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Rückkehr nach Kenlyn

Rückkehr nach Kenlyn

Titel: Rückkehr nach Kenlyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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dem Gouverneur traute, doch ihm war klar, dass er Monaro nicht loswerden konnte, denn jeder laut geäußerte Zweifel an dessen Integrität hätte ihn in den Augen Syl Ra Vans verdächtig gemacht. Also war ihm bislang nichts anderes übrig geblieben, als den Vizekommissar strengstens im Auge zu behalten und zu hoffen, dass sein Misstrauen unnötig war.
    »Verzeihen Sie, dass ich Sie so kurzfristig herrufen ließ, Admiral, aber unsere Leute haben etwas gefunden, dass Sie interessieren dürfte.« Monaros Stimme erinnerte in ihrer Kühle und Farblosigkeit an Nebel.
    »Ich hatte ohnehin vor, mich von der Feier zu verabschieden«, sagte Telios trocken. »Ich habe nur auf die erstbeste Gelegenheit gewartet.«
    »Ich verstehe.« Monaro richtete seine Brille. Beide Männer durchquerten einen langen, grauen Gang, der sich mit anderen Korridoren kreuzte, und hielten auf die schwere Metalltür an seinem Ende zu. Einige Mitarbeiter der Kommission begegneten ihnen salutierend.
    »Also, Kommodore, was gibt es Dringendes?«
    »Das hier, Admiral.« Monaro öffnete die Tür. Purpurnes Licht erfüllte den ansonsten dunklen Raum dahinter, der von einem Kraftfeld halbiert wurde. Zwei Sitzkissen und eine Instrumentenkonsole standen auf ihrer Seite; jenseits der brummenden Lichtbarriere gab es nur kahlen Stein – und eine grobe Metallliege.
    Darauf lag ein alter Draxyll; seine Hände und Füße und sogar der lange Echsenhals und sein Schwanz waren mit Stahlringen gefesselt. Das Kraftfeld verzerrte die Farben, sodass Telios einen Moment brauchte, um das Gesicht des Mannes zu erkennen. Und als er es tat, konnte es ihn nicht einmal erschrecken.
    Du also auch?
    Der Winkel, in dem die Liege stand, erlaubte es dem Gefangenen, die beiden Menschen zu sehen. Seine schwarzen Augen verschwanden fast zwischen Falten, Ringen und Hautsäcken, aber sie erkannten ihrerseits den Admiral. »Andar!«, krächzte eine Stimme aus den Lautsprechern. »Andar, mein Junge, sind Sie das?«
    »Ja.« Telios hörte seine eigene Stimme kaum.
    Mehr als anderthalb Jahre war es her, dass er seinen ehemaligen kommandierenden Offizier und früheren Admiral Xuru Shuan-Kor gesehen hatte. Abgesehen von Yanek Naguun war der Draxyll einer der wenigen Förderer des früheren Taschendiebs aus der Gosse gewesen. Shuan-Kors Empfehlung hatte Telios es zu verdanken, dass er nach Ende seiner Grundausbildung die Akademie besuchen durfte, um sich auf eine Offizierslaufbahn vorzubereiten. Auch danach hatte der greise Admiral ihn nicht vergessen und den jungen Kommandanten Telios als Ersten Offizier auf die Dragulia geholt – ein prestigeträchtiger Posten, für den andere Ordensbrüder ihre rechte Hand gegeben hätten.
    Shuan-Kor war ihm ein väterlicher Freund gewesen; manchmal streng, aber immer gerecht. Telios wusste, dass er in seiner freien Zeit Rosen züchtete und drei Kinder hatte, von denen zwei selbst Mitglieder des Ordens waren. Nach seinem Austritt aus dem aktiven Dienst hatte er dem frischgebackenen Admiral Telios sein teures Schiff überlassen und unterrichtete nun als Instruktor an der Akademie Gefechtsethik und unbewaffneten Nahkampf.
    Wenn er hier war, gab es dafür nur eine Erklärung.
    »Andar!« Shuan-Kors Horn sang erleichtert. »Der Prophetin sei Dank, dass Sie hier sind! Niemand hier scheint zu verstehen, was ich sage! Niemand hört mir zu!«
    Telios’ Kehle war staubtrocken. »Niemand wird Ihnen etwas zuleide tun, Admi... Instruktor, solange Sie kooperieren.« Er wandte sich an seinen Stellvertreter. »Was hat er getan?«
    Monaro betrachtete den Draxyll hinter dem Kraftfeld, dessen Wabern sich in seinen Brillengläsern spiegelte. »Unsere Leute haben verschlüsselte Übertragungen abgefangen, die aus seiner Wohnung gesendet wurden. Es ist ihnen noch nicht gelungen, sie vollständig zu dechiffrieren, aber es ist klar, dass es sich um Berichte an seinen Kontaktmann im Kult handelt.«
    »Ich weiß nicht, wovon er redet! I-Ich habe diese Nachrichten nie gesendet!« Draxyllstimmen waren für gewöhnlich so träge wie Melasse. Die des ehemaligen Admirals bebte vor Panik.
    »Er hat den Kubus zerstört, kurz bevor unsere Leute ihn festgenommen haben«, sagte Monaro, ohne den Blick von dem Gefangenen zu nehmen.
    »Andar, Sie wissen, ich habe dem Orden immer treu gedient! Sie müssen mir helfen! Sie müssen ihm erklären, dass ich unschuldig bin!«
    Es schmerzte Telios, seinen alten Förderer so zu sehen. Wann soll das enden? Müssen wir erst jeden einzelnen von uns auf

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