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Rückkehr nach Kenlyn

Rückkehr nach Kenlyn

Titel: Rückkehr nach Kenlyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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Akademie, im Zentrum der Stadt, stand der hellerleuchtete Jadeturm Syl Ra Vans. Aber du weißt zu viel. Und ich bin mir nicht sicher, ob ich dir trauen kann.
    Sie trennten sich, als sie den Silbernen Saal wieder betraten. Ich muss auf mein Schiff zurück , dachte Telios müde. Die Dragulia war mittlerweile der einzige Ort, an dem er sich halbwegs sicher fühlte – zumindest weniger unsicher als anderswo. Doch die Wartungsarbeiten hielten noch an; sie würden nicht vor morgen Mittag starten können.
    »Admiral?« Eine hübsche, junge Menschenfrau stand neben ihm. Sie war als Kellnerin unterwegs, doch im Gegensatz zu den anderen Servierern kannte er ihr Gesicht, ihren Namen und ihren Rang. Natürlich ließ sie keine Vertrautheit erkennen, stattdessen bot sie ihm süß lächelnd ein volles Tablett dar. »Möchten Sie etwas trinken? Der Sekt ist sehr zu empfehlen.«
    »Danke«, sagte er und nahm das einzige Glas Sekt.
    »Immer zu Ihren Diensten.« Sie nickte knapp und verschwand wieder in der Menge, um Erfrischungen zu verteilen und Gespräche zu belauschen. Morgen früh würde er ihren Bericht erhalten.
    Mit dem Getränk in der Hand trat Telios auf den Korridor, versicherte sich, dass ihn niemand beobachtete und löste eine transparente, winzig beschriebene Folie von der Unterseite des Glases.
    » Anwesenheit im Stillen Haus erbeten «, lautete die kodierte Nachricht. Er wusste, von wem sie kam und wie dringlich sie war. Er ließ die Folie in das Sektglas gleiten und sah zu, wie sie sich binnen Sekunden auflöste. Dann stellte er das Glas ab und begab sich in den Ostflügel der Akademie, wo er den internen, streng bewachten Nexus des Gebäudes durchschritt, welcher ihn im Hauptquartier des Ordens, einige Straßen weiter, herausließ. Wachen schnappten in Habachtstellung und hoben ihre Sonnenaugen zum Salut.
    Telios nickte ihnen im Vorbeigehen zu, durchquerte ein Portal nach dem anderen, öffnete und verschloss sie mit Hilfe seines persönlichen Kennworts, bis er jenen Nexus erreichte, den kaum jemand im Orden kannte. Er entsiegelte das Artefakt; seine glatte Metalloberfläche verwandelte sich in einen Durchgang, der ihn in einen kühlen, trockenen Keller führte, mit Mauern, so schmucklos und grau wie Decke und Boden, und nur von einer einzigen Lichtkugel beschienen.
    Dies war »das Stille Haus«, ein Netz aus Gängen und Räumen tief in den Eingeweiden der Schwebenden Stadt. Abgesehen von jenem Portal, das sich gerade automatisch hinter ihm schloss, gab es keine anderen Wege hier hinein – und hinaus führte nur ein einziger, versteckter Schacht für Notfälle. Hier tagte der Sonderausschuss Nummer Neunzehn in der Sicherheit maximaler Isolation; hier befanden sich neben Büros und Archiven auch Gefängniszellen und Verhörräume.
    Wie üblich fühlte sich Telios hier unten wie zu Besuch in seiner eigenen Gruft.
    »Admiral.« Varkonn Monaro erwartete ihn. Der Vizekommissar des Ausschusses, der Eingeweihten auch als die »Schattenkommission« bekannt war, nickte seinem vorgesetzten Offizier zu. Telios gab den Gruß zurück und fragte sich zum wiederholten Mal, ob er seinen Stellvertreter jemals hatte lächeln sehen.
    Monaros Haut war dunkel, sein schwarzes Haar kurzgeschoren wie das des Admirals. Es gab nichts in seinem jungen Gesicht, das es erinnernswert machte, abgesehen von den klugen, braunen Augen und der dünnen Nickelbrille. Alles in allem war er kühl und effizient – wie eine Klinge.
    Der Admiral kannte seine Akte auswendig: Varkonn Monaro, geboren im Jahre 896 in On-Ta-Na, war während seiner Ausbildung vom Nachrichtendienst der Friedenswächter angeworben worden. Dank seiner beachtlichen Intelligenz und Tüchtigkeit war er in Windeseile in der Rangordnung nach oben gestiegen. Nun, mit dreiunddreißig, war er bereits Kommodore, Träger eines veralteten Dienstgrades, welcher zusammen mit der Gründung der Kommission vom Gouverneur persönlich wieder eingeführt worden war.
    Monaro besaß eine Gabe für die Entschlüsselung von Kodes und Chiffren und hatte ein Talent für das Verknüpfen scheinbar unzusammenhängender Informationen; beides hatte ihm geholfen, den kriminellen Verbund, der sich »Der Ring des Schwarzen Lotus« genannt hatte, fast im Alleingang zu zerschlagen. Zwei Jahre war das nun her – seitdem hatte er die Ehre, sich Protegé von Syl Ra Van zu nennen.
    Es war bekannt, dass er sich nur eine einzige Leidenschaft erlaubte: seinen Hass auf den Schattenkult. Telios traute ihm ebensowenig, wie er

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