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Ruby und Niall

Ruby und Niall

Titel: Ruby und Niall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Recht
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Kaffees und schob die Tüte über den Tisch in Nialls Richtung.
"Ich mag keine Schokokekse."
"Du hast Kuchen gegessen."
"Kuchen ist etwas anderes."
"Du bist ein komischer Kerl."
"Nur, weil ich zwischen Kuchen und Keksen unterscheide?"
"Nein, weil du einfach ein komischer Kerl bist. Wer wäre schon in einem Eisbärenfell herumgelaufen?"

Sie saßen den ganzen Morgen in der Küche zusammen, Niall machte sich einen Tee, den er nach langem Suchen ganz hinten im Küchenschrank gefunden hatte, und trank ihn mit viel Zucker. Der Tee mochte Jahrzehnte alt sein, aber Tee verdarb nicht.
Sie unterhielten sich über alte Filme, die sie gesehen hatten und die man gar nicht oft genug sehen konnte. Dann landeten sie bei den Fehlbesetzungen der letzten Jahre, waren sich einig über einen unglaubwürdigen James Spader als Professor und besonders über diese Jennifer Grey, die so tat, als könne sie eine sechzehnjährige spielen. Es stellte sich heraus, dass Niall die Filme auf Video und nicht im Kino gesehen hatte.
"Ich hatte selten Zeit fürs Kino", sagte er und das brachte Ruby dazu, ihn zu fragen, welchen Beruf er nachging. Sie wusste, dass es eine dieser bescheuerten Fragen war, die man selten aus Interesse stellte, sondern nur, um seinen nahezu unbekannten Gegenüber genauer abschätzen zu können. Was konnte Niall auf eine solche Frage schon antworten? Ich bin Architekt? Ich hab verdammt viel zu tun in meiner Anwaltskanzlei? Ich bin als Event Manager für gestresste leitende Angestellte viel unterwegs und habe kein Privatleben?
Was er dann sagte, war dann doch eine kleine Überraschung.
"Ich hab zu Hause Literatur und Journalismus studiert und danach bei einer Zeitung gearbeitet, bevor ich die Greencard in der Tasche hatte. Ich wäre schön blöd gewesen, wenn ich die Chance nicht ergriffen hätte. Der Job ist stressig, wir sind monatelang unterwegs mit dem Boss. Wenn wir nicht unterwegs sind, suche ich mir Gelegenheitsjobs. Ich kann es nicht lange aushalten, wenn ich untätig herumsitze." Was er nicht sagte, war der Name seines Bosses. Den ließ er gerne außen vor, nicht, weil es ihm peinlich war, sondern weil er nicht wollte, dass er nach Autogrammen gefragt wurde. Oder noch schlimmer, dass sein Boss als "der Terroristen-Dichter" bezeichnet wurde.
"Literatur und Journalismus? Du hättest reich und berühmt werden können."
Niall sah sie mit einem kritischen Gesichtsausdruck an, der selbst durch seinen Vollbart hindurch deutlich sichtbar war und seufzte: "Ich hätte zuhause bleiben sollen." Er machte eine Geste, als knülle er ein Blatt Papier zusammen und warf es über seine Schulter weg.

    Deine Mom hat dir dafür bestimmt in den Hintern getreten
, dachte Ruby.

Er brachte sie zum Lachen, als er erzählte, dass er einen Artikel über Bono hatte schreiben sollen und nach einem zweistündigen Interview mit ihm zur Erkenntnis gekommen sei, dass der Mann ein absolutes Arschloch war und er keine Silbe über ihn schreiben wolle. Er hatte es dann doch geschafft und den Artikel abgegeben, der vier Wochen später die Aufmerksamkeit des Bosses auf Niall gelenkt hatte. Später hatte er erfahren, dass sein Onkel die Zeitung mit besagtem Artikel extra hatte herumliegen lassen. Er war der Meinung gewesen, Niall könne in der Truppe gut zu gebrauchen sein. Nicht als Journalist, aber er hatte ein Händchen für Technik.
Niall machte frischen Tee und stellte Ruby ohne zu fragen ebenfalls eine Tasse hin. Die Heizung in der Küche war voll aufgedreht, aber sie hatte ständig Aussetzer und gluckerte, als lief irgendwo das Wasser aus.
Im Laufe des späten Morgen gesellte sich Ethan zu ihnen, zündete sich die erste Zigarette an, warf einen Blick auf die Uhr und machte ein irritiertes Gesicht in Rubys Richtung.
"Was machst du hier?"
"Kaffee trinken?"
"Ich meine deine Schicht."
"Ich hab dir den Arsch gerettet", sagte Ruby, warf die Camelpackung auf den Tisch und Ethan machte ein Geräusch, als hätte ihm jemand die Luft rausgelassen.
"Wer hat den Karton durchwühlt?"
"Was glaubst du? Golightly. Ich war ein wenig zu spät dran und er hat angefangen, den Schalter aufzuräumen. Hab behauptet, es wären meine. Wenn Golightly wüsste, dass es dein Kraut ist und wir uns alle daran bedienen, würde er dich als Pusher verhaften lassen. Mindestens."
"Was hat er gesagt zu dir?"
Ethan hatte kaum zwei Stunden an einem Stück geschlafen, aber der Gedanke, er könnte wegen dieser Sache seinen Job verlieren, ließ ihn schlagartig aufwachen.
Ruby zuckte

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