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Rueckkehr nach Connemara

Rueckkehr nach Connemara

Titel: Rueckkehr nach Connemara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Wood
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presste er die Lippen zusammen. Sie hätte es ihm sagen müssen. Was verheimlichte sie ihm sonst noch?
    "Ich glaube, ich habe ein Recht darauf, es zu erfahren."
    Jetzt richtete sie sich auf und wischte entschlossen die Tränen weg. "Nachdem man mich von Ballykisteen vertrieben hatte, habe ich in London jemanden kennen gelernt. Ich war allein und hatte nur wenig Geld."
    Schockiert überlegte er, dass sie vielleicht nichts zu essen gehabt hatte und arm gewesen war. "Was hast du in der Situation gemacht?" Er befürchtete das Schlimmste.
    "Ich habe mich nicht prostituiert, wenn du das meinst", erklärte sie hitzig.
    "Nein, aber ich habe mir vorgestellt, dass du unter Brücken mit Obdachlosen gelebt und vielleicht gebettelt hast", entgegnete er rau.
    "In einem Hotel habe ich einen Job als Tellerwäscherin gefunden." Sie verzog das Gesicht. "Es war schrecklich."
    "Und dort hast du diesen Mann kennen gelernt?"
    "Einen Kellner. Er war freundlich zu mir, und ich dachte, er sei wirklich nett. Aber später stellte sich heraus, dass er es nicht war."
    "Du hast dich in ihn verliebt", stellte Lorcan schmerzerfüllt fest.
    "Damals glaubte ich es. Ich habe mich verzweifelt nach Liebe gesehnt", gestand sie ein.
    Lorcan biss die Zähne zusammen. Sie hatte jemanden
    gebraucht, der sie liebte, und sich eingeredet, ihn gefunden zu haben. Vielleicht gibt sie sich auch jetzt noch Illusionen hin und bildet sich nur ein, mich zu lieben, dachte er entsetzt und blickte sie schweigend an.
    "Und dann merkte ich, dass ich schwanger war", fuhr sie schließlich fort.
    "Vermutlich hat er dich verlassen", sagte Lorcan verächtlich.
    "Nein, er war begeistert und wollte mich heiraten."
    "Und? Hast du ihn geheiratet?" Er hatte das Gefühl, zu Eis zu erstarren.
    "Ja, weil ich überzeugt war, er würde mich lieben."
    Lorcan atmete tief ein. Demnach war sie zweimal verheiratet gewesen. Zwei Männer hatten mit ihr geschlafen, ihren Körper liebkost und ihn so oft besessen, wie sie wollten. Tausend Fragen brannten ihm auf der Zunge. Wie war es mit diesem Mann gewesen? Hatte sie bei ihm auch so leidenschaftlich reagiert und ihm zugeflüstert, wie sehr sie ihn liebe?
    Entschlossen verdrängte er die quälenden Gedanken.
    Aber dass sie mit zwei Männern ein Kind gehabt hatte, schien ihn innerlich zu zerreißen. Eigentlich brauchte es ihn nicht zu überraschen, denn er wusste ja, dass sie ihre Gunst leichtfertig verschenkte. Was sind ihre Liebesbeteuerungen wert, wenn sie sogar für Kaninchen und verletzte Vögel und irgendeinen armseligen Kellner, der freundlich zu ihr war, Liebe empfindet?
    überlegte Lorcan gereizt.
    Sie wusste eben nicht, was Liebe war. Er hatte geglaubt, ihre Gefühle für ihn seien etwas ganz Besonderes. Sie hatte mit ihrer Geschichte jedoch bewiesen, dass es nicht stimmte. Was sie sich unter Liebe vorstellte, klang plötzlich billig und oberflächlich.
    Er konnte ihr nicht mehr vertrauen.
    "Warum hat er dich geheiratet, wenn er dich nicht geliebt hat?" fragte Lorcan kühl.
    "Weil er Libyer war. Es gab Probleme mit seinen Ausweisen und seiner Aufenthaltsgenehmigung."
    "Dann hat er dich nur geheiratet, um in England bleiben zu können?"
    "Ja, davon gehe ich aus." Sie senkte den Kopf. Dabei fiel ihr das Haar ins Gesicht und verdeckte es halb.
    "Und weiter?"
    Kathleen erbebte und brach in Tränen aus. Er betrachtete sie und musste sich zwingen, kein Mitleid mit ihr zu empfinden, denn er wusste aus Erfahrung, wohin das führte. Wahrscheinlich hatte man ihr Kind nach Libyen gebracht, und sie hatte es nie mehr gesehen.
    Müde drehte Lorcan sich um und wollte gehen.
    "Du musst das Ende der Geschichte noch erfahren", sagte sie.
    "Nein, das brauche ich nicht. Die Sache ist doch klar. Als er die Aufenthaltsgenehmigung nicht bekam, hat er das Kind entführt und mit nach Hause genommen."
    "Ist dir das völlig egal?" Seine Gleichgültigkeit überraschte sie. "Mein Baby war erst neun Monate alt. Vor Kummer und Schmerz bin ich beinah wahnsinnig geworden", rief sie gequält aus.
    Plötzlich fielen ihm die Frauen ein, die er in Fällen von Kindesentführung auf internationaler Ebene vertreten hatte und deren Leben durch den Verlust ihrer Kinder zerstört war.
    Kathleen tat ihm leid, er zwang sich jedoch, sein Mitgefühl nicht zu zeigen.
    Ihm war klar, dass es für sie eine Tragödie gewesen war.
    Aber wenn er sie tröstete, würde er doch nur wieder ihrem Zauber erliegen. Im Rausch der Begeisterung und Leidenschaft würden sie heiraten und es in einigen

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