Rückkehr nach St. Elwine
Jungen finden vielleicht noch eine gemeinsame Beschäftigung.“
„ Oh, vielen Dank. Hoffentlich ist das kein Umweg für Mr. Tanner.“
„ Ach Unsinn. Dein Muffin Rezept muss ich unbedingt haben.“
„ Klar, kein Problem.“
„ Ich will ja nicht neugierig sein, aber dein Akzent klingt ganz anders als alles was ich bisher gehört habe. Woher kommst du eigentlich?“
Nun war Floriane in ihrem Element. Sie schnatterte drauflos was das Zeug hielt und erzählte von der Schulzeit in Rathenow, dem Fall der Berliner Mauer, wie sie in jener Nacht des 9. November in Berlin einem amerikanischen GI begegnete und sie sich Hals über Kopf in ihn verliebt hatte. Dann folgten Hochzeit, Schwangerschaft, Auswanderung in die USA. Das Zerwürfnis mit ihrer Familie, das diese Ereignisse mit sich brachten, ließ sie lieber weg.
Der anschließende Show- and Tell-Teil verschlug ihr dann allerdings die Sprache. Ein Quilt war schöner als der andere - wow. Was sich so alles aus Stoff zaubern ließ, war unglaublich. Bonny Sue hielt zum Beispiel ein so genanntes Quillow oder auch Magic Pillow hoch. Das war ein Quilt, an dessen Rückseite eine Art offene Kissenhülle angenäht war. In diese hinein verstaute man den nach einem bestimmten System gefalteten Quilt und hatte so lediglich ein Kissen auf dem Sofa herum liegen. Flo fand, dass das auch eine ideale Picknickdecke war. Gerade noch verbuchte sie diese interessante Entdeckung, als ein Vorhaben in nicht allzu ferner Zukunft, als ein anderes Stück ihr Entzücken hervorrief: ein kuscheliger Quilt aus Country-Flanell mit ausgefransten Rändern, ein so genanntes Shaggy oder Raggedy-Teil. Den hatte Rachel gerade für die kommende kühle Jahreszeit fertiggestellt.
„ Ideal für Anfänger geeignet“, erklärte sie den anderen, verblüfft dreinschauenden, Frauen.
Von weitem wirkten die gefransten Ränder fast wie kleine Rüschen, die sich munter um jedes einzelne Quadrat schlängelten. Das ganze Ding sah unglaublich gemütlich aus und wäre genau das Richtige für Abende, an denen man so richtig fix und foxi war, überlegte Floriane - also down bis an die Teppichkante. Man benötigte hierfür, so Rachel, sechzig oder eine beliebige andere Zahl, von gleichgroßen, möglichst vorgewaschenen, Stoffquadraten und damit man für die Vorder- und Rückseite die gleiche Optik erhält, sollte man am besten immer Paare von ein- und demselben Stoff verwenden.“
Rachel erklärte ausführlich und sehr anschaulich die Anfertigung des Quilts.
Floriane fiel bei diesem kuscheligen Ding gleich die Liedzeile: „Baby, wenn ich down bin und ich fühl mich schwach...“, von Udo Lindenberg ein. Jetzt nur nicht sentimental werden, ermahnte sie sich. Den Udo kennt hier in den Staaten eh kein Ami, das ist halt so. Doch solch einen tollen Kuschelquilt würde sie sich auf alle Fälle eines Tages nähen. Vielleicht würden es ja sogar zwei werden: einer für sie und einer für Kevin. Sie brauchte dringend eine Menge Stoff, so viel stand fest. Ohne einen weiteren Job war daran aber nicht zu denken. Die Touristensaison würde bald vorbei sein und somit würde ihre Hilfe in Marthas Pub nicht mehr benötigt werden. Sie hatte es längst bereut, nicht auf ihre Eltern gehört zu haben: sie hätte erst eine Berufsausbildung machen sollen, bevor sie sich nach Amerika aufmachte. Das hätte ihre Jobsuche hier zumindest erleichtert. Nun ja, jetzt hilft auch kein Jammern mehr, ermahnte sie sich streng.
Irene wandte plötzlich den Kopf und lächelte sie warmherzig an.
„ Alles nicht ganz einfach Kleines, hm?“
Wahrscheinlich konnte man in ihrem Gesicht lesen wie in einem offenen Buch. Flo nickte deshalb und zog ihre Schultern hoch.
„ Wenn du Hilfe brauchst, sag Bescheid! Wir Quilterinnen müssen zusammenhalten“, meinte Irene ehrlich.
„ Danke, aber ich glaube kaum, dass ihr mir einen Job besorgen könnt.“
„ Was soll das denn heißen?“ Bonny Sues Kopf schoss herum.
„ Oh - äh. Na ja, es reicht nicht, wenn ich in deinem Laden ein bisschen aushelfe. Versteh mich bitte nicht falsch, aber...“
„ Schon klar. Ich weiß, was du meinst.“
„ Wir werden uns umhören. Jede in ihrem Bereich. Wäre doch gelacht, wenn da nichts zu finden wäre“, ermunterte Irene sie.
„ Warst du schon bei Tanner Construction?“, warf Cybill ein.
„ Oh, ja. Aber das ist gründlich in die Hose gegangen. Da kann ich auf keinen Fall arbeiten.“
„ Hm.“
Jetzt war Doris Ross an der Reihe. Sie hatte während des Sommers
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