sich wieder einigermaßen gefangen.
    »Tu, was du nicht lassen kannst.« Meine Ruhe steigert ihre Wut. Sie fühlt, dass ihr die Macht über mich entgleitet. »Ich werde es nicht zulassen! Ich werde zur Frau Dr. Schneeberger gehen und ihr sagen, dass sie dir die schlechtere Note geben soll. Ich werde zu eurem Direktor gehen und dafür sorgen, dass du das Abitur nicht schaffst. Ich werde dir kein Geld mehr für einen Nachhilfelehrer geben. Ich werde mit Friedrich reden.«
    »Du wirst jetzt vor allem sofort dein Maul halten, sonst werde ich es dir stopfen.«
    »So redest du mit deiner Mutter? Du willst mich also schlagen?«
    »Den Gefallen werde ich dir jetzt nicht tun. Aber wenn du weiter maulst, könnte ich es mir schnell anders überlegen.«
    »Mörder! Gewalt geschrien, Mörder! Mutterschläger!« Durch ihr Geschrei will sie die Nachbarn alarmieren. Undmich dazu bringen, aus dem Haus zu laufen. Diesmal nicht, Esel. »Halt den Mund, du dumme, hysterische Nuss. Oder brülle von mir aus weiter. Und noch was. Das mit dem Nachhilfelehrer ist eine gute Idee von dir. Ich brauche den Kerl nicht mehr. So, und jetzt gib Ruhe.«
    Esel ist dermaßen verblüfft über mein Verhalten, dass sie wirklich schweigt und sich ratlos an den Küchentisch setzt. Sie sammelt Kraft für die Abend-Offensive – wenn Fred heimkommt. Bis dahin werde ich lernen. Ich verriegle meine Zimmertür. Nehme die Spickerpfeile und starte eine Wurfserie gegen die Zielscheibe an der Wand über meinem Bett. So ruhig bin ich bei ihrem Gezeter noch nie geblieben. Kann es sein, dass sie tatsächlich ihre Macht über mich verloren hat? In Bezug auf Israel wahrscheinlich. Ich setze mich an den Schreibtisch. Den Mathevogel brauche ich wirklich nicht mehr. Ich begreife das Zeug allmählich ganz gut allein. Ich darf nur nicht den Fehler machen, Physik zu vernachlässigen. Sonst droht hier noch ein Einbruch. Es wird schon klappen!
     
    Zwei Stunden später. Fred ist nach Hause gekommen. Kaum hat er am Küchentisch Platz genommen, legt Esel los: »Friedrich, unser Junge will nach Israel ins Militär.«
    »Wann?«
    »Was heißt wann? Niemals! Er darf nicht fahren.«
    »Wieso?«
    »Friedrich, bist du von allen guten Geistern verlassen? Weißt du nicht, was es bedeutet, wenn er ins Militär muss?«
    Esel hält es nicht länger auf ihrem Stuhl.
    »Doch.« Seine Stimme wird unsicher.
    »Na also! Er darf überhaupt nicht hinfahren.«
    »Ja.«
    »Was heißt ›Ja‹? Du musst ein Machtwort sprechen, Friedrich, und zwar sofort!«
    Das arme Schwein. Nach zehn Stunden Schufterei im Lager von »Silberfaden & Ehrlichmann« auch noch Esels Gehirnwäsche.
    »Weshalb willst du denn jetzt runterfahren, Jonathan?«
    »Weil ich dort leben will, wenn du nichts dagegen hast.«
    »Wieso soll ich etwas dagegen haben?« Der Anflug eines Lächelns wird in seinen Augenwinkeln sichtbar.
    »Friedrich, bist du jetzt vollkommen verrückt geworden? Willst du, dass der Junge jetzt drei Jahre ins Militär soll?«
    Seine Stimme kommt zögernd, gepresst: »Nein.«
    »Na also! Dann tu endlich was!« Energie hat Esel, das muss man ihr lassen.
    »Was kann ich denn schon tun?«
    »Du musst ihm sofort verbieten, nach Israel zu fahren.«
    »Aber das hat doch keinen Zweck! Er hört doch nicht auf mich, das weißt du doch.«
    »Was heißt, er hört nicht auf dich? Wer ernährt diesen Tunichtgut schon seit 21 Jahren? Wenn es ihm nicht passt, dann soll er gehen, aber sofort.«
    »Was willst du eigentlich, Klara, dass ich mich mit ihm schlage? Du weißt doch, dass er nicht davor zurückschreckt, seinen Vater zu schlagen.« Seine Stimme nimmt einen klagenden Tonfall an.
    Esel,

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