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Ruby und Niall

Ruby und Niall

Titel: Ruby und Niall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Recht
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er aus Boston abgehauen war, verließ ihn jetzt der Mut.
"Ich muss dort etwas geraderücken, was ich verbockt habe", sagte er vorsichtig, "aber ich weiß nicht, ob das überhaupt noch geht."
"Ist es was Kriminelles, was du angestellt hast?"
Er überlegte eine ganze Weile, denn eine solche Frage hatte er nicht erwartet. Wie konnte Ruby nur so verdammt direkt sein? Es kam ihm vor, als stecke in ihrem Inneren ein vorlauter Kerl, der sich manchmal nach vorn drängte und sie dazu brachte, solche direkten Dinge von sich zu geben. Verboten ja, aber kriminell? Sicher nicht in ihren Augen.
"Das Problem dabei ist nicht, dass es kriminell sein könnte, was es nicht ist, sondern dass ich es vermutlich nicht wieder gut machen kann. Wenn man eine teure Vase zerbrochen hat, kann man sie wieder zusammenkleben oder eine Neue kaufen, aber man kann diese Vase nicht wirklich ersetzen."
"In dieser Porzellanabteilung war ich auch schon unterwegs", sagte Ruby und seufzte.

Ruby hatte kein Problem mit dem Trampen, aber sie wusste um die Konsequenzen. Sie würde eine Tasche packen und nur das nötigste mitnehmen können. Alles andere, was sie im Laufe der Jahre gekauft hatte, würde sie bei Mona zwischenlagern.
Sie gingen gemeinsam zu den Dänen, wo Ruby das Zimmer kündigte und sagte, dass es ihr sehr leidtäte und sie gerne noch geblieben wäre. Von den Nachbarn bekam sie Kartons, in die sie ihre privaten Dinge packte. Niall half ihr dabei, er räumte Klamotten in Plastiksäcke, während Ruby die vollen Kartons in den Flur schob und Mona anrief.
Die war eine halbe Stunde später mit ihrem Wagen da und luden die Kartons und Tüten ein. Niall stand mit seiner Krücke daneben und fühlte sich unangenehm fehl am Platz, während die Mädchen die Kisten an ihm vorbeischleppten. Bei jedem Gang warf Mona ihm einen neugierigen Blick zu und Niall war sicher, dass sie oben in Rubys Zimmer tuschelten und über ihn kicherten.
"Ihr wollt nach Boston trampen?", fragte sie, nachdem sie den letzten Karton in den Wagen gedrückt hatten und Ruby den Schlüssel Annette Olson übergab.
"Wir werden dich vermissen, Kind", sagte Annette und drückte sie kurz an sich. Ruby war froh, dass die Juarez-Kinder ihren übereilten Auszug nicht mitbekamen; die hätten sie vermutlich nicht freiwillig gehen lassen.
Ruby drückte die Dänin an sich und sagte, sie habe sich immer wohlgefühlt in dem Haus und das war die Wahrheit.
"Zu zweit ist es ungefährlich", sagte Niall, und Mona erwiderte, dass sie sehr viel schneller vorankommen würden Richtung Boston, wenn er sich das Gestrüpp aus dem Gesicht entfernte.

Den letzten Tag und die Nacht vor der Abreise verbrachten sie in der WG, Ruby kochte für die Jungs und versprach, sich zu melden und regelmäßig von sich hören zu lassen.
"Und wenn du von Boston die Nase voll hast, kommst du einfach zurück und wohnst hier bei uns", sagte der Mexikaner. Das Angebot war nett gemeint, aber Ruby würde lieber auf der Straße übernachten, als die weibliche Bedienung und Putzfrau in der WG zu werden.
Sie wartete bis in den frühen Morgen, dass Ethan vom Busbahnhof zurückkam, weil sie mit ihm reden wollte, aber er tauchte nicht auf.
Niall wollte wieder auf seiner Couch im Flur schlafen, aber Ruby sagte, sie könne der CD-Aktion noch eins draufsetzen.
"Wenn er sich schon nicht nach Hause traut, können wir auch sein Bett ordentlich in Beschlag nehmen."
Sie hatten zwei Mal Sex in dieser Nacht und am frühen Morgen und nur beim ersten Mal versuchten sie, leise zu sein, weil sie befürchteten, die anderen könnten sie hören.
"Und denk nicht mal dran, das Laken austauschen zu wollen", sagte Ruby und sie starteten erneut durch.

Am Morgen wurden sie von den Jungs überrascht, die ein großes Frühstück organisiert hatten. Mex hatte Eier und Speck in die Pfanne gehauen, Cotton und Luke hatten sich um die süßen Dinge gekümmert. Irgendwoher hatten sie am frühen Morgen süßes Brot besorgt, Jelly, Erdnussbutter und Butter hatten sie immer im Haus. Alles wurde mit Kaffee, Tee und Orangensaft abgerundet. Der Tisch, auf dem sonst immer nur Bücher, Zeitschriften, Müll und benutztes Geschirr zur Seite geschoben wurden, war sauber eingedeckt.
Ruby kam aus der Dusche, ihr Haar hing ihr noch nass ins Gesicht und sie trug einen alten Morgenmantel von Ethan, den sie in dem Wäschehaufen gefunden hatte.
"Ich glaube es nicht", sagte sie, "ihr macht mich echt fertig."
Es war eine fröhliche Runde, obwohl der Abschied kurz bevorstand und sie alle

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