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Ruby und Niall

Ruby und Niall

Titel: Ruby und Niall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Recht
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entschieden?"

Auf dieses Eis hätte Niall sich niemals gewagt und er wagte Ruby kaum anzusehen. Sie war so wütend, dass sie fast platzte, aber sie war nicht der Typ, der vor Wut heulte.
"Das war nicht meine Mom. Ich hab mit Golightly telefoniert, weil er mich gefeuert hat. Der Feigling hat mir einen Brief am Schalter liegen lassen, hat es mir nicht einmal ins Gesicht gesagt. Ich wollte ihn am Telefon nicht beschimpfen, aber seine Weichspülerart hat mich so wütend gemacht, dass ich mich nicht beherrschen konnte. Und das alles nur wegen Ethans Selbstgedrehten."
Mex zog ein kritisches Gesicht und sagte nichts mehr. Er hatte von der Joint-Sache noch nichts gehört, wusste aber, dass Ethan seinen Stoff ständig irgendwo deponierte.
"Scheiße", kommentierte Cotton.
"Wenn ich ihm jetzt sage, dass das Zeug von Ethan ist, glaubt er, ich würde es auf ihn abwälzen wollen. Und was soll ich tun? Ethan auch rausschmeißen lassen? Da nützt es auch nichts mehr, wenn Ethan es ihm erklärt."
"Du findest schon was anderes", sagte Cotton. Die ganze Zeit hatte Ruby in der Küche gestanden, die Fäuste in die Seiten gestemmt, jetzt drehte sie sich um, murmelte: "Quatsch nicht so eine Scheiße", und verschwand in einem der Zimmer. Der Musik nach zu urteilen, die Sekunden später durch das Haus hallte, war es Ethans Zimmer. Er war der Einzige, der Eliott Smith hörte.
"Was ist denn da passiert?"
"Ihr Chef hat Ethans Joints am Busschalter gefunden und glaubt, dass es ihre sind."
"Und deshalb schmeißt er sie direkt raus?"
Der Mexikaner war naiv ahnungslos in dieser Beziehung, weil er solche Dinge sehr locker sah.
"Ob sie jetzt heult?", fragte Cotton.

Die drei Männer sahen sich betreten an und keiner wagte sich zu rühren. Sie sahen sich alle nicht in der Lage, eine weinende Frau zu trösten. Sie kamen nur beschwerlich auf ein anderes Thema zu sprechen und Niall brachte seinen Kaffee weg, als er endlich begriff, dass er zu der Unterhaltung nicht viel beitragen konnte. Als er aus dem Bad kam, wieder versuchte, sein gebrochenes Bein zu belasten, stand Ruby vor ihm. Sie sah nicht so aus, als habe sie geweint - sie schien eher furchtbar wütend zu sein und Niall fragte sich, auf wen sie wütend war, auf Ethan, auf Golightly oder auf sich. Das würde er sie nicht fragen, aber es war eine interessante Frage.
"Hast du noch immer vor, nach Boston zu gehen?", fragte sie.
"Du kannst Gedanken lesen, ja?"
Sie gingen in Ethans Zimmer zurück. Ruby drehte die Musik leiser, hockte sich auf den Fußboden und sortierte herumliegende CDs in Hüllen. Niall grinste darüber, dass sie CDs aus den Hüllen tauschte, einsortierte und auswechselte, ganz nebenbei sicherstellte, dass in jeder Hülle die falsche CD lag. Damit es nicht sofort auffiel, drehte sie die CDs in den Klemmhaltern herum.
"Du bist sauer auf ihn."
"Ich hab ihm dauernd gesagt, er soll das Zeug nicht am Schalter lassen", sagte sie, "und dann war ich noch so blöd und versuche ihn zu schützen. Golightly hat mir den Lohn für den angefangenen Monat ausgezahlt, aber damit komme ich nicht über die Runden, wenn die Miete fällig wird. In Winslow wachsen die Jobs nicht auf den Bäumen, besonders nicht für mich."
"In Boston hast du kaum bessere Chancen. Da brauchst du zwei solcher Jobs, um über die Runden zu kommen."
"Ich weiß", sagte Ruby. Sie griff sich weitere CDs, die sie mit schnellen Griffen umsortierte. "Ich werde mich bei meiner Schwester einmieten, bis ich was Eigenes gefunden habe. Mona kann mir noch Geld leihen, damit ich ein kleines Startkapital habe. Ich muss sie nur noch fragen."
"Das klingt, als würdest du das alles übers Knie brechen."
"Ich schiebe das schon lange vor mir her. Und der Zeitpunkt ist perfekt."

Sie klappte die letzte CD Hülle zu, stapelte sie alle übereinander. Niall saß auf dem Bürostuhl, den er von Ethans Schreibtisch in die Mitte des Raumes gerollt hatte, das Gipsbein in einem Haufen Winterjacken abgelegt. Der Kleiderschrank, den Ethan in seinem Zimmer stehen hatte, war ohne Schranktüren und ohne Kleiderstange. Seine übrigen Klamotten hatte er wahllos dort hineingeworfen, aber für die Jacken war wohl kein Platz mehr gewesen.
Ruby kontrollierte ihr Handy, schaltete es aus und stopfte es in ihre Hosentasche.
"Wann immer du los willst, ich bin dabei", sagte sie, "was hast du in Boston zu erledigen?"
"Das ist eine verzwickte Kiste", sagte Niall. Obwohl er sich vor ein paar Minuten noch vorgenommen hatte, ihr zu sagen, was er angestellt hatte und weshalb

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