Rückwärtsleben: Roman (German Edition)
stolz, ihnen alles zeigen zu können.
K
Wir haben in einem Restaurant gegessen. Ich habe alles bezahlt, auch wenn sich Dad mit Händen und Füßen wehrte. Damit sie nicht merkten, wie teuer es war, log ich ihnen einen günstigeren Wechselkurs vor.
E
Mum – der es anscheinend Spaß macht, nur mit »euch Jungs« zusammen zu sein, wie sie es nennt – legte sich nach der Rückkehr in mein Apartment ein bisschen hin, und ich blieb mit Dad allein. Wir schalteten den Fernseher ein, wo gerade Ist das Leben nicht schön? lief, den Dad sehr mag. »Ein großartiger Film«, meinte er am Ende. »Die Moral der Geschichte, weißt du, dass alles, was man tut, sich auf jemanden auswirkt oder irgendwo was in Gang setzt – das beobachte ich eigentlich ständig.« Dann erzählte er mir von einem Fall in Cambridgeshire, wo jemand aus Versehen seinen Chef überfuhr, weil dieser ihn so lange arbeiten ließ, dass er zu müde zum Fahren war. Wir erinnerten uns an den Psychologen mit seinem Ursache-und-Wirkung-Leitsatz. Dad hat erst kürzlich wieder von ihm gehört. Er ist inzwischen Bauer.
Es wäre schön, wenn die Menschen wie in dem Film alternative Welten vor sich sehen könnten, bevor sie wichtige Entscheidungen treffen.
1983
G
Von Dad Ist das Leben nicht schön? als Video. Zum zweiten Mal etwas, das ich ihm schenken wollte. Es ist bewegend, wenn so was passiert. Dazu mehrere Geschenke im Zusammenhang mit Patsys Fall. Sally schenkte mir das Album – als ob ich es nicht schon hätte! Trotzdem eine nette Geste. Zum ersten Mal habe ich in der realen Welt etwas so Wichtiges geschafft, dass es andere zu Geschenken inspiriert.
K
Ungewöhnlich lebhaft dieses Jahr, zum Teil wegen der Unterbrechung vom letzten Jahr, zum Teil wegen meines kurzen Flirts mit dem Ruhm (und einer berühmten Sängerin), von dem alle beeindruckt waren. Der Hauptgrund war allerdings Steves und Jemimas kleines Baby Ami, das wirklich ein süßes kleines Mädchen ist. Frank war hocherfreut, dass sie zu uns gekommen sind, statt zu Dorothy zu fahren.
E
Im Mittelpunkt stand Ami. Es ist erfrischend, so ein kleines Wesen dabeizuhaben. Mum fragte mich, ob da bei mir nicht die Sehnsucht nach einem Kind erwacht. Ich wusste nicht, was ich antworten soll. Es war keine Überraschung, dass wir uns fast den ganzen Nachmittag damit beschäftigten, Ami zu unterhalten (oder vielleicht umgekehrt!). Sie wurde von Steve und Jemima mit Geschenken überhäuft. Ihre Gegenwart wirkte harmonisierend auf die Erwachsenen; Jemima war sehr freundlich zu mir. Die abwesende Rose bot ein gemeinsames Thema: Alle waren sich einig, dass sie mürrisch und verschlossen ist.
1984
G
Eine Küchenmaschine. Ein Becher mit der Aufschrift ICH BIN VON IDIOTEN UMGEBEN .
K
Allen war bewusst, dass eine Ära zu Ende gegangen ist. Ohne Frank war der einzige Grund unserer Zusammenkunft eine Art Hommage an ihn. Mum und Rose kochten. Jemima und Rose waren höflich zueinander, Steve und ich kamen gut miteinander aus. Dad spielte mit Ami und hatte großen Spaß. Wir redeten über Frank, was für ein großzügiger Mann er war. Mehrere Male bemerkte ich, wie alle Dad ansahen und sich anscheinend fragten, wie es für ihn ist, der letzte noch lebende Kristal-Bruder zu sein. Aber er ließ sich nicht anmerken, wie ihm zumute war. Wie immer.
E
Zum ersten Mal habe ich mich richtig mit Rose unterhalten. Ich glaube, ich habe sie bisher völlig falsch eingeschätzt. Beim Essen war sie sehr still und stimmte weder in Jemimas Lobreden auf ihren Vater noch in die zu seinen Ehren vorgebrachten politisch suspekten Witzeleien ein. Danach kündigte sie ihre Absicht an, einen Spaziergang zu machen. Spontan fragte ich, ob ich mich ihr anschließen kann. Sie war erstaunt, hatte jedoch offenbar nichts dagegen. Wir wanderten hinaus über die Felder. Sie schien den Tränen nah (inzwischen bin ich wohl in der Lage, das zu erkennen). Ich fragte, was los ist, und verkniff mir alle fachlichen Bemerkungen. Sie erzählte mir, dass sie keine Gelegenheit gefunden hatte, sich von ihrem Vater zu verabschieden. Sie hatte vorgehabt, letztes Jahr hier zu sein, aber dann war ihr was dazwischengekommen. »Eigentlich ist immer was dazwischengekommen«, wie sie sich ausdrückte. Als wir uns dem Platz näherten, wo ich mich einmal mit Johnny ausgesprochen hatte, erklärte sie, dass sie schon immer in Jeminas Schatten gestanden hat und dass dieses Gefühl mit dem Älterwerden nur noch stärker geworden ist.
»Sie kann mir leicht Ratschläge
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