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Ruby Redfort: Gefährlicher als Gold (German Edition)

Ruby Redfort: Gefährlicher als Gold (German Edition)

Titel: Ruby Redfort: Gefährlicher als Gold (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Child
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wie dieser raten?

    »Jetzt sag bloß nicht, du fürchtest dich vor ein bisschen Dunkelheit, Ruby! Du meine Güte! Wieso auch? Es gibt so viele Dinge, die schlimmer sind und vor denen du dich fürchten solltest – zum Beispiel davor, so alt und vergesslich zu werden wie ich oder von einem dieser Stadtbusse mit den wilden jungen Fahrern überfahren zu werden! Davor muss man Angst haben, Kind – aber doch nicht vor ein bisschen Dunkelheit!«

    Allein schon bei dem Gedanken an Mrs Digby wurde Ruby wieder etwas ruhiger. »Der Geist ist stärker als die Materie«, sagte Mrs Digby gern, und sie hatte recht. Ruby hatte es zu ihrer REGEL 12 gemacht: BRING ORDNUNG IN DEINE GEDANKEN, UND du HAST BESSERE CHANCEN .
    Das war vermutlich die beste Regel für Situationen wie diese, oder?
    Also: Nur keine Panik!
    REGEL 19: PANIK LÄHMT DAS GEHIRN. Mit Panik kommt man nicht weiter. Panik kann tödlich sein.
    Unten angekommen, tastete Ruby sich in gebückter Haltung langsam tiefer ins Nichts, und mit jedem Schritt wurden ihre Sinne schärfer. Sie merkte, dass der unterirdische Gang sich nach und nach weitete und die Wände glatt waren – keineswegs rau und uneben, wie man eigentlich erwarten würde. Es roch auch nicht feucht und muffig, sondern eher … nach nichts. Der Tunnel führte mal nach links, dann nach rechts, und nach einer Weile konnte Ruby sich aufrichten und normal weitergehen – aber es wurde und wurde nicht hell. Ruby verlor jedes Zeitgefühl und hätte nicht sagen können, wie lange sie sich schon hier unten durch die Dunkelheit tastete.
    Ihr war heiß, und sie war total fertig, als sie irgendwann auf ein Hindernis stieß, das sich als Backsteinmauer entpuppte. Sie tastete sie mit beiden Händen ab, stellte sich auf die Zehenspitzen, bückte sich, griff nach links und rechts, aber es ging offenbar nicht mehr weiter. Es ging nur wieder zurück. Der Tunnel führte ins Nichts – und alles war umsonst gewesen!
    Ruby sank auf den Boden, nahm den Kopf zwischen die Hände und fragte sich, woher sie die Energie für den ganzen langen Rückweg nehmen sollte. Sie wusste nicht, wie lange sie so dasaß.
    Plötzlich hörte sie ein tiefes Grollen, das sich fast wie ein Erdbeben anhörte.
    Dann ein greller Lichtschein – so gleißend weiß, wie die Dunkelheit eben noch pechschwarz gewesen war.
    Ruby sprang auf die Füße, kniff die Augen zusammen, und ihr Herz pochte zum Zerspringen.
    Da hörte sie eine Stimme.
    »So, so, du hast es also geschafft, Ruby Redfort!«

10. Kapitel
    Die Stimme
    Ruby kannte diese Stimme. Es war die Stimme vom Telefon, die Stimme mit den Codes und Rätseln, doch Ruby konnte nicht sehen, woher sie kam.
    Nach und nach gewöhnten sich ihre Augen wieder an die Helligkeit, und Ruby stellte fest, dass die Mauer wie durch Zauberhand verschwunden war, und sie taumelte in einen komplett weißen Raum.
    Es war ein riesiger Raum mit einem großen Schreibtisch in der Mitte. Hinter diesem Schreibtisch saß eine Frau: die Frau mit der rauen Stimme. Sie war älter als Rubys Mutter, aber nicht alt . Ganz in Weiß gekleidet, sah sie elegant und umwerfend gut aus, gepflegt – aber keineswegs aufgemotzt , wie Mrs Digby sagen würde.
    Unter dem weißen Schreibtisch konnte Ruby die Füße der Frau sehen – sie trug keine Schuhe, und ihre Zehennägel waren kirschrot lackiert, aber sie waren wirklich die einzigen Farbtupfer in diesem Raum. Die Frau sah gerade einige Papiere durch, in die sie so vertieft war, dass sie nicht mal den Kopf hob.
    Eine Fliege summte ziellos durch den Raum.
    Ruby war nicht schlecht in Physik, doch es war ihr ein Rätsel, wie ein so riesiger Raum am Ende eines so engen Tunnels liegen konnte – es kam ihr so vor, als wäre sie durch ein Abflussrohr gekrochen und in einem Ballsaal gelandet.
    »Wow!«, sagte Ruby. »Ihre Innenarchitekten wissen echt, wie man ein Gefühl von Weite erzeugt.«
    Die Frau griff nach ihrer Brille und schaute Ruby dann endlich an, aber nicht sonderlich neugierig. Sie wartete kurz, bevor sie in einem alles anderen als scherzhaften Ton fragte: »Weißt du, warum du hier bist?«
    »Vielleicht weil Sie mich herzitiert haben und ich durch einen engen Tunnel gekrochen bin?«, sagte Ruby etwas patzig.
    Die Frau musterte sie. »Weißt du, wer ich bin?«
    Ruby betrachtete den Schreibtisch, dann das komplett weiße Gemälde, das an der Wand hing, und schließlich den Teppich auf dem Fußboden. Wenn man lange genug hinschaute, konnte man ein Muster in dem weißen Rahmen und der weißen

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