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Rückkehr nach Kenlyn

Rückkehr nach Kenlyn

Titel: Rückkehr nach Kenlyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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leicht werden würde? Dass du hier deine Runden drehst und in letzter Sekunde über sie stolperst?
    Nun konnte sie ein Seufzen nicht verhindern. Wenn sie noch eine Landbarke in die Stadt erwischen wollte, musste sie sich langsam auf den Weg machen.
    Aber sie hatte nicht vor, so einfach aufzugeben: Morgen früh würde sie wiederkommen und wenn nötig den ganzen Tag und die ganze Nacht hier bleiben.
    Endriel wandte sich ab und wich einem vorbeiziehenden Abfallsammler aus.
    Da sah sie die junge Frau.
    Sie konnte es fühlen: Der letzte Teil der Reise stand bevor. Sie hatte gedacht, darauf vorbereitet zu sein, doch sie hatte sich selbst belogen. Es gab noch soviel zu sehen, soviel zu tun. Sie wollte nicht –
    Xeah erwachte blinzelnd aus ihrem Halbschlummer, als Schritte auf der Wendeltreppe ertönten. Sie hob gerade den Kopf vom Diwan, da betrat Keru in Begleitung von Miko und Nelen die hell erleuchtete Brücke. Es kostete sie große Kraft, ihre Sorgen fürs Erste zu verdrängen, bevor die anderen sie ihr ansahen.
    »Ich hasse diese Reklametouren«, schnaubte der Skria. Er lüftete die Kapuze und schüttelte seine Mähne aus. »So demütigend.«
    »Aber leider notwendig«, antwortete Xeah und zog die Mundwinkel hoch. Sie rieb sich die Müdigkeit aus den Augen. »Ohne Werbung keine Kunden.« Mit Mühen stemmte sie sich auf und setzte sich gerade hin. Es kam ihr vor, als wären ihre Knochen aus Blei.
    Sie hätte die drei gerne bei ihrem Gang durch die Stadt begleitet, doch Tian-Dshi lag zu ihrem Bedauern tief im Süden dieser Hemisphäre. Durch die Winde war das Klima hier beißend kalt, zumindest für eine Draxyll ihres Alters. Auf dem Weg hierher hatten sie schneebedeckte Gebirge überflogen, und der Anblick allein hatte ihr Blut zu Eiswasser gefroren. Also hatte sie das Schiff gehütet, während Keru und die anderen Flugblätter von Korona-Transport an dafür vorgesehene Mauern klebten oder unter der nichts ahnenden Bevölkerung verteilten. Eine Tätigkeit, die nicht jeder so verachtete wie der Bordingenieur.
    »Mir hat es jedenfalls Spaß gemacht«, verkündete Miko und ließ sich neben Xeah nieder, eingehüllt in seine dickste Jacke, die Wangen ganz rot vor Kälte. Seine Nase lief. »Aber wir müssen bald neue Blätter drucken. Fürs Erste sind alle verbraucht.« Aus seinen Taschen förderte er einen kleinen Topf mit Leim zu Tage, sowie einen Pinsel, dessen klebrigen Bart er mit Papier umhüllt hatte.
    »Von mir aus kannst du beim nächsten Mal alleine gehen«, piepste Nelen, als sie aus Mikos zurückgeschlagener Kapuze hervorkletterte. »Ich hab mir da draußen fast die Flügel abgefroren! Brrrrrr!« Sie schüttelte sich und flatterte auf den Geisterkubus an der Steuerkonsole.
    »Ich hätte auch nichts dagegen, bald in sonnigere Gefilde aufzubrechen«, sagte Xeah träge. Durch das Glas konnte sie eine Handvoll anderer Drachenschiffe sehen, die hier, auf dem kreisrunden Landeplatz am westlichen Stadtrand, ruhten. Jedes davon war mindestens doppelt so groß wie die Korona . Hinter ihnen reihten sich die Häuser der Randbezirke dicht aneinander; vereinzelte Schneeflocken schwebten durch die Lichtkegel der umstehenden Laternen.
    Xeah schüttelte den Kopf und versuchte, an tropische Regenwälder zu denken, brennende Wüsten oder heiße Quellen – jeden draxyllfreundlichen Ort, der ihr einfiel.
    »Meint ihr, Endriel hat Glück gehabt?«, fragte Nelen vom Geisterkubus aus. Sie hatte die Arme um die Beine geschlungen und sah dem Schneefall zu.
    »Willst du eine ehrliche Antwort?« Keru hatte seinen Mantel mittlerweile auf den zweiten Diwan gelegt und seinen Werkzeugkasten geschnappt, drauf und dran, wieder im Maschinenraum zu verschwinden.
    »Ehrlich gesagt, nein«, antwortete Nelen matt. »Dieses eine Mal: Belüg mich.«
    »Alles wird gut werden«, brummte Keru. »Sie wird Liyen Tela finden und die wird ihr mit dem Artefakt helfen. Dann werden wir nach Te’Ra gehen, Novus zurückholen und leben fett und satt bis ans Ende unserer Tage.«
    Nelen ließ die Flügel hängen. »Manchmal geschehen Wunder!«
    »Nicht in diesem Universum«, gab Keru zurück.
    Nelen wollte noch etwas erwidern, als plötzlich der Kristall unter ihr zu piepsen anfing.
    »Ist das ... Kundschaft?« Xeah blinzelte.
    »Nein.« Keru überprüfte die Anzeige. Seine Ohren zuckten. »Das kommt über die Weißmantel-Frequenz.«
    Er aktivierte den Kubus und sie lauschten der körperlosen Stimme, die aus dem Artefakt drang: » Achtung, an alle Bürger der

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