Rueckkehr nach Connemara
aus. Oder zieh dir eine Regenjacke an. Jedenfalls solltest du damit aufhören, die Leute um dich her unnötig zu beunruhigen."
Kathleen stellte die Thermoskanne mit der Suppe auf den Tisch am Fenster und das Sandwich und den Kuchen daneben.
Dann hüllte sie sich in die Decke ein und ließ sich in den bequemen Sessel am Fußende des Betts sinken.
Schließlich kam Lorcan im Bademantel mit versteinerter Miene aus dem Badezimmer. Als er sich in den Rattansessel am Fenster setzte und anfing zu essen, entspannte Kathleen sich etwas.
"Danke", sagte er kurz angebunden.
"Gern geschehen." Nervös zog sie sich die Decke bis zum Kinn und wartete. Ihr war klar, dass er unterwegs nachgedacht und eine Entscheidung getroffen hatte.
"Wir müssen die Hochzeit absagen", erklärte er dann auch und drehte sich zu ihr um.
Obwohl Kathleen gewusst hatte, dass es keine andere Lösung gab, schmerzte seine Bemerkung. Unglücklich nickte sie. "Ich kümmere mich darum." Plötzlich wurde ihr übel.
"Du hättest mir deine erste Ehe und das Kind nicht verheimlichen dürfen", erklärte er steif und distanziert wie ein Fremder.
"Ja, ich weiß. Es fällt mir jedoch schwer, darüber zu reden.
Es tut zu weh. Mir ist natürlich klar, dass ich an Con und die Zukunft denken muss, statt in der Vergangenheit zu leben." Sie wirkte einsam und hilflos. "Aber ich habe nie überwunden, dass ich Kieran verloren habe. Es war eine schlimme Zeit."
"Harry hat dich in London besucht, als du gerade die schreckliche Nachricht erhalten hattest, stimmt's?" fragte Lorcan.
Nervös sah sie ihn an. Offenbar war er dabei, die Wahrheit über Harry herauszufinden.
"Ja. Er erinnerte mich an die Zeit, als ich glücklich gewesen war. Deshalb freute ich mich über seinen Besuch. Ihm entging natürlich nicht, dass ich nichts essen konnte und sehr deprimiert war. Ich hatte keine Energie mehr. Er hat von Irland erzählt, den grünen Hügeln, der unbelasteten Luft und den weißen Stränden.
Plötzlich bekam ich Heimweh, und er versprach, er würde für mich sorgen. Ich habe seinen Vorschlag akzeptiert, weil ich mich nach Ballykisteen und nach meinen Freunden und
Bekannten sehnte."
"Er hat deine Notlage ausgenutzt", stellte Lorcan fest.
"Wahrscheinlich. Ich habe mein Kind so sehr vermisst und tue es immer noch. Ich weiß noch genau, wie Kieran sich anfühlte, was er gern hatte und was nicht." Sie biss die Zähne zusammen, um die Tränen zurückzuhalten, und fuhr
schmerzerfüllt fort: "Harry wollte einen Erben. An mir persönlich war er nicht interessiert, ich war für ihn nur Mittel zum Zweck. Zu gern würde ich dir ein Geheimnis anvertrauen.
Aber das kann ich nicht, weil ich versprochen habe, niemals darüber zu reden."
"Dann lass mich raten. Zuerst hat er dir angeboten, dich zu heiraten."
"O nein."
"Wie bitte? Er hat dir keinen Heiratsantrag gemacht?"
vergewisserte Lorcan sich verblüfft.
"Er hat allen erzählt, wir hätten uns in London trauen lassen.
Aber das stimmte nicht."
"Ihr beide wart gar nicht verheiratet?" Ihm war natürlich sogleich klar, was das bedeutete. "Dann hast du von daher gar keinen Anspruch auf Ballykisteen."
"Richtig", gab sie zu. "Es tut mir leid, dass ich dich getäuscht habe. Ich habe es Conor zuliebe getan."
"Wie konntest du damit einverstanden sein, Harrys Geliebte zu sein und so zu tun, als wärt ihr verheiratet? Ist dir nie aufgefallen, dass du dich für Sex und Hausarbeit hast benutzen lassen, genau wie deine Mutter?"
"Das hätte ich nie zugelassen", erwiderte sie empört. "Ich habe nur mit meinem ersten Mann und mit dir geschlafen."
"Das ist ganz unmöglich", fuhr er sie an. "Babys wachsen nicht auf Bäumen. Oder hat er dich in betrunkenem Zustand vergewaltigt?"
"Er hat mich nie angefasst, und ich bin nie vergewaltigt worden."
"Jetzt verstehe ich gar nichts mehr." Lorcan stand auf und lief im Zimmer hin und her. Er musste unbedingt hinter das Geheimnis kommen. Plötzlich versteifte er sich. "Künstliche Befruchtung!" stieß er hervor.
"Ja, Lorcan." Sie war froh, dass er endlich alles wusste. "Con ist durch künstliche Befruchtung auf die Welt gekommen. Das war die Vereinbarung. Ich wünschte mir damals sehnlichst wieder ein Kind." Sie unterdrückte das Schluchzen. "Deshalb konnte ich der Versuchung nicht widerstehen. Der Gedanke, nach Hause zurückzukommen und wieder ein Baby zu haben, war zu verlockend."
"Dieser widerliche Kerl!" sagte Lorcan leise.
"War er das? Ihm habe ich jedenfalls Conor zu verdanken.
Die Zeit mit
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