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Rückwärtsleben: Roman (German Edition)

Rückwärtsleben: Roman (German Edition)

Titel: Rückwärtsleben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Watson
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von Dad, weil es nicht mehr so leicht ist, was für mich zu kaufen.
    KONVERSATION BEIM ESSEN
    Jemima hatte wieder Steve mitgebracht. Er ist befördert worden und hat ihr einen teuren Ring gekauft, den alle bewundert haben. Sie fragten nach seiner Arbeit. Er ist Anwalt und Sporttrainer für Kinder. Frank und Tom hatten einen Streit wegen der Regierung. Früher dachte ich immer, dass Frank alles weiß, doch inzwischen ist mir klar, dass er zwar eine Menge weiß, aber auch stark verallgemeinert und die Ereignisse nicht genau anschaut. Rose war nicht da – sie studiert und ist zu Besuch bei Freunden in Manchester. Mum fand, dass es gut ist, um diese Jahreszeit wegzukommen. Eine seltsame Bemerkung, denn wir waren zu Weihnachten nur einmal weg, und daran kann ich mich gar nicht mehr erinnern. Ich wurde nach meiner Universitätsbewerbung gefragt, und alle fingen von Harvard an. Ich sagte, dass ich mit jeder Uni zufrieden bin, wo es einen guten Studiengang gibt. Frank meinte: »Ja, aber Harvard, das wäre schon was.« Anscheinend findet er alles andere bedeutungslos.
    WAS PASSIERTE
    Johnny war dieses Jahr nicht hier. Er ist in einem Trainingslager für Jungen, die Soldaten werden wollen. Dabei ist er erst 16! In Vietnam oder so würden sie ihn zu Klump schießen. Es war komisch ohne ihn. Ich war sogar bereit, mit Steve Rugby zu spielen, doch er machte einen Spaziergang mit Jemima.
    1968
    GESCHENKE
    Weil Frank wegen seiner Probleme meinen achtzehnten Geburtstag vergessen hatte, erhielt ich zusätzlich Geld und eine Jacke von ihm. Erneut Platten, Grateful Dead und Janis Joplin. Von Dad wieder eine LP von James Taylor. Er selbst bekam dieses Jahr von Mum einen neuen Plattenspieler, wahrscheinlich eine Art Friedensangebot, weil sie sich manchmal über seine Musik streiten, die ständig läuft. Sie hat ihn schon vor einiger Zeit gekauft, und wir haben es geheim gehalten, das hat Spaß gemacht. Es gab auch Geschenke zum Thema Amerika, zum Beispiel ein Buch über die Unterschiede zwischen den zwei Ländern, und einen kleinen Union Jack für meinen Schreibtisch.
    KONVERSATION
    Dorothy hat Frank verlassen, aber darüber wurde kein Wort verloren. Er war genauso wie immer und machte sogar noch mehr Witze als sonst. Vielleicht war das ein »Abwehrmechanismus«, um allen zu zeigen, dass er auch ohne sie gut klarkommt. Er erwähnte sie mehrmals und behauptete einmal sogar, dass sie von Kommunisten entführt worden ist – wie in alten Zeiten. Alle lachten. Er redete auch davon, wie groß seine Kinder geworden sind. Jemima saß mit Steve dabei, die beiden denken darüber nach zu heiraten. Für mich kann ich mir das noch nicht vorstellen. Steve hat mich den ganzen Tag kaum beachtet. Auch Rose hatte dieses Jahr ihren Freund dabei. Er heißt Abo und ist schwarz, und er engagiert sich für Sachen wie Abtreibung und Sterbehilfe. Er war sehr höflich. Er fragte mich, was ich in den Staaten machen will, und ich erzählte ihm von meinem Studium. Frank fragte, ob ich ihn analysieren kann. Alle lachten, aber ich glaube, das wäre nicht schwer. Er ist ein Mann, der Witze macht und alles angreift, weil er sich nicht sicher ist, woran er glaubt. Und er hat ein Bedürfnis zu dominieren – Gespräche, Beziehungen, alles. Aber das sagte ich nicht.
    Abo machte einen Fehler. Das Gespräch kam auf Martin Luther King und den Kennedy-Fluch, der erklären soll, warum ständig Kennedys erschossen werden. Abo erwähnte, dass er von dem Fluch von Witching gehört hat. Dieses Thema ist für Mum ein rotes Tuch, und Dad mag es auch nicht besonders. Betretenes Schweigen entstand, und es war kein Problem, Abo zu analysieren: Er kam sich vor wie ein Volltrottel.
    EREIGNISSE
    Da Rose und Abo, Jemima und Steve nach dem Essen alle ausgingen, blieb ich am Nachmittag mit Johnny allein. Ich hatte das Gefühl, dass er mich ignoriert. Letztlich musste ich ihn zwingen, mit mir zu sprechen. Wir machten einen langen Spaziergang über verschneite Felder bis zu einem Waldstück, wo wir stundenlang saßen und uns unterhielten. Ich fragte ihn, ob er etwas über die Hirsts weiß, weil Tom (sein Dad) wieder mit meinem Dad darüber geredet hat, doch er weiß nichts. Schon bei unserem Aufbruch war es dunkel, und als wir heimkamen, war es stockfinster, und er musste weg. Morgen muss ich viel lernen, weil am College bereits die nächsten Prüfungen anstehen.
    1969
    GESCHENKE
    Inzwischen liegt der Schwerpunkt natürlich weniger auf Geschenken; ich brauche eigentlich vor allem Bücher fürs

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