Ruegen Ranen Rachedurst
freundliche Nicolé Hahne hatte allen noch einen Kaffee serviert, sich kurz zu ihnen gesetzt und mit ihnen noch etwas geplaudert. George war hin und weg!
Benecke war trotzdem nicht zufrieden. Vielleicht gab es ja Neuigkeiten bei den polizeilichen Ermittlungen. Nur, wie sollte er davon erfahren, wenn dieser Hauptkommissar Jensen einfach nicht auftauchte?
Er hat wohl Besseres zu tun, dachte der Kriminalbiologe. Und das hieß in dem Fall wohl, dass sich rund um Gerlinde Grasmück vielleicht neue Anhaltspunkte ergeben hatten. Er hatte so etwas im Gefühl.
***
Sie hatten den Wagen noch nicht erreicht, da klingelte Beneckes iPhone.
„ Ja, hier Mark Benecke“, meldete er sich.
„ Hier spricht Bernard Dietzenbacher.“ Der Mann keuchte, und es dauerte einige Augenblicke, bis er wieder zu Atem kam.
Asthmatiker, dachte Benecke.
„ Sie haben mich angemailt“, meinte Dietzenbacher.
Jetzt wusste Benecke, mit wem er sprach. Der Name war ihm gleich bekannt vorgekommen. „Sie waren in dem Seminar bei Herrn Störens, nicht wahr?“, vergewisserte er sich.
„ Ich bin hier in Sassnitz beim Haus der Gesundheit und warte auf meinen Kurs.“
„ Ach, dann sind Sie gar nicht nach Hause gefahren?“, fragte Benecke ganz überrascht.
„ Nee, nee, ich mach hier noch volles Programm …“ Er keuchte erneut. „Gesundheitsinsel Rügen und so! Schon mal von gehört?“
„ Nein, ehrlich gesagt nicht.“
„ Schade, Sie sollten sich da unbedingt einmal informieren. Aber Sie wollten etwas über Frank Schneider und die anderen wissen, die verschwunden sind?“
„ Richtig.“
„ Kommen Sie doch einfach her. Ich habe jetzt noch einen Tai-Chi-Grundkurs, aber danach könnte ich Ihnen etwas Zeit vor dem Raucher-Entwöhnungskurs einräumen.“
„ Ah ja. Wo sind Sie denn, bitte schön?“
„ Sassnitz, Haus der Gesundheit. Liegt Gerhart-Hauptmann-Ring 50. Wenn Sie die …“
„ Danke, wir haben ein Navi“, fiel ihm Benecke schon ins Wort.
„ Gut, dann in einer halben Stunde.“
Bernard Dietzenbacher legte auf.
Benecke gab George den Inhalt des Gesprächs kurz wieder. Dieser seufzte daraufhin vernehmlich. „Die Küste rauf und runter. Gestern Abend noch in Sassnitz, jetzt in Baabe und nun wieder rauf nach Sassnitz!“
„ Aber, aber Herr Schmitz! Es ist doch wirklich eine schöne Strecke. Die kann man durchaus auch mehrmals fahren!“
George lachte lauthals: „Sie sitzen ja auch nur daneben und sehen aus dem Fenster den Schiffen zu.“
Sein Protest war natürlich nicht ernst gemeint.
In Wahrheit saß er gerne hinter dem Steuer. Jede andere Einstellung zum Autofahren hätte sich mit seinem nach Mobilität verlangenden Reporterberuf auch sehr schlecht vertragen. Und abgesehen davon, war der Fall mit dem Köpfer von Rügen natürlich eine Riesenstory, die er sich unmöglich entgehen lassen konnte. Da blühte sein Reporterherz einfach auf, das immer darauf aus war, die eigentlichen Geschichten hinter den Schlagzeilen zu entdecken. Darauf, dass daraus vielleicht einmal eine Sensationsmeldung in den Medien wurde, kam es ihm gar nicht so sehr an. Zumindest nicht in erster Linie, auch wenn sich seine Heimatredaktion natürlich über jedes zusätzlich verkaufte Zeitungsexemplar freute.
Noch während er seinen Gedanken nachhing, gingen sie zum Wagen, und er startete den Motor.
„ Schon seltsam, da geht einer erst in ein Anti-Burn-out-Programm bei diesem Herrn Störens und macht anschließend noch einmal so eine Art Wohlfühlkur oder wie immer man das bezeichnen will“, meinte Benecke auf einmal.
„ Wieso ist das seltsam?“, fragte George. „Warum soll sich so ein Mann nicht einmal etwas Gutes gönnen und sich wieder auf einen Top-Level bringen lassen? Körperlich und geistig …“
„ Ich glaube, man nennt das inzwischen mental“, erwiderte Benecke zerstreut. „Hauptsache, der Kerl hat etwas Interessantes mitzuteilen. Mir geht allerdings nicht aus dem Kopf, was die beiden Joggerinnen gesagt haben. Oder besser, was sie nicht gesagt haben!“
„ Sie hatten fest damit gerechnet, dass sie Cornelius von Bergen als den Mann mit dem Ziegenbart identifizieren würden, nicht wahr?“, fragte George teilnahmsvoll.
Benecke nickte. „Ja. Ich meine, diese Kombination, Bart und ein bestimmter Handwagentyp, kommt ja nun wirklich nicht häufig vor. Dagegen spricht eigentlich die Wahrscheinlichkeit.“
„ Wir können die Sache noch einmal bei den Steinmüllers abchecken“, schlug der Reporter vor. „Die haben den Kerl
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