Ruby Redfort: Gefährlicher als Gold (German Edition)
sagen, dass Klaus Gustav gesund und munter in Twinford angekommen ist«, fuhr LB fort.
»Ist er. Blacker hat ihn gestern hierhergeflogen. Wie ich höre, ist er nicht gerade ein Ausbund an Nettigkeit – kein Wunder, dass er wie ein Einsiedler lebt. Im Moment sitzt er heil und gut bewacht im Grand Twin.«
»Und Sie?«
»Ich hab das Sicherheitsteam eingewiesen, und wir dürften alles im Griff haben«, erwiderte Hitch.
»Das ist schon mal etwas«, sagte LB. »Also, dieser Junge – wie hieß er noch gleich? – Clancy. Halten Sie es wirklich für möglich, dass Ruby ihm alles erzählt hat?«
»Ja, davon gehe ich inzwischen aus«, sagte Hitch. »Ruby kann zwar ein Geheimnis für sich behalten, daran besteht kein Zweifel. Aber Clancy ist ihr bester Freund: Wenn sie es jemandem erzählt hat, dann ihm!«
»Dann finden Sie heraus, was er weiß.« Sie legte auf.
Hitch stieg in seinen Wagen und fuhr die kurze Strecke zur eleganten Villa von Botschafter Crew.
Er lenkte den Wagen durch das Haupttor, parkte und stieg aus. Als er die geschwungene Treppe hinaufging, roch er die vielen Blumen und spürte die warme Sonne im Rücken. Kaum vorstellbar, dass an einem so lieblichen Morgen jemand in Gefahr sein könnte. Die Haushälterin öffnete ihm die Haustür und bat ihn, in der Eingangshalle Platz zu nehmen, während sie Clancy holen ging.
Hitch setzte sich auf einen zierlichen Stuhl und betrachtete die imposanten Porträts von Botschaftern und anderen Würdenträgern – die vorwurfsvoll auf ihn herabblickten. Er fühlte sich alles andere als wohl in seiner Haut. Okay, es war nicht seine Schuld, dass Groete ein unfähiger Trottel war, der Ruby entwischen ließ, aber er, Hitch, hätte sie gar nicht erst in Groetes Obhut zurücklassen dürfen.
Ich hätte ihr zuhören sollen. Das Sicherheitsteam hätte auch ein anderer einweisen können. Und obwohl er mit dieser Altersgruppe keine Erfahrung hatte, musste er zugeben, dass Ruby für eine Dreizehnjährige gar nicht übel war … Sie war echt cool, und Humor hatte sie auch. Aber jetzt war sie verschwunden, und er gab sich die Schuld daran!
Kleine, wenn du noch irgendwo da draußen bist, werde ich dich finden. Verlass dich darauf!
Erst als Clancy auftauchte, mit einem sehr abweisenden Gesicht, wurde Hitch aus seinem Gedankenkarussell gerissen.
Er erhob sich. »Können wir rausgehen?«
Die beiden setzten sich auf die warmen Steinstufen und blickten auf das kunstvoll geschmiedete Eisengitter, hinter dem Rubys Fahrrad zu sehen war.
Hitch musterte Clancy. »Also, was weißt du?«
»Ich weiß nur, dass Ruby gestern Abend noch zu mir kommen wollte. Sie radelte zwar hierher, aber dann ist sie in Ihren Wagen gestiegen! Woher soll ich wissen, wo Sie sie hingebracht haben?«
»Glaubst du mir nicht, wenn ich sage, dass ich nicht hier war?«
»Warum sollte ich Ihnen glauben? Seit Sie in Rubys Leben auftauchten, sind eine Menge komischer Dinge passiert.«
Hitch zuckte mit den Schultern. »Und was weißt du vom HQ?«
»Ich weiß, dass HQ die Abkürzung von Hauptquartier ist«, antwortete Clancy, ohne eine Miene zu verziehen.
»Okay, probieren wir’s damit: Was ist mit Spektrum? Hast du diesen Namen schon mal gehört?«
»Nun ja, ich kenne die Spektralfarben: Rot, Orange, Gelb, Grün …«
»Clever, sehr clever – und was ist mit dem Jadebuddha?«
»Ähm …«, sagte Clancy. »Ich weiß, dass das Museum einen großen Empfang macht, weil der Jadebuddha von Khotan nach Twinford kommt. Die Leute reden ja über nichts anderes mehr.«
»Mein Junge, hör auf, dich dumm zu stellen, und erzähl mir einfach, was du weißt.«
»Tut mir leid«, sagte Clancy achselzuckend, »aber ich habe keine Ahnung, worauf Sie hinauswollen.«
»Worauf ich hinauswill? Ich will wissen, was du über den Fall weißt, über Rubys Undercovertätigkeit!«
»Ich glaube, wir reden aneinander vorbei. Ich habe keinen blassen Schimmer, was Sie von mir hören wollen. Und von einer Undercovertätigkeit habe ich auch noch nie gehört.«
Der Junge musste ein guter Schauspieler sein; es war kaum vorstellbar, dass er mehr wusste, als er zugab. »Sag mal, hast du ein Problem mit mir?«, fragte Hitch.
Clancy schwieg verbissen.
Hitch schaute ihm in die Augen. »Dein Vater hat Überwachungskameras, die alles aufzeichnen, was rund um euer Haus geschieht. Wie wär’s, wenn wir uns das Videoband von gestern Abend mal ansehen? Dann sehen wir ja, ob es wirklich mein Wagen war.«
Clancy Crew stand langsam auf und ging
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