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Ruby und Niall

Ruby und Niall

Titel: Ruby und Niall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Recht
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Wänden hingen die üblichen Poster, die weltweit verbreitet waren. Filmstars, Rockstars, Stars, die nicht wirklich welche waren, aber trotzdem angehimmelt wurden, um drei Monate später wieder vergessen zu sein.
"Das ist ein nettes Zimmer", sagte Niall. Sie saßen nebeneinander auf dem schmalen Bett, das mit einer bunten Quiltdecke abgedeckt war.
"Es ist jedes Mal das gleiche", erwiderte Alfie, "wenn die beiden zusammentreffen, gibt es immer Streit. Deshalb war Tante Ruby auch noch nie hier. Gleich schreien sie sich wieder an, du wirst es sehen."
"Ich glaube, Ruby gibt sich heute mal Mühe, freundlich zu bleiben", sagte er, streckte sein Gipsbein aus und sah den Jungen zwinkernd von der Seite an.
"Willst du eine komische Zirkusgeschichte hören, oder bist du für so etwas schon zu alt?"
"Kann auch nicht schlimmer sein, als wenn ich zuhören muss, wie Mom und Ruby sich anschreien", sagte Alfie.

"Mal jemand, der in der Lage ist, auf dich aufzupassen", sagte Helen flüsternd, als Niall mit Alfie nach nebenan verschwunden war, "er sieht richtig nett aus."
Sie räumten gemeinsam den Tisch ab, Helen warf die Kaffeemaschine an, während Ruby zwei Tassen mit Milch befüllte.
"Ich bin aus Niall noch nicht schlau geworden, aber um ihn geht es auch nicht. Ich will reinen Tisch machen und keine Vorwürfe mehr hören müssen."
"Vorwürfe", sagte Helen gedehnt, als habe es in der Familie Tucker so etwas wie Vorwürfe niemals gegeben, und obwohl Ruby versuchte, ruhig zu bleiben, ging ihr Blutdruck spontan in die Höhe.

    Was hat Niall gesagt
? dachte sie,
    ob ich die Streitereien vermissen würde? Ob ich dieses Hickhack wirklich beenden will?

Sie warteten, bis der Kaffee durchgelaufen war, befüllten die Tassen.
"Wir sind Schwestern", begann Ruby, "in der Familie sollte man miteinander auskommen. Zumindest wir beide. Ich weiß, dass ich Fehler gemacht habe, und ich bin dir wirklich dankbar, was du für mich getan hast, aber das ändert nichts daran, dass es mein Leben ist. Ich mache noch immer Fehler, aber ich komme zurecht in meinem Leben. Was hältst du davon, wenn ich in Boston bleibe? Ich suche mir hier einen neuen Job und wir versuchen, miteinander auszukommen."
Sie wusste nicht, ob sie sich richtig ausgedrückt hatte, dass Helen auch verstand, wie wichtig es ihr war, dass sie den Segen ihrer großen Schwester bekam. Und wohlweislich hatte sie noch nicht erzählt, dass sie nicht nur für eine Nacht, sondern für länger bleiben wollte.
"Du bist immer wieder für Überraschungen gut", sagte Helen. Bei Rubys Ansage waren ihre Augen immer größer geworden. Es war lange her, dass sie sich so unterhalten hatten, ohne in einem Streit auszubrechen.
Nach dem Kaffee machten sie sich gemeinsam an den Abwasch, horchten immer wieder nach nebenan, ob Niall und Alfie auftauchen würden.
"Will er nicht auch einen Kaffee?"
"Er ist Teetrinker", sagte Ruby.
Sie fühlte sich in einen persönlichen Albtraum hineingedrückt, als Helen wieder einmal mit der alten Sache anfing.
"Ich weiß auch, was passieren wird, wenn du in Boston von vorn anfängst. Ich werde dich auffangen müssen."
"Du musst mich nicht auffangen, Helen, ich komme allein durch."
"Das hättest du damals auch nicht geschafft."
"Ich hätte es geschafft", schnappte Ruby, "ihr habt monatelang auf mich eingeredet."
Helen reichte ihr den letzten Teller zum Abtrocknen, hielt ihn einen Moment fest und sagte: "Soll ich dich dran erinnern, wie alt du gewesen bist? Du hättest es nicht allein geschafft."
Sehr hitzig sagte Ruby: "Genau das ist der Grund, weshalb ich abgehauen bin. Ich kann es nicht mehr hören."

Seltsamerweise schien Helen plötzlich den Tränen nahe zu sein, sie wandte sich ab, als schäme sie sich, was Ruby noch wütender machte. Sie vermutete, dass es reines Kalkül war.
"Ich rede dir nicht in dein verdammtes Leben rein", sagte sie, "ich bin dir dankbar, aber ich will nicht, dass du versuchst, mir alles abzunehmen."
"In meinem Leben ist alles geregelt." Helen rauschte aus der Küche, kam zurück, warf ein Handtuch in die Spüle und verschwand wieder. Sie lauschte an Alfies Zimmertür, rief dann zu Ruby in die Küche hinüber: "Ich habe einen neuen Job. Seit einem halben Jahr arbeite ich in einem Privatinstitut für Kommunikation. Das ist ein verdammt guter Job und mein Boss gibt mir die Chance, Karriere zu machen. Ich sehe mich schon nach einer größeren Wohnung um und vielleicht ist eine Privatschule für Alfie drin."

    Mit jedem Wort würgt sie mir einen rein
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