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Ruby und Niall

Ruby und Niall

Titel: Ruby und Niall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Recht
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hätte einfach nicht in den privaten Sachen herumschnüffeln sollen. Mit dieser Einstellung verschwand auch ihr ungutes Gefühl, sie dachte wieder darüber nach, ihre Schwester einfach mal anzurufen und zu fragen, wie es ihr ging.

Sie holte Ethan aus dem Bett, der noch so verschlafen war, dass er nicht einmal fragte, was sie um diese Uhrzeit hier mache.
"Ich brauche einen Kaffee", sagte sie, "ich find mich schon zurecht, kriech ruhig wieder ins Bett."
Keiner der anderen Hausbewohner war wach, sie alle schliefen wie immer bis in den Mittag hinein, und so saß sie allein in der Küche, trank ihren Kaffee und las die Zeitung, hatte dazu die Füße hochgelegt. Wie gewöhnlich überflog sie alle Schlagzeilen und blieb nur bei den Artikeln hängen, die sie interessierten. Von Politik wollte sie überhaupt nichts wissen. Es änderte nichts an ihrem Leben und ihren Problemen, wenn sie sich eine eigene Meinung über globale Ereignisse bildete.

Sie sah nur kurz auf, als jemand in die Küche geschlurft kam, offenbar vom Kaffeegeruch angezogen. Niall zuckte wie ein nachtaktives Tier bei plötzlichem Licht zusammen und blieb mitten in der Küche stehen. In dem Haus hatte er sich angewöhnt, sich mit einer Hand an der Wand abzustützen und ohne Krücke zu laufen. Die Jungs hatten sich über das Tocken der Krücke beschwert.
"Hast du hier übernachtet?", fragte Ruby, obwohl es sie fast mehr interessierte, weshalb er nicht bei ihr geblieben war.
"Ich glaube nicht." Er schien noch immer nicht richtig wach zu sein, trug nur ein blaues T-Shirt, was ihm viel zu klein war und eine weite karierte Pyjamahose.
Ruby deutete auf den Kaffee und sagte: "Bedien dich."
Ihr fiel ein, dass er keinen Kaffee trank, und setzte hinzu: "Ach ja, kein Kaffee. Setz dich trotzdem zu mir."
Sie faltete die Zeitung unachtsam zusammen, legte sie auf die Fensterbank.
"Eine Sekunde lang hab ich gedacht, ich hätte was Entscheidendes vergessen."
Sie hatte seinen schnellen Griff an die Pyjamahose bemerkt, grinste und fragte: "Passiert dir das öfters?"
Sie amüsierte sich darüber, dass er verlegen wurde und erst überlegte, bevor er antwortete: "Nicht sehr oft. Deine Schicht hat sich verschoben, nicht?"
Er setzte sich ihr gegenüber an den Tisch, legte den Gips hoch und sie schoben ihre drei Füße auf der Tischplatte zusammen.
"Nicht ganz", sagte Ruby, "einfach nicht mein Tag heute. Und du siehst aus, als hättest du Kopfschmerzen. Schlecht geschlafen?"
"Geschlafen hab ich ganz gut, aber ich muss immer früh wieder raus, weil ich sonst ..." Er suchte nach Worten und Ruby sprang fragend für ihn ein.
"Weil du sonst Kopfschmerzen bekommst?"
"Weil ich sonst den ganzen Tag verschlafe."
"Und keine Kopfschmerzen?"
"Nein, auch wenn es so aussehen mag. Was hast du vor heute?"
"Keine Pläne zu machen." Sie schlürfte ihren Kaffee, bewegte ihre Füße, die in bunt geringelten dicken Socken steckten. Die sahen aus, als wären sie von Grandma Glenda gestrickt worden und vielleicht war es sogar so. Ruby hatte sie auf einem Flohmarkt gekauft.
"Ich fand's schön mit uns", sagte sie schließlich, als Niall keine Anstalten machte, die vergangene Nacht anzusprechen, "weshalb bist du so schnell verschwunden?"
Niall zögerte eine Antwort hinaus, bis Ruby sein Gipsbein mit einer Ringelsocke anstieß.
"Wir wollten uns den Sonnenaufgang ansehen, meine Krücke und ich", sagte er, "ich bin's langsam leid, dass ich nicht arbeiten und ordentlich laufen kann. Dann bin ich hier zurück in die Talbot Street. Auf dem Weg hierhin hätten mich fast verprügelt, aber die Krücke hat mich davor gerettet."
"Hast du mit ihr um dich geschlagen?" Sie konnte es sich gut vorstellen, wie er auf dem gesunden Bein balancierte, die Krücke am unteren Teil griff und mit dem Griff um sich schlug, um seine Angreifer abzuwehren.
Niall grinste und erwiderte: "Dann wär ich wohl umgefallen. Nee, sie haben versucht, mich einzukesseln, aber ich bin einfach an ihnen vorbei gehumpelt und einer von den Typen hat gesagt, dass es ganz schön scheiße sein muss, im Schnee mit einer Krücke laufen zu müssen. Ich hab gesagt, dass es schlimmer sein könnte, ich hätte auch auf eine Mine treten können."
"Wie kommst du auf so was?"
"Weiß nicht. Vielleicht wollte ich witzig sein. Hat jedenfalls funktioniert, dass sie mich in Ruhe gelassen haben."
"In dieser Gegend sind nicht alle Schläger."
"Wie Astrophysiker haben sie nicht ausgesehen."

Ruby holte Schokoladencookies aus dem Küchenschrank, tunkte sie in den Rest ihres

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