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Rückkehr nach Kenlyn

Rückkehr nach Kenlyn

Titel: Rückkehr nach Kenlyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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Eidolon, was uns auf der anderen Seite erwartet. Nach allem, was wir bisher erlebt haben, würde es mich sehr wundern, wenn es ein sonniger Spaziergang wird. Aber das nehme ich gerne in Kauf. Die Frage ist: Was ist mit euch? Ich kann nicht von euch verlangen, diese Reise mitzumachen. Wenn einer von euch hierbleiben möchte, hab ich dafür Verständnis«, sie lachte humorlos, »verdammt, wahrscheinlich wäre es sowieso das Klügste! Aber egal wie ihr euch entscheidet, ich werde es akzeptieren.«
    »Mann!« Nelen zog an ihren Hörnern. »Ich kann es nicht fassen, dass du das fragst! Meinst du, wir haben die ganzen Wochen darauf gewartet, nur um jetzt zu kneifen?«
    Miko hob die Hand. »Nelen hat Recht, Kapitän!« Und mit einem schüchternen Lächeln fügte er hinzu: »Außerdem brauchen Sie bestimmt auch auf dem Saphirstern einen Leibwächter!«
    Endriel war gerührt. »Danke, ihr zwei.« Sie suchte Kerus Blick. »Also, ich warte!«
    »Worauf?«
    »Dass du mir diesen Schwachsinn ausredest.«
    »Damit ich nachher wieder dein Geplärre ertragen muss?«, brummte er, nicht unfreundlich. »Vergiss es! Wir holen Novus zurück, damit du endlich aufhörst, mir auf die Nerven zu gehen.«
    »Keine Einwände von dir?« Endriel lachte. »Diesen Schock muss ich erstmal verdauen.«
    »Denk dran.« Keru bleckte sein Gebiss. »Der Kerl schuldet uns immer noch Geld. Und im Notfall prügel ich es aus ihm heraus.« Dann blickte er nach draußen ins Niemandsland. »Außerdem ist es auf diesem Planeten im Augenblick sowieso nicht besonders heimelig ...«
    Endriel drehte sich dem letzten Mitglied ihrer Mannschaft zu: »Xeah?«
    Eben noch im Gedanken versunken, hob die Draxyll nun den Kopf und blinzelte. Die Lederhaut ihres Echsengesichts schien auf einmal aus vielen winzigen Stücken zusammengesetzt, wie ein brüchiges, graues Mosaik.
    »Was ist mit dir?«, fragte Endriel vorsichtig. »Ich weiß, der Nordpol ist nicht wirklich dein Terrain, aber wir werden alles tun, um dich warm zu halten.«
    Xeah erwiderte lange ihren Blick, ohne etwas zu sagen. Dann zogen sich ihre Mundwinkel nach oben. »Endriel, du weißt, ich würde nichts lieber tun, als mit euch zu fliegen.«
    Endriels Freude verflüchtigte sich sofort. Etwas an der Art, wie Xeah das Haupt geneigt hatte, und dem brüchigen Ton ihrer Stimme gab ihr das Gefühl, als würden die sprichwörtlichen Riesenaale in ihrem Bauch wühlen.
    »Aber jetzt entschuldigt mich. Ich bin müde. Am besten werde ich mich etwas hinlegen ...«
    Endriel und die anderen sahen zu, wie Xeah sich abwandte und von der Brücke watschelte, wobei sie ihren Schwanz hinter sich herzog wie eine betäubte, dicke Schlange.
    Langes Schweigen breitete sich aus. Endriel sah zu Nelen, die nur hilflos die Achseln hob. Auch Keru machte sich Sorgen, wie sie am Zucken seiner Ohren erkannte. Allein Miko schien zu wissen, was mit Xeah los war, aber seine Miene verriet Endriel, dass er es ihr nicht sagen konnte.
    »Keru«, sagte sie mit plötzlich belegter Stimme. »Wir fliegen weiter Richtung Obrana. Bevor wir in der Stadt landen, essen wir noch einmal alle zusammen. Mit Liyen, meine ich. Danach ...«
    »Schmeißen wir sie von Bord.« Er nickte ernst.
    »Ich sehe nach Xeah.« Ohne eine Antwort abzuwarten, ließ Endriel die drei allein.
    Es dauerte eine Weile, bis Xeah auf ihr Klopfen reagierte. Als Endriel eintrat, lag die alte Heilerin nach Draxyllart bäuchlings auf ihrer Schlafmatte, bis zum Hals zugedeckt. Ihre Augen waren zu winzigen, schwarzen Schlitzen zusammengezogen.
    »Oh, Endriel, du bist es.« Xeah rückte die Kissenrolle unter ihrem Kiefer zurecht. Ihre Stimme klang schläfrig, kraftlos. »Was kann ich für dich tun?«
    »Dasselbe wollte ich eigentlich dich fragen.« Endriel hockte sich neben die Draxyll. Wie alt sie aussieht , dachte sie, nicht zum ersten Mal. Es tat ihr im Herzen weh.
    Altrosafarbenes Licht schimmerte hinter den heruntergezogenen Bambusrollos. Die Antriebe erwachten wieder zum Leben und übertönten die Stille zwischen den beiden.
    »Xeah, ist alles in Ordnung?«
    »Ja. Ich brauche nur ein kleines Nickerchen, das ist alles.«
    Endriel lächelte ohne jede Spur von Erheiterung. »Ich glaube, dies ist das erste Mal, dass du mich anlügst. Und du bist nicht sehr gut darin.«
    Xeah wandte schuldbewusst den Blick ab.
    »Liegt es an mir? Habe ich irgendetwas falsch gemacht?«
    Der Schädel der Draxyll wiegte sich kaum merklich von einer Seite zur anderen. »Nein.«
    »Dann sag mir, was dich bedrückt.

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